Großhansdorf. Beliebte Strecke im Wald gesperrt. Bürgermeister lädt Nutzer zur Diskussion ein – und die kommen zahlreich. Haben Sie eine Chance?
Wie geht es weiter mit der Mountainbike-Strecke am Großhansdorfer Waldreiterweg? Ende Januar hatte die Forstbehörde den illegal angelegten Parcours in dem Waldstück gesperrt und damit für große Enttäuschung bei den überwiegend jungen Nutzern gesorgt. Die Piste verstößt gegen Naturschutzbestimmungen. Jetzt hat Bürgermeister Janhinnerk Voß Mountainbiker zur Diskussion in den Waldreitersaal eingeladen, um gemeinsam Alternativen zu erarbeiten.
Der Andrang war groß. Mehr als 50 Jungen und Mädchen waren der Einladung gefolgt, insgesamt rund 100 Gäste. Einige waren auch aus umliegenden Gemeinden gekommen. „Es gibt kaum ein Thema, das die Gemeinde so zusammenbringt, wie diese Mountainbike-Piste“, merkte Janhinnerk Voß zu Beginn an. Die zahlreichen Gäste zeigten, wie wichtig es sei, eine Lösung zu finden. Um die rechtlichen Möglichkeiten für eine Alternativroute zu klären, hatte der Bürgermeister auch Experten der Landesforsten und der Forst- und Naturschutzbehörden des Kreises eingeladen.
Befahren der Piste ist eine Ordnungswidrigkeit
Das Befahren des Parcours gilt seit der Sperrung offiziell als Ordnungswidrigkeit. In dem Waldstück hatten die Mountainbiker jahrelang zahlreiche Sprungschanzen, Rampen und Steilkurven aus Holz und Erde errichtet, um dort Tricks und Sprünge zu trainieren. „Genau die sind das große Problem“, sagt Jonas Krause, Dezernatsleiter der Unteren Forstbehörde des Landes Schleswig-Holstein.
Denn dabei handele es sich rechtlich um bauliche Anlagen. „Alles, was unnatürlich ist und von Menschenhand geschaffen wurde, darf nicht in geschützten Waldgebieten errichtet werden“, sagt der Experte. Der Großhansdorfer Parcours führe zudem genau durch eines von zwei besonders geschützten Biotopen in dem Forst.
Biotop habe durch Mountainbiker bereits Schaden genommen
„Schleswig-Holstein ist das waldärmste Bundesland, daher ist der Schutz der Flächen so wichtig“, sagte Joachim Schulz von der Umweltschutzbehörde des Kreises Stormarn. Es handele sich bei den Großhansdorfer Wäldern zudem um „historisch alte Waldstandorte“, von denen es nur noch wenige gebe. Schulz: „Wir wollen niemandem die Nutzung der Wälder verbieten, im Gegenteil, aber sie muss naturverträglich sein.“ Das Radfahren in Wäldern sei per Gesetz nur auf ausgewiesenen Wegen gestattet. „Da ist die Rechtslage eindeutig.“ Schon jetzt habe das Biotop am Waldreiterweg durch die Mountainbiker starken Schaden genommen.
Die Ausführungen der Experten sorgen für Unverständnis im Publikum. „Mir ist es tausendmal lieber, die Kinder treffen sich draußen mit Freunden anstatt drinnen vorm Computer oder Smartphone zu sitzen“, sagte Hannah Eisenbach aus Großhansdorf. Der Parcours sei bei ihren zwei Kindern ein beliebter Treffpunkt.
Kinder wollen ihren Wald nicht verlieren
„Ich nutze die Strecke seit zehn Jahren, über die ganze Zeit wurde das geduldet“, sagte Dominik Schuppwolf. Der 28-Jährige kommt regelmäßig aus Lütjensee, um in Großhansdorf Mountainbike zu fahren.„Das hügelige Gelände ist ideal und fern von Wanderwegen stört es eigentlich niemanden“, sagt er. Die jetzt montierten Verbotsschilder würden bei den Kindern wenig Beachtung finden, mutmaßte er. „Solange es keine Alternative gibt, wollen sie ihren Wald nicht verlieren.“
Genau eine solche möchte Bürgermeister Voß mit den Mountainbikern gemeinsam finden. Er sagt: „Denkbar wäre eine künstliche Anlage auf einem gemeindeeigenen Grundstück.“ Doch das lehnten viele der Gäste ab. Das sei einfach nicht dasselbe, zudem sei dort kein sogenanntes Downhill-Fahren im Gelände möglich.
Möglich wäre eine vertragliche Nutzungserlaubnis
Eine andere Alternative lieferte Julia Paravicini, Vertreterin der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten, die Eigentümer der Großhandorfer Waldareale sind. „Grundsätzlich ist es möglich, die Nutzungserlaubnis eines Waldstückes vertraglich festzuschreiben“, sagte sie. Allerdings seien auch hier bauliche Anlagen nicht gestattet, die Naturschutzvorgaben gälten weiter.
„Die Frage wäre dann aber, wer die andere Vertragspartei wäre, die für Schäden und die Verkehrssicherheit haftet und die teilweise hohen Kosten für Kontrollen durch die Behörden zahlt.“ Hier komme die Gemeinde oder ein Verein infrage.
Mountainbiker sollen sich organisieren
Wie es jetzt weitergeht, ist noch offen. Voß legte ein Adressbuch aus, in das sich Interessierte eintragen konnten. „So können wir einen E-Mail-Verteiler erstellen und die Leute auf dem Laufenden halten“, sagte der Verwaltungschef. Außerdem appellierte er an die Mountainbiker, sich zu organisieren. „Die Verwaltung braucht einen klaren Ansprechpartner, mit dem wir uns abstimmen können.“
In Zukunft sollen Ortsbegehungen an möglichen Alternativstandorten stattfinden. „Außerdem müssen die Nutzer ihre Wünsche und Anforderungen für einen Parcours klar formulieren“, so Voß. Dann gelte es, mit den Behörden die Umsetzbarkeit zu erörtern. „So ein Prozess wurd mindestens ein Jahr dauern, wenn feste Rampen oder ähnliches gewünscht sind weit länger.“
Interessenten können Standorte vorschlagen
Zunächst können alle Interessierten über das Kontaktformular der Gemeindewebsite Standorte vorschlagen. Dort werden laut Voß in den kommenden Tagen zudem Waldkarten von der Umgebung einsehbar sein, auf denen geschützte Areale eingezeichnet sind, die nicht infrage kommen. Der Verwaltungschef hofft auf viele Ideen: „Wir wollen, dass die Kinder und Jugendlichen ihrem Sport weiterhin bei uns nachgehen können.“