Rethwisch. Kieler Ministerium zahlt Stormarner Bauern mit pädagogischen Kenntnissen 100 Euro für jeden Hofbesuch einer Klasse.

Stormarner Kinder sollen in der Schule lernen, dass Obst und Gemüse nicht im Supermarkt wachsen und wie Milchkühe aussehen. Bauern bekommen jetzt eine finanzielle Unterstützung vom Land, wenn sie Schulklassen ihre Betriebe zeigen. Auf einem Hof in Rethwisch bei Bad Oldesloe hat Bildungsministerin Karin Prien (CDU) nun eine Kooperationsvereinbarung mit der Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Ute Volquardsen, unterzeichnet.

Schon länger führen Susanne und Sönke Behnk Schulkinder über ihren Milchviehbetrieb in Rethwisch. Es ist mehr als ein Rundgang. Stundenlang beschäftigen sich die Schüler mit der Milchproduktion, misten Ställe aus und inspizieren die Melkanlage. Dieses Mal kam eine vierte Klasse der Schule am Masurenweg aus Bad Oldesloe. Susanne Behnk findet es wichtig, Kindern und Jugendlichen zu zeigen, wo die Lebensmittel herkommen. Sie sagt: „Wir haben nicht nur Grundschüler bei uns, sondern auch Kitagruppen und Oberstufen.“

Vielen Kindern fehlt heute der Bezug zu Lebensmitteln

Eine solche Führung kostet Zeit und Geld. Zahlen musste das Ehepaar bislang alles aus eigener Tasche. Mit einem neuen Förderprojekt beteiligt sich nun das Land an den Kosten. Landwirte wie das Ehepaar Behnk bekommen ab sofort 100 Euro pro Hofbesuch. Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien: „Immer mehr Kinder haben keinen natürlichen Bezug zu Lebensmitteln. Schüler müssen wissen, wo die Milch herkommt, dass Möhren nicht in Plastikschalen wachsen und Kartoffeln aus der Erde kommen.“ Darin sieht die Ministerin auch einen praktischen Nutzen: Kinder sehen, dass Essen einen Wert hat. „Ein Besuch auf dem Bauernhof kann dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden“, so Prien.

Kieler Ministerium gibt 50.000 Euro für das Projekt

Von gesunder Ernährung bis zum Tierwohl – alles beginne damit, dass Kinder erleben können, wie landwirtschaftliche Produkte erzeugt werden. Das Ministerium stellt 50.000 Euro für das laufende Projektjahr zur Verfügung. Der größte Teil wird direkt an teilnehmende Betriebe im Land gehen. „Voraussetzung ist, dass der Hof Kenntnisse im Bereich der Bauernhofpädagogik nachweisen kann. Viele Betriebe haben bereits einen entsprechenden Lehrgang bei uns absolviert“, sagt Daniela Rixen, Sprecherin der Landwirtschaftskammer.

Grund für diese Bedingung ist, dass die Hofbesuche mehr sein sollen als einfache Stallrundgänge. Die Kinder sollen tiefer in die Materie einsteigen können, etwas über die Lebensmittelproduktion, die Abläufe in Natur und Umwelt „vom Feld bis zum Teller“ lernen. Unterricht auf dem Bauernhof ist keine neue Idee. Bis 2012 gab es bei der Landwirtschaftskammer eine Koordinationsstelle für „Schulklassen auf dem Bauernhof“, die dann jedoch eingespart wurde.

Agrarsektor für eine Verlängerung und Aufstockung des Budgets

Das Interesse bei den Betrieben bestehe aber durchaus weiter, Kindern die Arbeit auf dem Bauernhof zu zeigen, wie Landwirtschaftskammerpräsidentin Ute Volquardsen sagt: „In Schleswig-Holstein hat das eine lange Tradition. Und erstmals bekommen landwirtschaftliche Betriebe jetzt eine finanzielle Anerkennung für ihre Bildungsarbeit.“ Das Projekt startete am 1. September 2019 und soll ein Jahr später evaluiert werden. Zeitlich befristet ist es aber nicht.

Schon beim Starttermin in Rethwisch machte Ute Volquardsen deutlich, dass sich der Agrarsektor eine Verlängerung und Aufstockung des Budgets wünscht. Im Vergleich zur vorigen Projektperiode sei es diesmal deutlich begrenzter und daher werde auch die Betreuung durch die Landwirtschaftskammer geringer ausfallen müssen. Die Kammer bekommt 15.000 Euro aus dem Topf für Personal und Sachleistungen. Die restlichen 35.000 Euro sind für die Zuschüsse an die Bauernhöfe vorgesehen. Bei 100 Euro pro Einheit ergeben sich daraus 350 Hofbesuche.

Landwirte können sich online oder telefonisch bewerben

Informationen erhalten interessierte Landwirte und Schulen im Internet unter www.lernendurcherleben.de. Die Seite soll bis Februar 2020 aktualisiert werden. Dann soll es möglich sein, sich online um die Förderung zu bewerben. Geplant ist dort auch ein Portal, in dem sich Schulklassen einen für den Unterricht passenden Betrieb heraussuchen können. Bis dahin können sich Bauern und Lehrer auch telefonisch bei der Projekt-Koordinatorin Wiebke Meyer unter 04331/945 32 27 informieren.