Ahrensburg. Die Stadt muss 60 Kinder auf andere Einrichtungen verteilen. Die Verwaltung prüft Ansprüche auf Gewährleistung.

Erst im Juli dieses Jahres hatten 60 Kitakinder das 2,4 Millionen Euro teure Gebäude auf dem Grundstück des Schulzentrums Am Heimgarten in Ahrensburg bezogen. Nun legt ein Wasserschaden den Betrieb lahm, der bereits einen Monat nach Inbetriebnahme festgestellt worden ist. Um Gruppen nicht auflösen zu müssen, werden die Kinder aus je zwei Krippen- und Elementargruppen auf benachbarte Einrichtungen verteilt.

Stadt ließ Proben nehmen, um Gefahren für Kinder auszuschließen

Bisher geht die Stadt davon aus, die Sanierung der Kita Am Heimgarten in Trägerschaft der Elbkinder Vereinigung Kitas Nord bis zum August 2020 abschließen zu können. Die genaue Ursache ist bislang ungeklärt. Die Stadt prüft derzeit ihre Ansprüche auf Gewährleistung. „Zu keinem Zeitpunkt hat für die Kinder eine Gefahr bestanden. Es wurden regelmäßig Proben genommen, um eine Belastung durch Schimmelsporen ausschließen zu können“, sagt Fabian Dorow, Sprecher der Stadt Ahrensburg.

Spezialisten fanden Feuchtigkeit im gesamten Gebäudekomplex

Alles begann mit einem Fleck im Sockelbereich des Gebäudes in Holztafelbauweise, den die Kitaleiterin Carolin Hantel der Stadtverwaltung sofort gemeldet hat. Gutachter sowie beteiligte Architekten und Fachplaner machten sich dann umgehend an die Ursachenforschung. Sie kontrollierten Leitungen, entnahmen Wasserproben. Das Ergebnis: Im gesamten Haus fanden die Spezialisten Feuchtigkeit in unterschiedlicher Konzentration. Zudem wurde eine Verstopfung des Hauptstrangs der Wasserentsorgung infolge eines fehlenden Dichtungsrings festgestellt. Probleme gibt es auch mit Feuchtigkeit im Estrich, der offenbar auf Regen- und Schmutzwasser zurückzuführen ist.

Die Fußböden in der neuen Kita müssen aufgestemmt werden

Um weitere Mängel zu sichten oder ausschließen zu können, müssen nun sämtliche Anschlüsse überprüft werden. „Erst dann kann ein entsprechendes Sanierungskonzept und der Zeitplan erstellt werden“, sagt Dorow. Doch dafür müsse zunächst der gesamte Fußbodenbereich aufgestemmt werden. Das ist bei laufendem Betrieb jedoch nicht möglich.

In den kommenden Tagen werden deshalb zahlreiche Transportboxen mit Spielsachen gefüllt, Möbel eingelagert oder auf die Kitas Stadtzwerge, Schäferweg und Pfarrgarten verteilt. Der Umzug erfolgt bis Anfang Januar. Um die Kinder so gut wie möglich in den Prozess einzubeziehen, werden sie beim Packen der Boxen beteiligt.

Benachbarte Kitas haben Bewegungsräume abgetreten

„Wir müssen einen enormen logistischen Aufwand bewältigen, weil der Umzug neben dem laufenden Kita-Alltag abgewickelt werden muss“, sagt Kitaleiterin Carolin Hantel. Sie sei froh, dabei von ihrem Team tatkräftig unterstützt zu werden, die dafür einen Tag eher aus dem Weihnachtsurlaub kommt. Aber auch von Eltern, die nicht nur am Umzugstag helfen, sondern ihre Kinder früher aus der Kita abholen und die Erzieher damit entlasten. „Es ist großartig, dass die benachbarten Kitas sofort eingewilligt haben, Räume abzutreten“, sagt Hantel: „Da unsere Kinder unter anderem die Bewegungsräume für einige Monate belegen, ist das für die anderen Einrichtungen ebenfalls mit Einschränkungen verbunden.“

Eltern wurden Anfang Dezember über die Probleme informiert

Bei einer außerordentlichen Versammlung am 5. Dezember waren die Eltern über die weitere Planung informiert worden. Auch wenn der Umfang des Schadens größer als zuvor angenommen sei, funktioniere das Notfallmanagement zwischen Stadt und Kita hervorragend, lobt Vater Oliver Hilbig, dessen Sohn Theo (3) die Kita besucht. „Mein Kind findet den Umzug sogar spannend“, sagt Hilbig. Ohne dieses Notfallmanagement wären die Eltern „in ein tiefes Loch“ gefallen.“ Nach dem ersten Schockmoment seien die Rückmeldungen der Betroffenen durchweg positiv gewesen, bestätigt auch Kathrin Priemel. Sie ist Beiratsvorsitzende der Kita Heimgarten. „Statt einen Schuldigen zu suchen, sollten wir zusammenhalten und die Situation meistern. Besser wir beheben den Schaden jetzt grundlegend, als in einem Jahr an derselben Stelle zu stehen“, sagt sie zum Abendblatt.

Kita-Betrieb soll ab August 2020 wieder aufgenommen werden

Derzeit ist geplant, den regulären Kita-Betrieb ab August 2020 wieder aufzunehmen. Um die Kosten zu decken, wurden eine Million Euro zusätzlich in den Haushalt eingestellt. Mit dem Geld wird unter anderem eine Springerstelle finanziert, die den reibungslosen Ablauf des Kita-Alltags garantieren soll.

„Im Hinblick auf Gewährleistung prüfen wir derzeit die Rechtslage“, sagt Fabian Dorow. Ein Beweissicherungsverfahren könne sich bei Baumängeln jedoch über Jahre hinziehen. Primär gehe es nun darum, pragmatisch zu arbeiten und die Betreuung der Kinder sicherzustellen. Auch, wenn die Stadt dafür in Vorleistung treten müsse. Dorow: „Wir befinden uns auf einer Vorstufe zum Rechtsstreit und prüfen die Rechtslage in Hinblick auf Gewährleistung bei baulichen Mängeln.“ Dieses Verfahren sei jedoch nachrangig.