Ahrensburg. CDU, Grüne, FDP, WAB und Linke erteilen den Wünschen des Vereins derzeit eine Absage. SPD fordert eine langfristige Planung.
Der Abendblatt-Bericht über den Wunsch des Ahrensburger Turn- und Sportvereins (ATSV) nach einem Sportzentrum im Gewerbegebiet Beimoor-Süd sorgt für teils heftige Reaktionen bei der Politik. Der mit 4300 Mitgliedern größte Sportverein Stormarns möchte eine Mehrzweckhalle mit sechs Feldern an der Ecke Ostring/Kornkamp-Süd, die Teil eines Sportparks mit zwei Fußballfeldern, Mehrzweckplatz, Kleinspielfeldern und Skaterbahn werden soll. ATSV-Chef Jürgen Westphal begründet den Wunsch mit ausgelasteten Sportanlagen, die zu Wartelisten mit bis zu 130 Personen führten. Ein Gutachten der Verwaltung hatte eine 97-prozentige Auslastung der Sporthallen in Ahrensburg ergeben.
Die Grünen ziehen dezentrale Lösung vor
Westphal hatte in einem offenen Brief an die Fraktionen um Gespräche gebeten und um Unterstützung für das Vorhaben geworben. „Bisher konnten wir mit CDU, SPD und der Wählergemeinschaft WAB sprechen“, sagte Westphal. „Grüne, Linke und FDP haben nicht reagiert“, so der Vereinsvorsitzende. Er kritisierte eine mangelnde Gesprächsbereitschaft der Fraktionen.
„Bisher ist kein Gespräch mit dem ATSV zustande gekommen“, sagt die Grünen-Fraktionschefin Nadine Levenhagen. Man habe erst fraktionsintern beraten müssen, wolle den ATSV-Vorstand aber in naher Zukunft einladen. „Grundsätzlich sind die Grünen offen, mit allen zu sprechen“, betont sie. Die Fußballfelder wollen die Grünen aber auf dem Stormarnplatz belassen. „Der Sport sollte eine zentrale Lage in Ahrensburg haben, nicht in das Gewerbegebiet abgeschoben werden.“ Die Anlagen müssten für Kinder und Jugendliche mit dem Fahrrad gefahrlos erreichbar sein, was am Ostring nicht gewährleistet sei. Die Partei ziehe eine dezentrale Lösung mit Sportstätten im Stadtgebiet vor.
FDP sieht in Ahrensburg dringendere Bauvorhaben
„Wir haben kein Schreiben des ATSV erhalten“, sagt FDP-Fraktionschef Thomas Belizzi und spricht von „Kommunikationsproblemen“. Die Kritik des Vereins halte er für unangebracht. Dass Bedarf an zusätzlichen Sportstätten bestehe, sei unstrittig. „Wir plädieren für eine ergebnisoffene Debatte“, so Belizzi. „Das Fortbestehen des Stormarnplatzes ist mit dem Bau des Umkleidehauses für 1,25 Millionen Euro vorerst für Jahrzehnte manifestiert“, so der FDP-Fraktionschef.
Das Projekt hatten die Politiker gemeinsam mit den Vereinen auf den Weg gebracht, weil die Umkleidekabinen und sanitären Anlagen im Jugendzentrum Bruno-Bröker-Haus nicht mehr den Anforderungen entsprechen. Der Verein Roter Stern Kickers legt in diesem Zusammenhang Wert auf die Feststellung, das Umkleidehaus sei „keine Notlösung, weil die Abgeordneten anderen Plänen eine Absage erteilt haben, sondern war ausdrücklicher Wunsch des FC Ahrensburg, des ATSV und unseres Vereins“, heißt es in einer Mail des Vorstands.
Die Linke kann sich keinen Sportpark im Gewerbegebiet vorstellen
Belizzi ergänzt: „Um die Hallen mit einem Neubau zu entlasten, kämen auch andere Flächen infrage. Nach dem Abriss und Neubau des Badlantic wird in direkter Nachbarschaft zum jetzigen ATSV-Clubhaus ein Areal frei, das aus lärmschutzrechtlichen Gründen nicht für Wohnbebauung infrage kommt.“ Kurzfristig könne der ATSV durch eine stärkere Kooperation mit der Offenen Ganztagsschule (OGS) Kapazitäten generieren. „Dazu müssen sich die Vereine umstellen, um das Vereinsleben in die Schulen einzubinden“, sagt Belizzi. Einen Neubau sieht der FDP-Fraktionschef erst in ferner Zukunft. „Derzeit haben wir mit Schwimmbadneubau, der Rathauserweiterung und dem Anbau an der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule dringendere Bauvorhaben, die den Haushalt belasten.“
Der Fraktionsvorsitzende der Linken, Ali Haydar Mercan, wirft dem ATSV vor, die Interessen kleiner Vereine wie Roter Stern Kickers und FC Ahrensburg, deren Fußballmannschaften ebenfalls den Stormarnplatz nutzen, unberücksichtigt zu lassen. „Wir haben kein Problem damit, Hallen auf geeigneten Flächen zu schaffen, wenn der Bedarf da ist“, so Mercan. Einen Sportpark im Gewerbegebiet sehe seine Fraktion derzeit aber nicht. Schon gar nicht unter der Voraussetzung, die Felder in der Innenstadt aufzugeben. „Wir wollen die einzigartige Jugend- und Sportkultur mit Bruno-Bröker-Haus, dem Peter-Rantzau-Haus und JuKi 42 erhalten und die Synergien am Stormarnplatz nutzen.“
Investitionssumme auf 20 bis 30 Millionen Euro geschätzt
Auch CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen möchte den Stormarnplatz an der jetzigen Stelle behalten. „Daran hat das Gespräch mit dem ATSV nichts geändert. Das Areal am Ostring wäre für Kinder und Jugendliche nicht gefahrlos per Fahrrad erreichbar.“ Und eine Brücke würde hohe Kosten verursachen. Die Fraktion sei künftigen Projekten gegenüber aufgeschlossen, „derzeit haben wir aber mit dem Rathaus und Badlantic andere Prioritäten“.
Die Investitionssumme für einen Sportpark, die Levenhagen auf 20 bis 30 Millionen Euro schätzt, mache es erforderlich, genau über die Notwendigkeit der Anlagen abzuwägen. Peter Egan, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft WAB, zeigt sich aufgeschlossen gegenüber den Wünschen des ATSV. „Wir haben mit dem Vereinsvorstand ein gutes Gespräch geführt und sehen, dass wir mittelfristig die Sportkapazitäten erweitern müssen. Die Pläne des ATSV sind aber bisher nur Tuschezeichnungen und haben nicht die Qualität eines Vorentwurfs.“ Eine Verlegung der Sportplätze ins Gewerbegebiet sehe er in den nächsten Jahren nicht.
SPD fordert eine sachliche und emotionsfreie Debatte
„Die Halle ist erstmal der Startpunkt“, so Egan. „Leider wird die Debatte um das Sportzentrum bisher überwiegend außerparlamentarisch geführt.“ Hier sehe er die SPD als größte Unterstützerfraktion des Vorhabens in der Pflicht, Anträge in die Ausschüsse einzubringen. Das sieht SPD-Fraktionschef Jochen Proske anders: „Der ehrenamtlich organisierte Sport ist für Ahrensburg unabdingbar. Wir müssen jetzt entscheiden, in welche Richtung wir uns entwickeln wollen.“ Es gehe nicht darum, das Projekt sofort zu realisieren. „Langfristig macht es aber mehr Sinn, am Beimoor-Süd zu planen.“
Proske weiter: „Aber so lange eine Mehrheit gegen das Vorhaben ist, wäre es unsinnig, in den Ausschüssen darüber zu diskutieren.“ So sei es erst einmal vom Tisch. „Besser ist es, wenn Bürger und Vereine ihren Wunsch weiter klar kommunizieren.“ Für die SPD sei eine fraktionsübergreifende Entscheidung unabdingbar. „Wir wünschen uns eine emotionsfreie und sachliche Diskussion.“
Kurzfristige Abhilfe bei den Hallenkapazitäten für den ATSV ist laut Christian Schubbert (Grüne), Vorsitzender des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses, in Sicht: „Der Ausschuss hat beschlossen, dass die Verwaltung die nur zu 25 Prozent ausgelastete Halle des Tennis- und Hockey-Clubs Ahrensburg (THCA) zur Nutzung durch andere Vereine anmietet.“ Dafür soll die Stadt im nächsten Haushalt nach Beschluss des Ausschusses 10.000 Euro zur Verfügung stellen. Für den ATSV entstünden so keine Zusatzkosten.