Grönwohld. Polizei stellt Ermittlungen ein, nachdem ein Sachverständiger die Ruine inspiziert hat. Wie es mit den betroffenen Pferden weitergeht.

Noch ist das Areal mit der Ruine auf dem Grönwohldhof abgesperrt und darf von den Mitarbeitern nicht betreten werden. Das wird sich demnächst ändern. Denn die Polizei hat ihre Ermittlungen nach dem Großbrand in der Nacht zum 21. Mai abgeschlossen, die Ursache wird wohl nie zu benennen sein. Wie berichtet, hatte das Feuer ein kombiniertes Wohn- und Stallgebäude zerstört. Zwei Pferde verbrannten, der Schaden wird auf rund eine Million Euro geschätzt.

Es liegen keine Hinweise auf Brandstiftung vor

70 Feuerwehrleute waren in der Nacht zum 21. Mai im Einsatz. Das rechte Gebäude stürzte später ein, im ebenerdigen Stalltrakt verbrannten zwei Pferde. Sechs Menschen retteten sich aus den darüberliegenden Wohnungen.
70 Feuerwehrleute waren in der Nacht zum 21. Mai im Einsatz. Das rechte Gebäude stürzte später ein, im ebenerdigen Stalltrakt verbrannten zwei Pferde. Sechs Menschen retteten sich aus den darüberliegenden Wohnungen. © Michael Arning

„Die Ursache ist nicht eindeutig zu klären, weil alles sehr kleinteilig verbrannt ist“, sagt Sandra Kilian von der zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg. „Es haben sich aber auch keine Hinweise auf Fremdverschulden ergeben.“ Also deutet vieles auf einen technischen Defekt hin in der dreigeschossigen historischen Immobilie. „Wir haben unsere Ermittlungen beendet“, so Kilian, nachdem ein Sachverständiger die Stelle inspiziert hatte. Die Akte wird jetzt der Staatsanwaltschaft Lübeck übergeben, ist dort aber noch nicht eingegangen. Sie entscheidet, ob die Sache eingestellt wird.

Der seit 2012 von Großbäcker Manfred von Allwörden betriebene Hof ist weit über die Grenzen des Kreises Stormarn bekannt. Berühmt wurde er als Heimat des legendären Donnerhall. Das Dressurpferd gewann Dutzende Grand-Prix-Wettbewerbe. Inzwischen liegt der Fokus auf der Züchtung von Springpferden. Manch eines ist mehr Wert als eine Nobelkarosse von Mercedes.

Einige Pferde mussten wieder eingefangen werden

200 Vierbeiner stehen auf dem Gestüt. 21 wurden in jener Nacht von den Mitarbeitern, teils unter Einsatz ihres Lebens, gerettet. Die für die Kontrolle der trächtigen Stuten zuständige Wache hatte das Feuer gegen 2.20 Uhr entdeckt und sofort Betriebsleiter Michael Möller informiert. Der musste mitansehen, wie ein neun Jahre alter Wallach und eine siebenjährige Stute von Teilen des einstürzenden Daches getroffen wurden und den Flammen zum Opfer fielen. Einige Pferde wurden später im Umkreis mehrerer Kilometer wieder eingefangen.

Sie sind jetzt provisorisch in Stoffzelten untergebracht, die wenige Stunden nach dem Brand installiert wurden. Bei dem Einsatz waren in der Spitze 70 Feuerwehrleute zugegen. Sie löschten bis in den Vormittag hinein. Hilfe bekam die Wehr aus der 1500-Einwohner-Gemeinde von Kollegen aus Glinde, Trittau und Lütjensee.

Chefbereiterin hofft auf Wiederaufbau bis zum Winter

Mathilda Karlsson ist Chefbereiterin auf dem Gestüt.
Mathilda Karlsson ist Chefbereiterin auf dem Gestüt. © Roland Magunia

Auch Mathilda Karlsson wurde gleich alarmiert und machte sich im Dunkeln von ihrem Zuhause in Hamburg auf nach Grönwohld. Die Schwedin arbeitet auf dem Hof als Chefbereiterin und ist als Mitbetreiberin Geschäftspartnerin von Manfred von Allwörden. Sie sagt, der Alltag sei nun wieder eingekehrt, „aber es ist nicht schön, jeden Tag die Ruine zu sehen“. Karlsson hofft auf einen Wiederaufbau bis zum Winter und hält diesen Zeitraum auch für realistisch. „Es soll so schnell wie möglich losgehen, die Tiere brauchen in der kalten Jahreszeit einen vernünftigen Stall.“ Von der Versicherung habe sie aber noch nichts gehört.

Karlsson denkt auch an jene sechs Mitarbeiter, die in der zerstörten Immobilie in Wohnungen lebten und das Inferno ohne Verletzungen überstanden. „Die Leute haben fast alles verloren. Es ist wichtig, dass sie eine eigene Bleibe bekommen.“ Derzeit seien sie in verschiedenen Räumen auf dem Hof untergebracht. Die Pferdeexpertin ist den Kollegen auch wegen der Rettungsaktion für die Tiere sehr dankbar, spricht in diesem Zusammenhang von einer „enormen Teamleistung“.

Mathilda Karlsson will zu den Olympischen Spielen

Für Karlsson ist dieses Jahr von Rückschlägen geprägt – und die sind auch sportlicher Natur. So wurde ihr im Fe­bruar die Olympiaqualifikation gestrichen, die sie als erste Springreiterin der Geschichte für ihr Geburtsland Sri Lanka geschafft hatte. Wegen Corona sind die Spiele in Tokio auf 2021 verschoben. Die Teilnahme ist ihr Lebenstraum. Sie wurde bestraft, weil wichtige Turniere, bei denen ihr relevante Ergebnisse gelangen, nicht ordnungsgemäß angemeldet waren. Karlsson sieht die Schuld beim Verband, hat Klage eingereicht und will, wenn nötig, bis vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS ziehen.