Ahrensburg. Termin noch unklar. Geschäftsführerin verärgert über Bedingungen. Betrieb vorerst auf Sparflamme. Bei Trauungen wieder mehr Gäste.

Rund zwei Monate sind vergangen, seit das Schloss Ahrensburg wegen der Corona-Pandemie von einem auf den anderen Tag schließen musste. Die Anweisung dazu ereilte Geschäftsführerin Tatjana Ceynowa an einem Freitag kurz vor dem Feierabend. Schon am folgenden Sonnabend durfte kein Besucher das Kulturdenkmal mehr betreten. Rückblickend schildert Ceynowa die Situation so: „Am 13. März haben wir nachmittags erfahren, dass wir dichtmachen sollen.“ Mithilfe einer Kollegin habe sie daraufhin versucht, schnell noch die für das Wochenende in den Schlossräumen geplanten Kindergeburtstage abzusagen. „Wir wollten vermeiden, dass Eltern und Kinder vor verschlossenen Türen stehen.“

Die Vorbereitungen gestalten sich als aufwendig

Die Behörden waren im Krisenmodus, Entscheidungen abhängig von der Entwicklung der Infektionszahlen. Dass die Museen und Kulturstätten wieder öffnen würden, war klar – die Frage lautete nur, wann. Und klar war auch, dass eine Öffnung von Schloss Ahrensburg nur dann wieder möglich sein würde, wenn bestimmte Vorgaben des Landes in Sachen Hygiene erfüllt sein würden.

Wie aufwendig sich die Vorbereitungen gestalten würden, war jedoch erst mit Bekanntgabe der neuen Regelungen der Landesverordnung vom 1. Mai klar. Das war der Startschuss für die Geschäftsführerin und ihr Team. Ein Hygienekonzept musste erarbeitet und umgesetzt, Mitarbeiter mussten eingewiesen werden. Das alles ist inzwischen erledigt, Ceynowa sagt: „Wir haben alles aufgebaut, organisiert und gemacht. Jetzt warten wir nur noch auf die Zusage vom Gesundheitsamt.“ Den Antrag zum Neustart hat sie am Montag, 4. Mai, gestellt.

Informationszettel statt Führungen und Audioguides

Bild aus der Zeit vor Corona: Gruppen, die sich auf Entdeckertour durch die Schlossräume begeben oder an Führungen teilnehmen. Wann dies wieder möglich sein wird, ist nicht absehbar.   
Bild aus der Zeit vor Corona: Gruppen, die sich auf Entdeckertour durch die Schlossräume begeben oder an Führungen teilnehmen. Wann dies wieder möglich sein wird, ist nicht absehbar.    © Eileen Meinke

Laut Vorgaben sollte auch die Eingangssituation verändert werden. Vor der doppelflügeligen Eingangstür sind Absperrungen aufgebaut. Sie sollen verhindern, dass Besucher, die das Schloss betreten, denen, die es verlassen, allzu nahe kommen. Statt wie bisher das Gebäude durch den rechten Türflügel zu betreten, führt der Weg die Besucher jetzt durch den linken nach drinnen. Das liegt am Tresen, der sich ebenfalls links befindet. Zum kontaktlosen Bezahlen hat die Schloss-Chefin ein Kartenlesegerät angeschafft. Schilder erinnern Gäste daran, worauf sie achten müssen.

„Statt Führungen und Audioguides teilen wir Informationszettel aus“, sagt Ceynowa, und in ihrer Stimme klingt leichter Unmut mit. Der Grund: „Durch die Krise wird eine Menge Müll produziert“, gibt sie zu bedenken. Dazu gehören Desinfektionsmittel in Plastikflaschen, Einmal-Mundschutze, Wegwerfhandschuhe – Ceynowa seufzt, denn nachhaltig ist das alles nicht.

Schlossräume groß genug, um Abstand zu halten

„Das alles kostet erhebliche Mengen Geld und wir haben keine Einnahmen“, stellt sie fest. Und dann denkt die Geschäftsführerin laut über die geforderten Schutzmaßnahmen nach, zieht Vergleiche zu anderen Orten. Sie erzählt von Szenen, die sich bei der Wiedereröffnung einer Ikea-Filiale abgespielt hätten. Eine Warteschlange von Menschen, dicht an dicht vor dem Eingang des Möbelhauses. Oder davon, wie sich manche Kunden beim Einkauf auf dem Wochenmarkt verhalten. Ihr Fazit: „Zum Teil ist das ja bizarr, wenn man unsere Situation mit der auf dem Ahrensburger Markt vergleicht. Dort laufen die Leute nah aneinander vorbei und nur wenige tragen einen Mundschutz.“

Die Räume im Schloss hätten hohe Decken, böten genügend Platz, um ausreichend Abstand zu halten. Daher könne sie nicht nachvollziehen, dass ausgerechnet die Museen so spät öffnen, so Ceynowa. „Wir sind doch keine Virenschleuder.“ Und verweist auf die Eigenverantwortung der Bürger.

Angebot bleibt vorerst auf absolutes Minimum beschränkt

Einen Ansturm wie bei der Ikea-Öffnung erwartet die Schloss-Chefin zum Neustart des Schlossmuseums ohnehin nicht. Etwa 40 Prozent der Gäste in der Hochsaison kämen aus dem Ausland. doch jetzt sei ein Großteil der Klientel schlichtweg nicht vorhanden. Viele reisten sonst mit Busunternehmen an. Doch das ist derzeit nicht möglich, genauso wenig wie die prachtvollen Hochzeiten mit vielen Gästen, sonst wie Touristen eine gute Einkommensquelle. „Das mit den Hochzeiten hat uns schwer getroffen. Sie wurden von den Paaren vielfach abgesagt.“ Trauungen liefen seit Beschränkung der beteiligten Personen „auf absoluter Sparflamme“, bedauert Ceynowa. Immerhin gab’s zuletzt gute Nachrichten vom Standesamt: die Teilnehmerzahl wurde auf neun erhöht.

Doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, das Angebot bleibt vorerst auf ein absolutes Minimum beschränkt. Keine Gastronomie im Keller, keine Mieteinnahmen. Keine Kinderveranstaltungen, Ferienprogramme, kein romantisches Schloss im Kerzenschein, Themenführungen, Konzerte, kein Puppentheater, aber laufende Kosten. Für einige Mitarbeiter musste Ceynowa Kurzarbeit anmelden, nicht jedoch für die 450-Euro-Kräfte. Was dem Schloss seit dem 14. März an Einnahmen entgangen ist, kann die Geschäftsführerin zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht beziffern.

Dabei hatte das Jahr so gut angefangen. „Die ersten zweieinhalb Monate waren fantastisch, auch das Geschäft im Museumsshop“ so Ceynowa.

Trotz allem bleibt Ex-Landrat Klaus Plöger optimistisch

Dann kam Corona. Perfektes Frühlingswetter und Ostern, beides sonst Garanten für hohe Besucherzahlen, gingen spurlos am Museum vorbei. Dass es noch nicht geöffnet ist, weil die Genehmigung fehlt, sieht Stormarns Ex-Landrat Klaus Plöger, Vorstandsmitglied der Schloss-Stiftung, entspannt. Bei den zu erwartenden Besucherzahlen komme es nicht auf eine Woche früher oder später an. Er sagt: „Wir haben zurzeit nicht das Problem, größere Menschenmengen regeln zu müssen.“ Was das Defizit angeht, wagt auch er keine Prognose. Niemand wisse, wann die nächsten Schritte erfolgten. Und weiter: „Wenn Sie unter diesen Bedingungen einen Haushaltsplan machen, können Sie den kurz danach in die Tonne treten.“

Trotz allem bleibt Plöger optimistisch, dass „die Situation mit allen Beteiligten gemeistert werden kann“. Anträge auf finanzielle Hilfe von Bund und Land sind gestellt. „Ob wir bei der Stadt Zuschussanträge für 2020 stellen müssen, bleibt abzuwarten“, so Plöger. Tatjana Ceynowa hofft zudem auf Fördermittel zur Umwandlung der Audioguides in eine App für die Smartphones der Besucher. Das wäre dann nicht nur innovativ, sondern sogar hygienisch einwandfrei.

Das weiße Schloss ist ein beliebtes Fotomotiv

Schloss Ahrensburg liegt in einem Park, der von einem Wassergraben umgeben ist. Peter Graf Rantzau ließ den markanten Renaissancebau mit seinen vier Ecktürmen 1585 erbauen. Trotz seines prächtigen Erscheinungsbildes ist er jedoch kein Schloss im eigentlichen Sinne, sondern das Herrenhaus einer Gutsanlage.

1759 erwarb Heinrich Carl Schimmelmann das Gebäude und gab einige bauliche Veränderungen im Stil des Rokoko und Frühklassizismus in Auftrag. Seit 1955 beherbergt es ein Museum.

Das Schloss gilt als Wahrzeichen Ahrensburgs. Bei den Gästen, von denen in der Hauptsaison von Mai bis September etwa 40 Prozent aus dem Ausland anreisen, ist es ein beliebtes Fotomotiv.

Die Schlossräume sind mit erlesenen Materialien ausgestattet und mit antiken Möbeln, Gemälden und Porzellan bestückt. Sie vermitteln einen authentischen Eindruck von der Adelskultur früherer Jahrhunderte.

Auch das kulturelle Leben kommt nicht zu kurz: Bei der jüngeren Generation sind besonders die Kinderprogramme, Kindergeburtstagsfeiern und Märchenvorlesungen beliebt. Bei Erwachsenen stehen Konzerte und thematische Führungen hoch im Kurs. Und wer von einer stilvollen Hochzeit in traumhafter Kulisse träumt, kann im Schloss sogar den Bund fürs Leben eingehen.