Bad Oldesloe. Bau des 12.600 Quadratmeter großen Verteilzentrums schreitet voran. Versandhändler mietet Halle für mindestens zehn Jahre.

Das neue Verteilzentrum des Onlinehändlers Amazon im Oldesloer Gewerbegebiet Teichkoppel an der B 208 wächst in Rekordzeit. Im vergangenen Dezember waren die Verträge unterzeichnet worden, nur zehn Monate später soll die 12.600 Quadratmeter große Halle eröffnen. „Derzeit ist geplant, dass wir im Oktober den Betrieb aufnehmen“, sagt Amazon-Sprecherin Nadiya Lubnina.

Pandemie hat keine Auswirkung auf Bauarbeiten

Der Versandhändler (mehr als 20 Milliarden Euro Jahresumsatz in Deutschland) baut die Halle nicht selbst, sondern mietet sie vom in Frankfurt beheimateten Unternehmen P3 Logistic Parks Deutschland. Der Vertrag hat eine Laufzeit von mindestens zehn Jahren. „Die Bauarbeiten laufen plangemäß“, sagt P3-Geschäftsführer Sönke Kewitz. Die Corona-Pandemie habe bisher keine Auswirkungen. Aktuell schließen die Arbeiter die Fassaden und das Dach.

Zu den Kosten könne er keine Angabe machen, es dürfte aber deutlich im zweistelligen Millionenbereich liegen. Zur Einweihung eines kleineren Verteilzentrums (7800 Quadratmeter) in Borgstedt bei Rendsburg sprach das Landeswirtschaftsministerium über eine Gesamtinvestition von mehr als 30 Millionen Euro.

19 Kilometer Rohre zur Vorbereitung auf E-Mobilität

In der zehn Meter hohen Oldesloer Halle sind auch 1100 Quadratmeter für Büros vorgesehen. Der Komplex hat zwölf Tore, sieben sogenannte Überladebrücken und zwei Jumbo-Überladebrücken. Amazon setzt in der Halle zudem eine halbautomatische Förderanlage sowie ein Mezzanin – ein niedriges Zwischengeschoss – ein. Der Großteil des Acht-Hektar-Grundstücks (das entspricht elf Fußballfeldern) ist Parkfläche.

Das Amazon-Verteilzentrum steht am Oldesloer Ortseingang in etwa einem Kilometer Entfernung zu A 1.
Das Amazon-Verteilzentrum steht am Oldesloer Ortseingang in etwa einem Kilometer Entfernung zu A 1. © Harald Klix

Die Halle ist laut P3 umweltfreundlich konzipiert. Sie verfügt über eine stromsparende LED-Beleuchtung und eine energieeffiziente Wärmedämmung. „Alle Van-Stellplätze werden zudem für E-Mobilität vorgerüstet“, sagt Geschäftsführer Kewitz. Um die Ladeinfrastruktur im späteren Schritt einfach zu installieren, wurden auf dem Areal schon jetzt 19 Kilometer Rohre verlegt. Weit mehr als 150 Bäume sollen neu gepflanzt erden. „Zudem legen wir auf dem Grundstück eine Blumenwiese für Insekten an und schaffen damit Lebensräume für Flora und Fauna“, sagt Kewitz.

Besetzungsverfahren für 150 Arbeitsplätze hat begonnen

Amazon schafft in dem neuen Lager rund 150 Arbeitsplätze. Der Großteil sind Mitarbeiter, die sich um Sortierung von Paketen und Zusammenstellung von Routen für die Fahrer kümmern. Außerdem gibt es 20 bis 25 Management- und Fachstellen, zum Beispiel in der Standortleitung, der Personalführung und der IT. „Wir haben schon mit der Suche vom leitenden Personal begonnen“, sagt Unternehmenssprecherin Nadiya Lubnina. „Mit der Gewinnung von Sortiermitarbeitern starten wir erst ab drei Monaten vor der Inbetriebnahme.“

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In Bad Oldesloe sortieren die Beschäftigten die Pakete, die aus den Logistikzentren ankommen, für die Auslieferung an den Kunden, die sogenannte „letzte Meile“. Das Gebiet umfasst Stormarn und Lübeck, reicht im Norden bis Heiligenhafen sowie im Osten bis nach Wismar und Schwerin.

500 Vans liefern am Tag und 50 Lkw in der Nacht an

Die schweren Lastwagen mit den Bestellungen sollen in der Nacht ankommen und ausgeladen werden. Tagsüber sind dann die kleineren Vans in Größe der Daimler-Vito-Klasse unterwegs. „Im normalen Betrieb rechnen wir mit 500 Lieferfahrzeugen pro Tag und circa 50 Lkw in der Nacht“, so Nadiya Lubnina. Die Transporter der Logistikpartner sollen in kleineren Wellen eintreffen, damit sie auch in kleinen Gruppen wieder auf die Straßen geschickt werden können. Das soll üblicherweise außerhalb des Berufsverkehrs geschehen. „Für den Standort Bad Oldesloe ist es ab 9 Uhr geplant“, so die Sprecherin.

Unternehmenssprecherin Nadiya Lubnina.
Unternehmenssprecherin Nadiya Lubnina. © Tanja Pickartz

Die Beladung sei auf beiden Seiten des Gebäudes mit jeweils 48 Warte- und 48 Beladezonen möglich. Dies werde die Steuerung des Verkehrs optimieren. Darüber hinaus setze Amazon eine eigene intelligente Routenplanung ein. „Sobald die Pakete einem Verteilzentrum zugeordnet sind, beginnen unsere Algorithmen mit der Planung der Lieferroute“, sagt Lubnina. „Um die Route zu bestimmen, betrachten unsere Systeme eine Vielzahl von Faktoren einschließlich der Verkehrslage und merken sich beispielsweise bei erfolgreichen Zustellungen an ein Geschäft die Öffnungszeiten.“

Gegner des Projekts kritisieren hohen Flächenverbrauch

Ein weiteres Amazon-Verteilzentrum entsteht derzeit in Nützen (Kreis Segeberg) am A-7-Anschluss Kaltenkirchen. Im Oldesloer Gewerbegebiet ist die nächste Großbaustelle bereits in Vorbereitung: Direkt neben dem Versandhändler errichten die Asklepios Kliniken auf 65.000 Quadratmetern ein Zentrallager für rund 50 Millionen Euro. Es soll Krankenhäuser in Norddeutschland bis in den Harz mit 130.000 Medizinprodukten und Büroartikeln versorgen. Baubeginn ist in der zweiten Jahreshälfte, Einweihung spätestens Ende 2021. Die Klinikkette rechnet mit 70 Stellen sowie 30 bis 40 Lastwagen täglich.

In der Kreisstadt werden die Ansiedlungen sehr unterschiedlich beurteilt. Während Befürworter die neuen Arbeitsplätze hervorheben, kritisieren Gegner den hohen Flächenverbrauch. Unmut herrscht auch im nahen Ortsteil Rethwischfeld: Dort befürchten Anwohner Chaos im Kreisverkehr sowie sehr viel mehr Autos auf ihren Wohnstraßen, wenn Amazon-Fahrer den Schleichweg zur A 21 nehmen würden.