Ahrensburg/Trittau. Geldhäuser im Kreis sichern Kleinunternehmern und Mittelständlern durch Sofortkredite und KfW-Darlehen die nötige Liquidität
Seit Mitte der Woche steht Dirk Manz, Chef des Ahrensburger Lokals „Berlin Milljöh“, wieder selbst am Herd. Nachdem Restaurants im Zuge der Coronakrise keine Gäste mehr empfangen dürfen, hat der 54-Jährige auf Außer-Haus-Verkauf umgestellt und bietet an sieben Tagen in der Woche einen Abholservice für seine Kunden an. „Bekämen wir jetzt keine Hilfe durch unsere Hausbank, wären wir schnell am Ende“, sagt Manz.
Krise beutetet für viele finanzielle Einbußen
Vor neun Jahren hat der Gastronom das Gasthaus an der Großen Straße übernommen und es vor fünf Jahren schließlich gekauft. Doch nun drohe dieser mutige Entschluss durch die Pandemie zum Existenzkiller zu werden. Für die sechs Mitarbeiter bedeutet sie in jedem Fall Kurzarbeit Null und herbe finanzielle Einbußen. Momentan betreiben Manz und Ehefrau Sabaheta den Laden allein. „Die laufenden Betriebskosten wie Strom und Wasser können wir noch aus den Rücklagen bestreiten. Doch für alles andere reicht es nicht. Es ist ein täglicher Kampf ums Überleben“, sagt Manz.
Dabei will ihn die Volksbank Raiffeisenbank unterstützen. „Wir haben als Erstes die Darlehenstilgung für sechs Monate ausgesetzt. Außerdem helfen wir Herrn Manz beim Soforthilfezuschuss der Investitionsbank Schleswig-Holstein“, sagt Berater Uwe Wilken.
Coronapandemie sei ein gewaltiger Schlag ins Kontor
So wie Dirk Manz benötigen momentan Hunderte Kleinunternehmer und Mittelständler im Kreis Stormarn Beratung und Rückendeckung durch ihre Hausbanken. Deshalb steht auch die Sparkasse Holstein aktuell mit vielen ihrer rund 8300 Geschäftskunden in regem Kontakt. „Unser Mittelstandsteam mit seinen gut 50 Beratern ist jetzt im Dauereinsatz“, sagt der Vorstandsvorsitzende Thomas Piehl. Obwohl aus Sicherheitsgründen überwiegend telefoniert und gemailt werde, seien die Berater in Ausnahmefällen auch persönlich zur Stelle, um ihren Kunden zu helfen.
Andreas Franz etwa leitet den Garten- und Landschaftsbaubetrieb Grünland in Trittau. Im Frühjahr hat die Firma naturgemäß die umsatzstärkste Zeit des Jahres. „Deshalb ist die Coronapandemie ein gewaltiger Schlag ins Kontor“, sagt der gebürtige Hoisdorfer. Kunden hätten Aufträge im Gesamtwert von 80.000 Euro storniert oder zurückgestellt. Zudem würden bereits gestellte Rechnungen von Auftraggebern derzeit nur schleppend oder gar nicht bearbeitet, weil sich deren Mitarbeiter im Homeoffice sowie in Kurzarbeit befänden.
Neue Sozialräume für Mitarbeiter schaffen
„Das sind finanzielle Ausfälle, die wir kaum kompensieren können“, erklärt Franz. Dünger, Saatgut und Pflanzen sind längst geordert und müssen jetzt gekauft werden. Für die 24 Fahrzeuge sind schon bald Versicherung und Steuern fällig. Vor allem aber trage er Verantwortung für zehn Mitarbeiter, die teilweise schon über Jahrzehnte zu seinem Team gehören. „Sie haben Familien, müssen Miete zahlen und Kredite tilgen, da kann ich sie nicht einfach in Kurzarbeit schicken“, so der 51-Jährige.
„Als erste Maßnahme haben wir sein Kontokorrent um 40.000 auf 80.000 Euro verdoppelt“, sagt Sparkassen-Berater Jörg Büttner. Als Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern könne Franz zudem aus dem Soforthilfefonds der Investitionsbank 15.000 Euro beantragen. Darüber hinaus will Franz einen KfW-Kredit von 140.000 Euro für fünf Jahre und Zinsen zwischen einem und 1,49 Prozent aufnehmen, um neue Sozialräume für seine Mitarbeiter zu schaffen.
Mit Herausforderungen sieht sich auch Jörn Kind konfrontiert
„Wenn wir unsere Aufträge in Parks und Gärten schon nicht in vollem Umfang abarbeiten können, sollten wir die Zeit nutzen, um in der Fahrzeughalle mit einer zweiten Ebene Platz für einen größeren und schöneren Aufenthaltsraum zu schaffen“, erläutert Andreas Franz seine Pläne.
Mit großen Herausforderungen sieht sich auch Jörn Kind konfrontiert. In seinem Reinbeker Dienstleistungsunternehmen für Gebäudereinigung und Hauswartservice mit einem Jahresumsatz von fünf Millionen Euro beschäftigt er mehr als 350 Mitarbeiter, darunter viele Teilzeit- und Geringbeschäftigte.
Vorauszahlungen für Sozialversicherungsbeiträge nicht gestoppt worden
„Wir reinigen unter anderem 20 Schulen und 15 Kitas, von denen die meisten geschlossen sind oder nur eingeschränkt genutzt werden, sowie viele Büros, in denen wegen der Coronapandemie momentan nicht gearbeitet wird“, berichtet Kind. Deshalb verzeichne die Firma eine Fülle ausbleibender Zahlungseingänge. „Allein im Februar haben sich die Außenstände auf 110.000 Euro summiert“, so der Geschäftsführer.
Obwohl er rund ein Drittel seiner Belegschaft beurlauben musste, seien die Vorauszahlungen für die Sozialversicherungsbeiträge nicht gestoppt worden. „Hätte man darauf in solchen Krisenzeiten verzichtet, würde das den Unternehmen sofort mehr Liquidität sichern“, sagt Kind. Nun hofft er auf einen günstigen KfW-Kredit über 350.000 Euro. Um zumindest die Lohnneben- und Personalkosten sichern zu können. Damit auf diese Weise ein massiver Personalabbau innerhalb der nächsten drei Monate verhindert werden kann.
Sofortdarlehen kann online beantragt werden
Mit bundesweit 700.000 Mitarbeitern seien Gebäudereiniger nicht nur das Handwerk mit den meisten Beschäftigten, sondern durch dessen Tätigkeit in Krankenhäusern, Rehakliniken und Arztpraxen auch ein systemrelevantes. „Deshalb erwarte ich, dass wir jetzt die finanzielle Unterstützung erhalten, die wir dringend brauchen“, sagt Jörn Kind.
„Wir als Sparkasse Holstein werden alle Möglichkeiten der Förderprogramme von Bund und Ländern prüfen, um maßgeschneiderte Lösungen zu finden“, sagt Berater Lars Gröncke zum Abendblatt. Dabei stehe das Kreditinstitut auch mit eigenen Finanzierungsmitteln und Liquiditätshilfen bereit.
Unterdessen bietet die Volksbank Raiffeisenbank unter dem Label VR-Smart flexibel ab sofort ein KfW-förderungsfähiges Sofortdarlehen von bis 100.000 Euro an. Es ist im ersten Jahr tilgungsfrei, und hat eine frei wählbare Laufzeit zwischen 24 und 60 Monaten. „Es kann jederzeit online beantragt werden und wird bei positivem Entscheid binnen weniger Tage ausgezahlt“, sagt VR-Sprecher Phillip Maschmann.