Ahrensburg. Die Einrichtung wurde nach dem Tsunami von 2004 mit Spendengeld aus der Schlossstadt aufgebaut. Jetzt besucht eine Gruppe das Haus.
„Die Kinder sind im Vorschulalter, leben am anderen Ende der Welt und doch kennen sie alle ,Awrensbörk’, die kleine Stadt in Deutschland“, sagt Helgo Matthias Haak mit einem Schmunzeln. Der Pastor ist Initiator des Sri-Lanka-Patenschaftskreises der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Ahrensburg. 25 Ahrensburger engagieren sich hier für die Menschen in dem asiatischen Inselstaat. Die Schlossstadt ist seit 2005 Namenspatin des Ahrensburg-Janavijaya-Kindergartens in Madihe, einem kleinen Ort an der Südküste Sri Lankas. Die Einrichtung wurde allein mit Spendengeld aus der Schlossstadt aufgebaut. Vom 8. bis 24. November besucht eine sechsköpfige Gruppe den Kindergarten.
Sri Lanka spürt den Klimawandel besonders stark
„Die Monsunzeit war in Südasien in diesem, wie schon im vergangenen Jahr, besonders verheerend“, berichtet Helgo Matthias Haak. Starke Regenfälle, Stürme und Überschwemmungen hätten große Schäden angerichtet. „Ein uralter Baum ist auf dem Areal des Kindergartens umgestürzt, nachdem die Wassermassen den Boden aufgeweicht hatten“, sagt der Pastor zum Abendblatt. Auch das Dach muss repariert werden. „In Sri Lanka spürt man den Klimawandel, die Regenzeit wird extremer“, weiß Haak. Jetzt möchte die Kirchengemeinde nicht nur finanzielle Hilfe leisten. Haak: „Der direkte Kontakt soll eine Ermutigung für die Menschen vor Ort sein.“
Für Helgo Matthias Haak ist es bereits die dritte Reise nach Madihe. Das Land sei zu seinem „besonderen Hobby“ geworden. Vor 15 Jahren initiierte Haak das Kindergarten-Projekt. Am 26. Dezember hatte die Erde in den Tiefen des Indischen Ozeans gebebt, wenige Stunden später überrollte eine 20 Meter hohe Flutwelle die südostasiatischen Küstenregionen. Allein in Sri Lanka starben 30.000 Menschen während des Tsunamis. Die Stadt Ahrensburg und die Kirchengemeinde wollten helfen. „Wir wollen nicht an eine große Organisation spenden, ohne zu wissen, wofür unser Geld ausgegeben wird. Wir möchten stattdessen ein konkretes Projekt unterstützen“, sagte die damalige Bürgermeisterin Ursula Pepper.
Stadt unterstützte Projekt mit 15.000 Euro aus dem Haushalt
Der Vorschlag, einen Kindergarten in Sri Lanka aufzubauen, kam von Helgo Matthias Haak. Der Ahrensburger Pastor hat eine besondere Verbindung zu dem Inselstaat im Indischen Ozean. „Ich habe von 1982 bis 1983 dort gelebt“, erzählt er. „Damals wollte ich Religionswissenschaftler werden und über den Buddhismus promovieren.“ Einige Monate verbrachte Haak in einem buddhistischen Kloster, lernte den bekannten sri-lankischen Mönch Maharagama Dhammasiiri kennen. Haak sagt: „Nach dem Tsunami ist gemeinsam mit ihm die Idee für den Kindergarten entstanden.“
Dann ging es schnell. Dhammasiiri kaufte 2005 ein Grundstück mitsamt Gebäude, während Haak in Ahrensburg um Unterstützung warb. „Die Unterstützung war überwältigend“, erinnert sich der Pastor. Die Ahrensburger Stadtverordneten beschlossen, 15.000 Euro aus dem städtischen Haushalt beizusteuern. Haak: „Vier Monate später konnten wir in Madihe die Eröffnung des Kindergartens feiern.“ Inzwischen könne die Einrichtung ihre laufenden Kosten selbst decken. „Bis auf einen kleinen Obolus ist der Kindergarten für Eltern kostenfrei, damit auch Kinder aus armen Familien ihn besuchen können.“ Heute werden täglich 60 Kinder dort betreut.
Delegation aus Ahrensburg wird zwei Wochen in Sri Lanka bleiben
Im selben Jahr kam für den Patenschaftskreis ein zweites Projekt hinzu, das Waisenhaus Sucharitodaya Samaja Seva Sangamaya am Stadtrand der sri-lankischen Hauptstadt Colombo. „Über die Kirchengemeinde können Ahrensburger Patenschaften für die Heimbewohner übernehmen“, sagt Haak. 40 Kinder und Jugendliche und 35 Menschen mit Behinderung leben in dem Haus, das der Geistliche während seiner Zeit in Sri Lanka kennenlernte. Auch das Waisenhaus wird die Gruppe im November besuchen, dort zum Abschluss der zweiwöchigen Reise für einige Tage leben und im Heimalltag helfen. „Aufgrund der akuten Not bleiben die Spenden aus der lokalen Bevölkerung aus, ohne die das Haus nicht überleben kann“, sagt Haak. „Viele, die sonst Essen gespendet haben, können sich das jetzt nicht mehr leisten.“
„Es ist ein berührendes Gefühl, diese Dankbarkeit zu spüren“, schwärmt Frauke Schmager. Die pensionierte Lehrerin betreut seit 2006 ein Patenkind in dem Waisenhaus. „Sie ist ein einfaches Mädchen. Kann kein Englisch, was die Kommunikation per Post zeitweise echt schwer macht“, sagt sie. „Jetzt ist Thasmila 24 Jahre alt, verheiratet und arbeitet in einer Apotheke“, berichtet sie stolz. Im November möchten Frauke Schmager und ihre Tochter Sonja Thasmila endlich persönlich kennenlernen. „Sie hat mich meine gesamte Kindheit durch Briefe begleitet“, sagt Sonja Schmager.
Ahrensburger können Paten für Waisenkinder werden
Die Bewohner des Waisenhauses haben vielfach Traumatisches erlebt. „Dort werden die Menschen abgegeben, bei denen man nicht weiß, wohin“, sagt Pastor Haak. Gaby Lenz ist seit Beginn 2005 dabei, hat damals die Patenschaft für einen kleinen Jungen übernommen. „Er wurde mit drei Jahren am Straßenrand gefunden, als Krähen bereits dabei waren, sich über sein Gesicht herzumachen“, erzählt sie.
Noch heute seien die Narben sichtbar. „Er ist leicht geistig behindert und schafft den Absprung in die Selbstständigkeit nicht“, sagt die Kita-Leiterin aus Ahrensburg. Er wird wohl sein gesamtes Leben im Sucharitodaya-Waisenhaus verbringen. „Er kann dort für einen kleinen Lohn aushelfen, hat damit ein Dach über dem Kopf“, sagt Gaby Lenz.
Pastor hat Schuhe für Drillinge gekauft
Auch Renate Kunze ist seit Beginn des Patenschaftsprojekts dabei, fährt bereits zum zweiten Mal mit Helgo Matthias Haak nach Sri Lanka. „Die Menschen sind immer freundlich, haben in jeder Lebenssituation ein Lächeln auf den Lippen“, sagt sie fasziniert. „Mir ist bei dem Projekt besonders wichtig, dass alle Spenden zu 100 Prozent bei den Kindern ankommen.“ Anders als bei Hilfsorganisationen gebe es keine Verwaltungskosten. „Die Patenkinder schicken jedes Mal eine Rechnung, sodass man genau sehen kann, dass das Geld etwa für eine Zahnbürste oder ein Schulheft ausgegeben wurde“, ergänzt Pastor Haak. Jeder Cent könne helfen. Das habe ihm sein Besuch in Sri Lanka im Februar gezeigt: „ Die Eltern von Drillingen konnten sich keine Schuhe für ihre Kinder leisten. Ich habe dafür umgerechnet zwölf Euro bezahlt.“ Helgo Matthias Haak hofft, am 8. November einen möglichst großen Betrag mit nach Sri Lanka bringen zu können.
Auch Sie können helfen mit einer Spende an Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Ahrensburg, IBAN: DE42 5206 0410 2206 4460 27, BIC: GENODEF1EK1, Verwendungszweck: „Sri Lanka“, „Sri Lanka Kindergarten“, „Sri Lanka Waisenhaus“. Für eine Spendenbescheinigung Name und Adresse angeben.