Ahrensburg. Jahrelang hat sich der 75-Jährige für Hilfsprojekte eingesetzt. Heute kämpft er für Kurswechsel in der Entwicklungspolitik.

Viele Jahre hat sich der Ahrensburger Rainer Gruszczynski für Hilfsprojekte in Afrika engagiert. Durch seine Erfahrungen tritt er heute für einen entschiedenen Kurswechsel in der Entwicklungspolitik ein.

Der Experte hält am Mittwoch, 27. November (19.30 Uhr), einen Vortrag zum Thema „Dekolonisation des Denkens und Neuerfindung der afrikanischen Gesellschaft – das Afrotopia von Felwine Sarr“. Veranstaltungsort ist der Unterrichtscontainer der Volkshochschule Ahrensburg (Bahnhofstraße 24). Der kostenfreie Abend ist Teil des offenen Interkulturellen Gesprächskreises.

Referent plädiert für kreditbasierte Hilfen und Bildungsförderung

„Nach meiner Pensionierung wurde ich gebeten, Voraussetzungen für die Gründung eines Waisenhauses in Äthiopien zu schaffen“, sagt der frühere Handelslehrer. Im Anschluss bot ihm ein deutscher Verein die Betreuung weiterer Projekte in Afrika an. Bei seiner Tätigkeit wurde er immer wieder mit Korruption konfrontiert. Von dem Geld kam nur wenig bei den Bedürftigen an, weil sich höhere Gesellschaftsschichten daran bereicherten. „Die afrikanische Gesellschaft ist eine Herr-Knecht-Gesellschaft“, sagt der 75-Jährige heute. Nach 16 Projekten gab er auf. Inzwischen setzt er sich vor allem für kreditbasierte Hilfen sowie für Bildungsförderung in Afrika ein.

Der Ahrensburger will auch viel Raum für Diskussionen lassen

„Die aktive Entwicklungshilfe trägt dazu bei, dass jegliche Initiative erstirbt“, so Gruszczynski. Sie ermögliche afrikanischen Regierungen, nichts für die Bevölkerung zu tun. Der senegalesische Ökonom und Philosoph Felwine Sarr spricht sich für die Befreiung Afrikas aus der geistigen und wirtschaftlichen Umklammerung durch den Westen aus. Anhand von Sarrs Vision zeigt Gruszczynski im Vortrag Chancen und Probleme heutiger afrikanischer Gesellschaften auf. Den Zuhörern verspricht der Referent: „Ich biete sehr viel Stoff, lasse aber auch Raum für Diskussion.“