Glinde. Arbeiten für das 50-Millionen-Euro-Projekt am Golf Gut beginnen. Eröffnung ist Mitte 2021 geplant. 250 neue Arbeitsplätze entstehen.
Mit Golfbällen hat Jörg Krause nichts am Hut. Dennoch ist er zurzeit häufig am Golf Gut in Glinde – ob seiner beruflichen Tätigkeit. Der 51 Jahre alte Ingenieur ist bautechnischer Leiter der Wellness-Oase, für die es jetzt den Startschuss gegeben hat in Form von Erdarbeiten. Davon zeugt ein rund drei Meter hoher und 70 Meter langer Wall aus Mutterboden, aufgehäuft von einem Bagger.
Das 50-Millionen-Euro-Projekt nimmt nach der Erteilung der Baugenehmigung jetzt Fahrt auf. Im Januar oder Februar soll der Hochbau beginnen. Die Eröffnung ist Mitte 2021 geplant.
Hotel und Saunalandschaft im Stil eines balinesischen Dorfes
Dann wird die 18.700-Einwohner-Stadt ein Alleinstellungsmerkmal in der Region haben. Eine vergleichbare Anlage gibt es in Norddeutschland nicht. Auf einer 36.000 Quadratmeter großen Fläche entsteht ein dreigeschossiges Vier-Sterne-Hotel mit 80 Zimmern sowie eine Saunalandschaft inklusive Dampfbädern und einem mehr als 1000 Quadratmeter großen Naturschwimmteich mit integriertem Pool. Hinzu kommen fünf weitere Pools, dazu zahlreiche Ruheräume und Entspannungsbecken.
Das Design kommt asiatisch daher, Wellness-Oase und Hotel werden parallel und im Stil eines balinesischen Dorfes gebaut. Daher auch der Name Vabali Spa. Va heißt Weg, Bali steht für die Insel im indischen Ozean. Investoren sowie Betreiber sind die Brüder Stephan und Markus Theune. Die Kölner haben in der Branche mehr als 30 Jahre Erfahrung und gehören mit ihrem Unternehmen bundesweit zu den Marktführern im Segment gehobener Wellness- und Spa-Anlagen. Der Jahresumsatz liegt bei rund 60 Millionen Euro.
Glinder Projekt ist umfangreicher, da ein Hotel angegliedert ist
Jüngst haben die Theunes einige Objekte verkauft. Sie führen jetzt noch die Claudius-Therme sowie das Neptunbad in Köln, zudem jeweils ein Vabali Spa in Berlin und Düsseldorf, für deren Bau Jörg Krause ebenfalls zuständig war. Er sagt: „Das Glinder Projekt ist umfangreicher, weil hier im Gegensatz zu den anderen Standorten auch ein Hotel angegliedert ist.“
Dieses ist noch erweiterbar um rund 60 Zimmer. „Wir schauen erst einmal, wie es angenommen wird“, sagt Markus Theune. Der Unternehmer kümmert sich vermehrt um den kaufmännischen Bereich, Bruder Stephan hat den Schwerpunkt im Konzeptionellen.
Am 5. November macht sich Markus Theune auf den Weg nach Indien und Bali zwecks Materialbeschaffung. „Ich werde dort vier Wochen verbringen, habe eine lange Liste abzuarbeiten. Bevor wir alles zusammenhaben, bedarf es noch mindestens zweier weiterer Reisen“, sagt der Firmenchef. Rund 50 Container werden später für das Glinder Objekt verschifft. Mit seinen Geschäftspartnern arbeitet er seit vielen Jahren zusammen, bezieht aus Asien vornehmlich Mobiliar und Dekorationen wie zum Beispiel Bilder.
Bis zu 500 Tagesgäste bedeuten auch mehr Verkehr
Die Theunes setzen in Stormarn auf die Kombination aus Golf, Wellness-Anlage und Hotel. Von den Gästen soll auch Landwirt und Golfanlagen-Betreiber Jens Lessau profitieren. Er hat das Areal an den Investor verkauft. Dass die Theunes ebenso ein Familienbetrieb sind, Referenzen vorzuweisen haben und nicht verpachten, war ihr großes Plus.
Für das Areal in Glinde existiert seit November 2011 ein Bebauungsplan für ein Hotel. Dann präsentierte der Wellness-Experte Siegfried Reddel ein Konzept, das ein größeres Baufenster erforderte. Lessau überzeugte die Politik von einer Änderung des B-Plans. Im Dezember 2015 stimmte die Stadtvertretung zu.
Danach führte Reddel Gespräche mit mehreren Investoren. Ende 2016 scheiterte ein Deal auf der Zielgeraden, die Verträge waren schon ausgetauscht. Der in Gelsenkirchen aufgewachsene Planer wollte über die Ausrichtung des Hauses mitbestimmen, fand letztendlich keinen Partner und brachte Lessau mit den Theunes zusammen.
Für die neue Wellness-Oase muss die Golfbahn umgebaut werden
Deren Konzept unterscheidet sich wesentlich von jenem Reddels, der einen Gebäudekomplex im mediterranen und arabisch-indischen Stil skizzierte und das Investitionsvolumen seinerzeit schon auf 60 Millionen Euro bezifferte. Auch, weil sein Hotel auf 130 Zimmer samt Suiten ausgerichtet war.
Für die neue Wellness-Oase muss die Golfbahn umgebaut werden. Das Regenwasser des Hotels wird in einen Teich auf der Golfanlage geleitet, der vergrößert wird und als Bewässerungsspeicher dient.
Stephan und Markus Theune wollen bis zu 250 Arbeitsplätze in Glinde schaffen und erwarten 400 bis 500 Tagesgäste. Je erfolgreicher sie sind, desto mehr Gewerbesteuer nimmt die Stadt ein. Glindes Bürgermeister Rainhard Zug sagt: „Ich bin überzeugt, dass das Vabali Spa die Stadt aufwertet und attraktiver macht sowie für mehr Lebensqualität sorgt.“ Arbeitsplätze und Steuern seien wichtig, allerdings bedeute die Anlage auch mehr Verkehr.
Die Theunes expandieren unterdessen weiter: Sie planen im bayerischen Olching ein viertes Vabali Spa.