Reinbek. Die Verwaltung schlägt ein 1,3-Millionen-Euro-Paket für vier Jahre vor. Eine Evaluationsgruppe trifft sich am 11. Dezember.

Der Startschuss ist am 11. Dezember. Dann trifft sich in Reinbek eine Evaluationsgruppe mit Politikern aller Fraktionen und Bürgermeister Björn Warmer. Auch die Polizei, evangelische Kirche, TSV Reinbek, Seniorenbeirat und der Allgemeine Deutschen Fahrradclub (ADFC) sind dabei. Die Teilnehmerliste umfasst 26 Personen. Sie werden sich damit befassen, wie die Bedingungen für Radfahrer in Stormarns zweitgrößter Stadt verbessert werden können. Dazu gehört auch der Ausbau des Wegenetzes. Die Verwaltung schlägt vor, in den kommenden vier Jahren dafür mehr als 1,3 Millionen Euro zu investieren. Eine Zustimmung der Entscheidungsträger deutet sich an.

Zuerst an bestehende Radwege ran und Mängel beheben

„Ich habe die Sache im Ausschuss für Umwelt und Verkehrsplanung abgefragt, die Resonanz war durchweg positiv“, sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Günther Herder-Alpen. Mit dieser Summe werde man jedoch nicht alles bewältigen können. Der SPD-Vorsitzende Gerd Prüfer fasst die Gespräche in seiner Partei so zusammen: „Wir wollen den Ausbau unbedingt, müssen zum Beispiel Querverbindungen stärken.“

CDU-Fraktionschef Patrick Ziebke sagt, man müsse zuerst an bestehende Radwege ran wie an der Schönningstedter Straße und Mängel beheben. Das Vorhaben der Verwaltung findet der Christdemokrat gut. „Grundsätzlich müsste es passen.“ Warmer möchte jedes Jahr 300.000 Euro plus 30.000 Euro Planungskosten zur Verfügung gestellt bekommen. Das ist Gegenstand der Haushaltsberatungen. Im Rathaus wird eine neue Stelle für einen Tiefbauingenieur geschaffen, dessen Arbeitsbereich auch das Thema Radwege impliziert.

Am S-Bahnhof werden 2020 Radschließanlagen gebaut

Joachim Becker vom ADFC inspizierte 2018 für das Abendblatt die Reinbeker Radwege. Er hatte viel Anlass zu Kritik.
Joachim Becker vom ADFC inspizierte 2018 für das Abendblatt die Reinbeker Radwege. Er hatte viel Anlass zu Kritik. © Pelle Kohrs | Pelle Kohrs

Unabhängig vom neuen Plan sind im kommenden Jahr 30.000 Euro für den Unterhalt der Radwege vorgesehen. „Ein Konzept haben wir 2015 schon mit dem ADFC erstellt, allerdings handelt es sich dabei um Einzelmaßnahmen. Jetzt verfolgen wir einen systematischen Ansatz“, sagt der Reinbeker Bürgermeister und bringt dabei zum Beispiel Hauptachsen ins Spiel. „Den Gedanken von Velo-Routen finde ich richtig gut“, so Warmer. Auch bei dem zweiten Zusammenkommen der Evaluationsgruppe im Februar sollen die Teilnehmer Ideen einbringen, alles ist ergebnisoffen. Geht es nach dem Verwaltungschef, werden sich die Personen später in einer Lenkungsgruppe formieren und konkrete Dinge erarbeiten.

Die Attraktivität des Radfahrens in Reinbek zu steigern, ist Bestandteil eines integrierten Klimaschutzkonzepts. Dieses hatten die Stadtverordneten 2017 beschlossen. Damit ging die Einstellung einer Klimaschutzmanagerin einher. Estrella Piechulek (32) arbeitet seit rund einem Jahr in dieser Position. Sie sagt: „Radwege sind sehr wichtig, haben aber nicht Priorität, weil Klimaschutz ein breites Spektrum beinhaltet. Ich denke da nur an Gewerbe.“ Alles hänge miteinander zusammen. „Aber als Stadt haben wir im Bereich Verkehr die meiste Einflussmöglichkeit.“ Unter Piechuleks Mitwirken hat Reinbek schon einiges auf den Weg gebracht. Im Stadtgebiet gibt es nun drei öffentliche Streuobstwiesen, die in Zusammenarbeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Klimaschutzinitiative Sachsenwald entstanden sind. Ab 2020 soll sich ein Energie-Manager um städtische Gebäude kümmern.

StadtRad-Flotte sollte auch in Stormarn angeboten werden

Auch in Sachen Fahrrad ist ein Projekt beschlossen. 2020 werden am S-Bahnhof zwei überdachte Sammelschließanlagen mit Platz für je 25 Räder errichtet. Die Kosten sind auf 220.000 Euro geschätzt. 75 Prozent der Planungssumme, nämlich 21.000 Euro, steuert der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein bei. Estrella Piechulek, die Mitglied der Facharbeitsgruppe Klimaschutz und Energie der Metropolregion Hamburg ist, wird auch Fördergeld für den Bau beantragen.

Begeistert ist die Klimaschutzmanagerin vom StadtRad mit seinen Verleihstationen auf dem Gebiet der Hansestadt. Die Flotte wird von der DB-Tochter Deutsche Bahn Connect betrieben. „Ich finde es gut, wenn es einen zweiten Ring geben würde mit Stormarn“, sagt Piechulek. Sie habe diesbezüglich lockere Gespräche mit Ahrensburg, Bargteheide, Großhansdorf und auch Geesthacht geführt zwecks Anfrage bei der Bahn.

Dass Reinbek noch mehr für Radfahrer machen muss, ist unbestritten. Beim Abendblatt-Radwege-TÜV im vergangenen Jahr gab es die Note 5-. Experten des ADFC hatten die Gegebenheiten in Stormarner Städten und Gemeinden geprüft sowie in fünf Kategorien bewertet.