Grosshansdorf. Forstbehörde schließt von Radfahrern illegal angelegte Strecke mit Sprungschanzen am Waldreiterweg. Gemeinde sucht Alternativen.
Die Forstbehörde hat einen illegal angelegten Mountainbike-Trail neben der U-Bahnbrücke am Großhansdorfer Waldreiterweg für alle Mountainbiker gesperrt. Das Befahren des Waldparcours gilt jetzt offiziell als Ordnungswidrigkeit. Die regulären Mountainbikestrecken können weiterhin genutzt werden. Etwa 30 bis 40 Mountainbikefahrer sind regelmäßig in dem Wald zwischen Waldreiterweg, Wöhrendamm und der Straße Bei den Rauhen Bergen unterwegs.
Bezirksförster Reinhard Schulte betont, dass der Bau von Sprungschanzen und Hügeln im Wald nicht erlaubt sei. „Das Eindringen in den Wald ist für mich das Gleiche, wie mit dem Mountainbike quer durch einen Vorgarten zu rasen. Das würde auch niemandem gefallen“, sagt er. Schleswig-Holstein sei ohnehin das Bundesland mit der geringsten Waldfläche von nur elf Prozent. Reinhard Schulte appelliert an den gesunden Menschenverstand der Radfahrer. Der Wald sei kein rechtsfreier Raum, das Anlegen der Trails auch ein Eingriff in das Ökosystem.
Viele reisen aus anderen Orten extra nach Großhansdorf
Bei den Mountainbikefahrern ist die Enttäuschung allerdings groß. Die Strecke erfreute sich immer größerer Beliebtheit. Die Mischung aus steileren Abhängen und flachen Strecken sei ideal gewesen, sagen die Radfahrer. Etliche reisten sogar aus anderen Orten nach Großhansdorf. Man habe sich langsam an das Downhill-Fahren herantasten können, mit zu Beginn sehr leichten und später schwierigeren Strecken.
„Ich bin nie allein gewesen, wenn ich hierher gekommen bin“, sagt Matthias Martin. Er fahre auch gern zusammen mit seinem sechs Jahre alten Sohn Rad. Dieser hatte sich zu Weihnachten eine neue Mountbike-Ausrüstung gewünscht, die jetzt nicht mehr zum Einsatz kommen könne. „Es war eine Hauruck-Aktion“, sagt Martin über die Sperrung. Es habe vorher keinen Dialog zwischen dem Förster und den Betroffenen gegeben. Die Radfahrer seien vor vollendete Tatsachen gestellt worden.
Es wird noch nach Alternativen für Großhansdorf gesucht
„Von der Sperrung habe ich nur zufällig durch Fußgänger erfahren“, sagt der Schüler Moritz, einer der jungen Mountainbikefahrer. Daraufhin habe er Bürgermeister Janhinnerk Voß eine E-Mail geschrieben. Dieser habe geantwortet, dass er sich für die Kinder eingesetzt habe, die Sperrung jedoch nicht habe verhindern können. Dass sich Jugendliche draußen betätigen und Aktivitäten wie dem Radsport nachgehen, unterstützt der Bürgermeister. „Das ist mutig, artistisch und beweist Ausdauer“, sagt er.
Nun soll gemeinsam nach Alternativen gesucht werden. In Kooperation mit Bürgermeister Voß überlegen die Fahrer, ob sie ihrem Sport an einer anderen Stelle nachgehen können. Bislang lieferte die Suche aber keine konkreten Ergebnisse.
Ein „Pump Track“ würde rund 150.000 Euro kosten
Eine Überlegung ist, einen sogenannten Pump Track anzulegen. Dabei handelt es sich um eine Strecke, die meist aus Beton oder Asphalt gebaut wird. Das Vorhaben würde rund 150.000 Euro kosten. „Damit wären die Jungs auch nicht zufrieden“, sagt eine Mutter. Das Fahren auf angelegten Strecken sei einfach nicht mit dem Fahren durch Waldgebiete zu vergleichen, meinen auch andere Eltern. „Wir sind eine Waldgemeinde, da müssen die Kinder den Wald doch nutzen können“, sagt Viola Biederbick, Mutter eines Rad fahrenden Jungen.
Bürgermeister Voß kann die Argumentation des Försters jedoch auch nachvollziehen: „Unser Wald zählt zu den besonders geschützten Altwäldern, deswegen ist es definitiv das falsche Gebiet für Mountainbike-Trails.“ Auch für die Betroffenen hat die Nutzung des Trails vor allem im vergangenen Jahr ein zu großes Ausmaß angenommen. „Es muss ein anderes Modell her, und die Haftungsfrage muss geklärt werden“, sagt Martin.
Alternative Modelle gibt es in anderen Kommunen
Dieses Problem sieht auch Bürgermeister Voß: „Wenn die Gemeinde ein Stück Wald pachtet, übernehmen wir auch die Verkehrssicherungspflicht und die Haftung.“ Die jetzt gesperrte Strecke enthielt auch bis zu zwei Meter hohe Schanzen. „Die Verletzungsgefahr ist zu groß“, so Voß.
In anderen Städten und Gemeinden gibt es solch alternative Modelle bereits. Ein Beispiel ist der Freeride Park North im Krähenholzwald bei Neumünster. Dort gründeten Sportenthusiasten in Zusammenarbeit mit der Gemeinde einen Verein, in dem Kinder einen Jahresbeitrag von 50 Euro und Erwachsene 100 Euro im Jahr bezahlen, um die Strecken nutzen zu dürfen. „Das wären auch wir Großhansdorfer durchaus bereit zu bezahlen“, sagen sowohl Matthias Martin als auch Viola Biederbick.