Ahrensburg. Stormarner Naturschützer sind auch aus Kapazitätsgründen gegen Klärschlammverbrennung in Stapelfeld.

Die Stormarner Kreisgruppe im Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hält den in Stapelfeld geplanten Neubau einer Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) für überflüssig. In Kiel werde ein Ofen mit einer Kapazität von jährlich 32.000 Tonnen Trockensubstanz gebaut, Hamburg erweitere seine Anlage namens Vera auf 86.000 bis 97.000 Tonnen. Schleswig-Holstein und Hamburg produzierten aber nur 126.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr.

„Momentan gibt es zwar noch einen Entsorgungsengpass, aber wenn Kiel seinen Neubau und Hamburg die Erweiterung der Vera fertig haben, können sie den gesamten Klärschlamm bewältigen“, sagt BUND-Sprecherin Petra Ludwig-Sidow aus Ammersbek. Auch in Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sei kein Notstand zu erwarten, dort werde ein halbes Dutzend Anlagen gebaut.

Im Prinzip hält der BUND die Klärschlammverbrennung und das damit verbundene Recycling des Rohstoffes Phosphor für „eine gute Sache“. Denn noch landet der Rückstand aus den Klärwerken zum Großteil auf den Feldern – und damit auch Antibiotika, pathogene Keime und Mikroplastik. Allerdings hat Ludwig-Sidow große Bedenken: „Spätestens wenn alle Anlagen fertig sind, gibt es einen Kampf um Klärschlamm und manch Betreiber wird sich weit entfernt um Entsorgungsverträge bemühen müssen.“ Das sei nicht nachhaltig und „vermutlich nicht einmal rentabel“.

Ein weiteres Argument gegen die Klärschlammanlage sind für den BUND die streng geschützten Kammmolche, die in zwei nahen Fauna-Flora-Habitat-Gebieten (FFH) leben. Das dort geltende Verschlechterungsverbot bedeute, dass die Situation von Natur und Tieren – neben Kammmolch auch Moorfrosch und Schlammpeitzger – nicht schlechter werden dürfen. Bei rund 15 Prozent mehr Emissionen bestehe aber die Gefahr einer erheblichen Beeinträchtigung.

Wesentliche Faktoren seien Stickstoff- und Säureeinträge sowie die Schwermetalle Cadmium und Thalium. „Molche entwickeln bereits bei für den Menschen als unbedenklich geltenden Cadmium-Konzentrationen im Wasser Funktionsstörungen der Nebenniere“, sagt Ludwig-Sidow.

Der MVA-Betreiber EEW Energy from Waste erinnert daran, schon vor Jahren mit dem Land über das Klärschlammproblem gesprochen zu haben. „Wir haben uns als erstes Unternehmen bereit erklärt, Teil der Lösung zu sein, haben die am weitesten fortgeschrittene Planung und werden – vorbehaltlich der Erteilung einer Genehmigung – die erste KVA in Schleswig-Holstein in Betrieb nehmen“, sagt EEW-Projektleiter Holger Heinig. Die Kapazität in Stapelfeld sei bereits jetzt vertraglich zu mehr als 80 Prozent ausgelastet.