Ahrensburg. Gut Wulfsdorf klagt über Lagerfeuer, Splitter, Müll am Bredenbeker Teich. Polizei kontrolliert 51 Teilnehmer, etliche können flüchten.
Stellen Sie sich vor, Sie haben im Garten ein Beet angelegt, bepflanzen, hegen und pflegen es. Als Lohn für Ihre Mühe wachsen und gedeihen die Pflanzen prächtig. Und eines Morgens stellen Sie fest, dass jemand sie zertrampelt und Glasflaschen ins Beet geschmissen hat. Die Scherben haben sich überall verteilt. Wie würden Sie sich fühlen?
Lehrling wird durch Lärm auf Gruppe aufmerksam
Simon Lutz weiß, wie sich das anfühlt. Er arbeitet als Landwirt auf dem Demeter-Hof Gut Wulfsdorf in Ahrensburg, das seine Familie gepachtet hat. Wenn das Wetter warm und sonnig ist, zieht es viele Jugendliche an den Bredenbeker Teich. An diesen grenzen gutseigene Flurstücke, unter anderem ein Haferfeld, das von einem mehrere Meter breiten Wildblumen-Streifen umsäumt ist und direkt am See liegt. Schilder weisen auf das Betretungsverbot hin.
Am Donnerstag vor einer Woche hört ein Lehrling, der gegen Abend auf einem Kartoffelacker in der Nähe zu tun hat, aus dieser Richtung laute Musik und Lärm von einer großen Menschengruppe. Er gibt im Gut Bescheid. Pächter Georg Lutz weiß, dass er Verstärkung braucht, und ruft die Polizei an. Als er, Sohn Simon und zwei Mitarbeiter sowie vier Polizisten das Gelände erreichen, treffen sie dort auf mehrere Gruppen Jugendlicher. Diese lagern teilweise mitten im Feld, haben den Hafer plattgetreten und den Blühstreifen großflächig zerstört. Müll liegt auf dem Boden. Simon Lutz sagt: „Es müssen etwa 200 Jugendliche gewesen sein, die dort gefeiert haben.“ Viele hätten sich schnell davongemacht. Er habe beobachtet, wie sie die anderen per Handy gewarnt hätten. 51 konnten nicht entwischen: Die Polizei nahm ihre Personalien auf und erteilte allen Platzverweise. Sie müssen jetzt mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung rechnen.
Auch Hundehalter laufen zum Teil quer über die Äcker
Die Spuren der Jugendlichen sind immer noch deutlich sichtbar. Von den Wildblumenflächen, zum Teil aus projektbezogenen Spenden finanziert, ist über mehrere Hundert Meter kaum noch etwas zu sehen. Statt dessen viel nackte Erde, darauf Kronkorken, Zigarettenstummel und anderer Unrat. An einer Stelle zeichnen sich Reste eines Lagerfeuers ab.
Simon Lutz wirkt bedrückt. „Manche wissen einfach nicht, was sie mit ihrem Fehlverhalten anrichten“, vermutet er. Andere seien unbelehrbar, selbst wenn sie auf frischer Tat ertappt würden. „Das ist dann jedes Mal Stress, wir werden verbal und auch körperlich angegangen“, sagt er. Durch den jüngsten Vorfall seien etwa 2000 Quadratmeter Hafer vernichtet worden. Lutz: „Das ist einfach traurig, man kümmert sich, macht und tut – und die machen das wieder kaputt. Wir leben ja auch davon.“
Hundekot sorgt für Schimmel und Keime im Viehfutter
Die Folgen für den Hof seien auch in anderer Hinsicht massiv. Immer wieder müsse er seine Arbeit auf den Äckern unterbrechen, um Flaschen und Müll einzusammeln. „Die Glassplitter können die Räder der Maschinen beschädigen, werden in den Boden eingearbeitet und verunreinigen das Getreide“, sagt er. Besonders schlimme Auswirkungen haben Dosen, die in den Futterpflanzen landen. Sie werden mitgemäht und können die Hoftiere verletzen. Lutz erzählt von Vorfällen, in denen die Tiere nach dem Füttern aus der Nase bluten.
Probleme verursachen aber auch Hundehalter, die über die Felder laufen. Durch den Hundekot schimmeln die Futterpflanzen. Das Kleegras wird durch Schimmelsporen und Keime verunreinigt, die im Verdauungstrakt der Kühe landen und Krankheiten auslösen können. Zusätzlich können Bandwürmer übertragen werden.
Trotz Schäden setzt der Landwirt vor allem auf Aufklärung
Und auch das gibt es: Am Montagnachmittag schreckte Lutz mit seinem Trecker ein Paar auf, das sein Auto mit Hamburger Kennzeichen mitten im Kleegras geparkt hatte. „Die habe ich wohl beim Liebemachen erwischt, denn sie mussten sich erst einmal wieder ankleiden.“ Er ließ das Paar ziehen. Die Folgen trägt wie immer der Hof.
Lutz sagt: „Solche Vorfälle gibt es immer wieder.“ Er setze auf Aufklärung, auch wenn er sich ärgere, wenn unmissverständlich formulierte Schilder ignoriert würden. In jüngster Zeit nähmen die Probleme zu, besonders direkt am Bredenbeker Teich. Vielleicht liege das auch an der Corona-Pandemie, so Lutz, und daran, dass viele Jugendliche nicht in den Urlaub führen. Eine Erklärung, vielleicht, aber keine Entschuldigung.
Die polizeilichen Ermittlungen zum Geschehen dauern an
Zum Einsatz auf dem Feld sagt Polizeisprecherin Conny Habo: „Die Ermittlungen dauern an, es werden weitere Vernehmungen erfolgen.“ Die Polizei habe ein Strafverfahren wegen Sachbeschädigung eingeleitet. Ihr Kollege Torsten Gronau ergänzt: „Sachbeschädigung ist ein Antragsdelikt. Dazu müsste der Gutspächter dann noch einen Strafantrag stellen.“ Sollte Georg Lutz darauf verzichten, entscheide die Staatsanwaltschaft, ob und inwiefern das Verfahren weitergeführt werden solle.
Mit all dem möchte sich Simon Lutz am liebsten gar nicht befassen. Viel lieber konzentriert sich der Landwirt aus Leidenschaft auf den Job. Inklusive Vorarbeiten hat er eine gute Woche Arbeit in das Haferfeld und den Blühstreifen investiert. Für die Zerstörungen brauchten die Jugendlichen nur eine einzige Nacht.