Ammersbek. Henning Görtz erfährt bei Rundgang mit dem künstlerischen Leiter Axel Richter Wissenswertes über Historie und Auftrag der Einrichtung.
Seit Henning Görtz 2016 Landrat geworden ist, besucht er auf seinen Sommertouren regelmäßig Ateliers Stormarner Künstler. Nun war er zu Gast bei Axel Richter, dem künstlerischen Leiter des KunstHauses am Schüberg. „In dem Tagungs- und Bildungszentrum an gleicher Stelle war ich ja schon oft. Dass es sich dabei aber zugleich um einen bedeutenden Kunstort des Kreises handelt, ist mir erst jetzt so richtig bewusst geworden“, gestand Görtz.
Die alte Apfelbaumplantage wurde zum Skulpturenpark
Eingebettet in weitläufige Wiesen liegt die Einrichtung des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Hamburg-Ost direkt am Fuße des Schübergs im Südosten von Ammersbek. „Als ich in den 90er-Jahren hier herkam, lag das 3,5 Hektar große Areal in einer Art Dornröschenschlaf“, erzählte Richter, der seinerzeit in einem alten Bauwagen lebte.
Schnell bewies der studierte Bildhauer, dass er nicht nur Stein, Holz, Bronze und Ton formen kann, sondern auch Landschaften. „Eine alte Apfelbaumplantage wurde in einen Skulpturenpark verwandelt, in dem die Besucher des Zentrums Ablenkung und Inspiration finden können. Es gibt aber auch Naturräume für Seminare und intensiven Austausch“, so der 60-Jährige.
Axel Richter ist seit Jahr 2000 Leiter des KunstHauses
Das hat den Pröpsten des einstigen Kirchenkreises Stormarn offenbar imponiert. Jedenfalls machten sie den gebürtigen Oldenburger 2000 zum Leiter des KunstHauses, das faktisch als dritte Säule des kirchlichen Zentrums etabliert wurde. Kunst und Kirche in einen Dialog bringen, lautete der Auftrag. Den Richter für sich als Mission interpretierte.
Weil in der Einrichtung früher vornehmlich Entwicklungshelfer für die „dritte Welt“ ausgebildet wurden, sei das Haus am Schüberg in Afrika bekannter gewesen als in Stormarn, heißt es. Das sollte sich Dank des umtriebigen Bildhauers ändern. Unter anderem deshalb, weil um die einstige Kapelle des Zentrums ein 120 Meter langer Rundgang entstand, der einer klösterlichen Anlage nachempfunden ist. Die sich für Richter als Innengalerie geradezu aufdrängte.
Jury wählt jedes Jahr sechs Künstler für Ausstellungen aus
Um sie künstlerisch zu bespielen, berief er schon bald eine Fachjury ein, die in jedem Jahr sechs Künstler auswählte, die ihre Werke im KunstHaus und im Außengelände präsentieren durften. Die Auswahl trug der Schüberger Galerie allerdings schon bald den Ruf ein, allzu elitär zu sein. Ein Vorwurf, den Richter auf die Frage, wie viele Stormarner denn unter den bislang 160 ausstellenden Künstlern waren, nicht wirklich zu entkräften wusste. „Nicht mehr als eine Handvoll“, ließ er wissen.
Stattdessen findet sich im Außengelände zum Beispiel die Tensegrity-Installation „Wir sind alle Astronauten“ des US-amerikanischen Architekten, Konstrukteurs und Designers Richard Buckminster Fuller, ein geodätisches Modell mit festen und elastischen Elementen. Oder die sechs Meter hohe Installation „Schwebende Archive“ des gebürtigen Schweizers Roger Rigorth aus Sisal und Holz.
Dem Förderverein des Hauses gehören 35 Mitglieder an
Möglich wurden die Ankäufe unter anderem durch den 2004 gegründeten Förderverein des KunstHauses. Ihm gehören inzwischen 35 Mitglieder an, die durch Beiträge und die Akquise von Spenden zudem Veranstaltungen wie Holzbildhauersymposien in Ammersbek, Seminare und diverse Kunstaktionen auch außerhalb der Einrichtung am Schüberg unterstützen. Dazu zählt nicht zuletzt die Ausstellung „KunstWerk“. Die laut Richter „niedrigschwellige Plattform für Künstler aus dem Kreis, ganz Schleswig-Holstein und Hamburg“ sollte 2020 zwar wieder in der Stormarnhalle in Bad Oldesloe stattfinden, musste coronabedingt aber in den April nächsten Jahres verschoben werden.
„Ich bin beeindruckt von den vielfältigen Angeboten im KunstHaus am Schüberg, es ist eine wahre Perle für den Kreis Stormarn“, sagte Landrat Henning Görtz am Ende seines Rundgangs. Diesem Kunstort gebühre jedenfalls eine noch deutlich größere Aufmerksamkeit, auch und gerade in der Region.