Bad Oldesloe. Erster Bewohner zieht am Montag ein. Im 1237 Quadratmeter großen Gebäude gibt es zwölf Zimmer und zwei Apartments für Angehörige.

Trotz Coronapandemie wird das stationäre Hospiz in Bad Oldesloe wie geplant an diesem Montag den ersten Bewohner einziehen lassen. Der Lebensweg-Verein hat Tausende Euro in Schutzausrüstung investiert, damit sich das Virus in der neuen Einrichtung nicht verbreiten kann. „Vor einer Woche habe ich noch geglaubt, dass das nichts wird“, sagt Geschäftsführerin Sabine Tiedtke. Da waren die Handwerker noch mit dem Innenausbau beschäftigt, überall lag Werkzeug herum. „Dann, von dem einen auf den anderen Tag, sah alles fertig aus“, sagt Tiedtke.

24-köpfiges Hospiz-Team probt bis zuletzt den Betrieb

Hospizmitarbeiter im großen Aufenthaltsraum: Wiebke Watzlawek (v. l.), Maximilian Wolf, Carsten Wendt, Sabine Tiedtke und Astrid Okelmann.
Hospizmitarbeiter im großen Aufenthaltsraum: Wiebke Watzlawek (v. l.), Maximilian Wolf, Carsten Wendt, Sabine Tiedtke und Astrid Okelmann. © Finn Fischer | Finn Fischer

Jetzt hat sich die Baustelle auf die parkähnliche Außenanlage verlagert. Im Gebäude probte das 24-köpfige Hospiz-Team bis zuletzt den Betrieb. Alle Mitarbeiter – von der Leitung bis zu den Pflegekräften – müssen sich mit einer neuen Umgebung vertraut machen: mit der EDV, der Küche, den Räumlichkeiten. Es gab Einweisungen in den Brandschutz und Teambuilding. „Ein strammes Programm“, wie Sabine Tiedtke sagt. Denn jetzt kommt der erste Gast. Die übrigen Bewohner beziehen in den kommenden Wochen ihre Zimmer. Es wird eine Art Soft-Opening. Das Team soll nicht überfordert werden.

Beim Pressetermin für die Vorstellung des Teams und der Einrichtungsleitung wurde genau auf Sicherheitsabstände geachtet, alle Mitarbeiter trugen Mundschutz. Eine Ansteckung mit dem Coronavirus sollte den Bewohnern und natürlich auch dem Hospiz-Team erspart bleiben. Eine Quarantäne kurz nach Eröffnung wäre eine Katastrophe. Bei Sabine Tiedtke überwiegt die Freude über den bevorstehenden Start: „Es ist unbeschreiblich, dass es nach Jahren der Vorbereitung nun endlich richtig losgeht.“

Zimmer verfügen über barrierefreie Bäder und Terrasse

Wegbegleiterin und Unterstützerin des Projektes ist Architektin Doris Rickmers. Die Reinfelderin hat das 1237 Quadratmeter große Gebäude am Sandkamp entworfen. Jetzt steht sie in einem der hellen Gästezimmer. „Beim Bau haben wir die Auswirkungen der Pandemie natürlich auch zu spüren bekommen“, sagt Rickmers. Viele Handwerker haben Kinder, die nicht in der Kita betreut oder zu Hause statt in der Schule unterrichtet werden müssen. „Darauf mussten wir uns einstellen“, so Rickmers. Sie sei froh, dass der Innenausbau trotz der Umstände so zügig habe abgeschlossen werden können.

Das Haus hat zwölf Zimmer und darüber hinaus zwei Apartments für Angehörige. Die ebenerdig gelegenen Zimmer verfügen über barrierefreie Bäder und eine eigene Terrasse. Die Gäste erfahren rund um die Uhr umfassende medizinische, pflegerische und psychosoziale Begleitung und Versorgung, sichergestellt durch ein multiprofessionelles Team von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern. Angehörige können jederzeit im Haus und damit den Kranken nahe sein, sie auf ihrem letzten Weg begleiten und unterstützen. Im Gemeinschaftsraum in der Mitte des Hospizes, der sogenannten „Dorfmitte“, können Bewohner mit ihren Familien und Angehörigen gemeinsam essen, Zeit miteinander verbringen und soziale Kontakte pflegen. Angebote wie etwa eine Spielecke für Kinder, ein Computerplatz und ein Piano bieten unterschiedliche Beschäftigungsmöglichkeiten.

Tiedtke hätte Hospiz gern der Öffentlichkeit präsentiert

„Das Hospiz hat sich sehr intensiv um die notwendige Schutzausrüstung bemüht“, sagt Heiner Garg (FDP), Gesundheitsminister.
„Das Hospiz hat sich sehr intensiv um die notwendige Schutzausrüstung bemüht“, sagt Heiner Garg (FDP), Gesundheitsminister. © Ralph Klingel-Domdey

„Es freut mich sehr, dass das Hospiz Lebensweg trotz der Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen so schnell fertiggestellt werden konnte“, sagt Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Denn auch in Coronazeiten müsse es möglich sein, Menschen in ihrer letzten Lebensphase würdevoll und human zu begleiten. „Das Hospiz hat sich dafür sehr intensiv um die notwendige Schutzausrüstung bemüht“, so Garg. 20.000 Euro hatte der Lebensweg-Verein außerplanmäßig in Schutzausrüstung wie Kittel, Schutzmasken und Desinfektionsmittel investiert.

Wiebke Watzlawek ist neben Sabine Tiedtke ebenfalls Geschäftsführerin der Hospiz Lebensweg gGmbh und für den kaufmännischen Bereich zuständig. Sie sagt: „Obwohl die Motivation meines Engagements zunächst beruflich geprägt war, hat mich besonders das Engagement der zahlreichen Ehrenamtler tief berührt und mir gezeigt, dass der Umgang mit dem Thema Tod und Trauer auch voller Freude und Wärme ist.“ Sabine Tiedtke hätte das fertige Hospiz gern einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert. Geplant war Ende April eigentlich ein Tag der offenen Tür, der wegen Corona natürlich abgesagt werden musste. Stattdessen führte das Team kleinere Besuchergruppen unter Einhaltung aller nötigen Sicherheitsvorkehrungen durch das Gebäude. Der Schirmherr, Schauspieler und Regisseur Detlev Buck, stattete dem Oldesloer Hospiz bereits einen Besuch ab. Weitere Termine, zum Beispiel mit Stormarns Landrat Henning Görtz, sind geplant.

Einrichtung sucht finanzielle Unterstützer

Wie alle anderen Hospize muss auch die Lebensweg gGmbH fünf Prozent der Kosten für die Versorgung der Bewohner selbst aufbringen. „Darüber hinaus benötigen wir zusätzliches Geld für Trauerarbeit und zum Beispiel Pflege der Gartenanlagen“, sagt Tiedtke. Deswegen werden weiterhin Unterstützer gesucht, um die Finanzierung des laufenden Betriebs sicherzustellen. Informationen unter www.lebensweg-stormarn.de.