Bargteheide. Vier Nachwuchs-Kommunalpolitiker erzählen, warum sie ihre Freizeit opfern, um in ihrem Heimatort mitzuwirken.
Sie sind in ihrer Altersgruppe eine Ausnahme: junge Stormarner, die sich in der Kommunalpolitik engagieren. Vier Nachwuchskräfte aus verschiedenen Parteien erzählen dem Abendblatt, warum es für sie wichtig ist, in ihrem Heimatort mitzuentscheiden.
Auch Nils Bollenbach möchte etwas verändern
„Zur Jungen Union bin ich vor neun Jahren über einen Freund gekommen“, sagt Nils Warnick, Kreisvorsitzender des CDU-Nachwuchses in Stormarn. „Ich habe mich in Gesprächen über vieles beschwert und mir dann gesagt: Klagen kann jeder, ich möchte etwas verändern.“ Diese Gelegenheit bekommt der 25-Jährige: Nach der Kommunalwahl 2018 zunächst bürgerliches Mitglied, rückte Warnick über die CDU-Liste in die Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung nach. „Mir gefällt an der Kommunalpolitik, dass man etwas Greifbares schaffen kann“, sagt er. Dafür opfert der Ahrensburger manchen Feierabend. „Mit Ausschuss-, Fraktions- und JU-Vorstandssitzungen komme ich regelmäßig auf zehn Abendtermine im Monat“, so Warnick, der in Vollzeit als Berater im Online-Marketing arbeitet.
Auch Nils Bollenbach möchte in seiner Heimatstadt Bargteheide etwas verändern. Mit 18 Jahren ist der Abiturient jüngstes Mitglied der Stadtvertretung und des Kreisvorstands der Stormarner Grünen. „Ich kann verstehen, dass viele in meinem Alter sich nicht einbringen“, sagt der Schüler. Der zeitliche Aufwand kollidiere oft mit Schule und Studium. „Ich denke, dass viele die Bindung an eine Partei stört, die oft mit großem Zeitaufwand assoziiert wird. Da ist das Mitwirken in Bewegungen wie Fridays for Future angenehmer“, sagt Bollenbach, der zu den Mitbegründern der Klimaproteste in Stormarn zählt.
Junge Liberale haben Kreisverband wiederbelebt
„Das ist wie ein Nebenjob“, sagt Franziska Eggen aus Bargfeld-Stegen. Die 25 Jahre alte Studentin ist bei den Jusos aktiv, sitzt seit 2018 im Stormarner Kreistag und ist Gemeindevertreterin in ihrem Heimatort. Rund 25 Stunden investiere sie dafür monatlich. „Mir ist es wichtig, dass junge Leute in den Parlamenten abgebildet sind“, sagt Eggen. „Leute aus derselben Altersgruppe können sich besser in die Interessen von Schülern und Studenten reindenken.“
„Das Problem ist, dass viele junge Leute nach der Schule wegziehen“, sagt Johannes Basler. Der 21-Jährige sitzt für die FDP in der Großhansdorfer Gemeindevertretung. Inzwischen studiert er in Berlin Wirtschaftsingenieurwesen. „Ich möchte dennoch mitbestimmen, was in meinem Geburtsort passiert.“ Unlängst hat Basler gemeinsam mit drei Mitstreitern den Stormarner Kreisverband der Jungen Liberalen wiederbelebt, deren Vorsitzender er seit Ende Februar ist. Der Nachwuchs-Politiker sagt: „Wir hoffen, über die Jugendorganisation die Hemmschwelle für das Engagement in der Partei zu senken.“