Glinde. Inhaber Iris und Giuseppe Dellavecchia wollen das Restaurant vergrößern. Die Politik stellt sich vorerst quer. Es gibt Klärungsbedarf.
Über seine Gefühlslage wollte Giuseppe Dellavecchia am Morgen danach nicht sprechen. „Ich konzentriere mich jetzt auf das Weihnachtsgeschäft, werde mich später mit den anderen Dingen befassen“, sagte der Gastronom. Er betreibt mit seiner Frau Iris das San Lorenzo am Glinder Mühlenteich, das zu den zehn besten Italienern in Deutschland zählt. Seine Stimmung dürfte nicht die beste gewesen sein, denn auf der jüngsten Sitzung der Stadtvertreter wurde der Unternehmer ausgebremst. Mit dem Vorhaben, das Gebäude zu erweitern, kam der Eigner der Immobilie kein Stück voran, weil sich SPD und Grüne querstellten.
Davon war nicht auszugehen. Vor zwei Wochen fasste der Bauausschuss den Entwurfs- und Auslegungsbeschluss für den Bebauungsplan einstimmig. Die Bestätigung durch die Stadtvertretung schien eine Formalie. Doch jetzt gab es einen Patt. Nur CDU und FDP wollten die Sache durchwinken. In so einem Fall gilt: keine Billigung. Peter Michael Geierhaas (SPD) sagt: „Meine Fraktion hat seinerzeit nicht nachgefragt.“ Seines Erachtens seien Kennzahlen in Bezug auf das Bauvolumen nicht in Ordnung. Sie wichen nicht vom ersten Entwurf aus dem Jahr 2017 ab. Das habe die Politik aber gefordert. Die Entscheider kritisierten damals die Größe des geplanten Anbaus. „Keiner ist gegen das San Lorenzo. Mir geht es um Fakten, ich will alles überprüft haben“, sagt Geierhaas, der nicht auf der Bauausschusssitzung gewesen ist, aber im Nachgang die Parteikollegen von seiner Meinung überzeugen konnte.
FDP kritisiert SPD und Grüne für Votum in Stadtvertretung
Auch die Grünen schwenkten auf SPD-Linie um, wobei der Ortsvorsitzende Jan Schwartz seine Partei nicht als Blockierer verstanden sehen will. Er sagt: „Wir sind für dieses Projekt und froh, dass wir das San Lorenzo hier haben. Es ist weit über die Grenzen der Stadt bekannt und trägt zum positiven Image Glindes bei.“ Was die Betreiber entwickelt haben, sei eine Lebensleistung. „Wir wollen in der Angelegenheit aber keine Beliebigkeit.“
Die Liberalen kritisieren SPD und Grüne für ihr Verhalten. „Dass man denen, die sich um die Bedeutung der Stadt verdient machen, immer wieder Steine in den Weg legt, ist widersinnig. Man kann nicht mehr Personal für die Verwaltung oder mehr Investitionen fordern und gleichzeitig die Finanzierungsquellen dafür strangulieren“, sagt Fraktionschef Thomas Kopsch und spielt damit auf Gewerbesteuereinnahmen an. Die FDP-Stadtvertreterin Barbara Bednarz ergänzt: „Das ausgebaute Restaurant geht nicht über die Höhe der Nachbarhäuser, passt sich also den angrenzenden Gebäuden an. Ich habe Verständnis, wenn die Dellavecchias langsam genervt sind. Ihre Partei wolle dem Ehepaar schnellstmöglich eine Erweiterung ermöglichen.
Verhindern möchte das Projekt keine Fraktion in Glinde, durch das Votum von SPD und Grünen kommt es jedoch zu einer weiteren Verzögerung. Dabei hat Giuseppe Dellavecchia, der in der 1887 erbauten Gründerzeitvilla lebt, auf Forderungen der Politik reagiert. „Wir haben bei der Grundfläche 27 Prozent abgespeckt“, sagt der beauftragte Architekt Robert Schmidt-Eichberg. Im jetzigen Entwurf beträgt sie 262 Quadratmeter. Das Gebäude erhöht sich laut dem Planer von jetzt 8,40 auf 11,30 Meter, weil auf der ersten Etage ein Staffelgeschoss vorgesehen ist. Das ist nicht neu.
Im überarbeiteten Konzept ist auch die wieder eingeführte Baumschutzsatzung berücksichtigt. Sie schreibt einen Mindestabstand von 1,50 Metern zwischen Gebäude und altem Baumbestand vor. Und der Anbau soll weiter im Norden angesetzt werden, damit der Charakter der Villa erhalten bleibt. Diese übernahmen die Dellavecchias 1998 als Pächter, 2007 kauften sie die Immobilie. Das Paar plant einen stufenlosen, barrierefreien Zugang mit bodentiefen Fenstern, eine größere Küche, eine Extra-Spülküche, moderne sanitäre Anlagen sowie eine Erweiterung des Wohnbereichs. Die Zahl der Plätze im Restaurant soll von 70 auf 90 steigen.
Architekt soll im Januar im Bauausschuss sprechen
Bürgermeister Rainhard Zug sagt, das Verfahren solle weitergehen und Unstimmigkeiten aus dem Weg geräumt werden. „Das Projekt ist wichtig und eine Win-win-Situation“. Die Entscheidung in der Stadtvertretersitzung sei für den Investor schwer nachzuvollziehen. Zur Bauausschusssitzung im Januar will er den Eigentümer und dessen Architekten laden, damit diese mit den Politikern ins Gespräch kommen.