Bargteheide. Eine Fahrradstraße soll künftig den Bahnhof und das Schulzentrum in Bargteheide verbinden. Fürs Erste müssen 50.000 Euro reichen.

Mit einer Fahrradstraße zwischen Bahnhof und den beiden Zufahrten zum Schulzentrum wollen Bargteheides Sozialdemokraten dem Umstieg aufs Zweirad neuen Schwung verleihen. „Mehr als zehn Jahre lag das Thema in der Stadt mehr oder weniger brach“, sagt Jürgen Weingärtner von der SPD. „Deshalb wäre es ein guter Anfang, könnten wir dieses Vorhaben als Pilotprojekt möglichst schnell realisieren.“

Zumal die Kosten überschaubar sind. „Im Grunde braucht es nur ein paar Schilder, die die Streckenabschnitte als Fahrradstraße kennzeichnen“, sagt Weingärtner. Neuralgische Punkte seien indes die Einmündungen in andere Straßen. „Hier müssen wir uns noch mal fachlichen Rat einholen, wie die Trasse gesichert werden kann, da sie ja Streckenabschnitte auf mehreren Straßen umfasst“, so Weingärtner.

Es gab schon mal einen Versuch, eine Fahrradstraße zu errichten

Auf einer Fahrradstraße haben Radfahrer Vorrang, der Autoverkehr ist nachgeordnet. Das bedeutet unter anderem, dass Fahrradfahrer von Autofahrern nicht überholt werden dürfen. Um eine größere Sicherheit der Radfahrer zu gewährleisten, soll auch geprüft werden, ob das Parken auf den entsprechenden Passagen nur noch Anliegern gestattet wird. Und ob sogar eine Einbahnstraßenregelung für den Autoverkehr eingeführt werden sollte.

Einen frühen Versuch zur Einrichtung von Fahrradstraßen hatte es in Bargteheide bereits im zurückliegenden Jahrzehnt gegeben, schon damals am Traberstieg. Allerdings nur mit der östlichen Anbindung an den Bahnhof. Im Westen endete sie abrupt ohne erkennbares Ziel. Als dann auch noch die Straßenverkehrsordnung modifiziert wurde und Radfahrer seitdem – altersabhängig – ohnehin auf der Straße rollen müssen, wo es keine Radwege gibt, war das Velo-Vorrecht wieder aufgehoben worden.

„Diese Schockstarre hat die Kommunalpolitik nun offenbar überwunden“, sagt Weingärtner. Für diese Annahme spreche jedenfalls, dass im Ausschuss alle Anträge zum Radverkehr einstimmig angenommen wurden. Dazu zählte etwa der SPD-Antrag, eine Erweiterung der Fahrradstraße ins Gewerbegebiet zu prüfen und dazu das ehemalige Gleisbett zwischen Backring Nord und Langnese Honig zu nutzen. Die Grünen haben überdies angeregt, die Fahrradstraße westlich über den Ernst-Barlach-Weg, den Mittelweg und die Theodor-Storm-Straße auch an die Straße Am Markt anzuschließen.

Utrecht fördert Radverkehr mit 130 Euro pro Einwohner

Diese Streckenführung sieht nicht nur die CDU kritisch. „Da es sich beim Barlach-Weg um einen Fußweg handelt, müssen hier die Belange der Fußgänger unbedingt beachtet werden“, mahnt Martin Flaig. Das sieht Weingärtner ebenso. „Das Konfliktpotenzial zwischen Radfahrern und Fußgängern ist so gravierend wie zwischen Radfahrern und Autofahrern“, weiß das Mitglied des Deutschen Verkehrssicherheitsrats.

Angenommen wurden zudem der SPD-Antrag, die Stadt möge sich um einen Anschluss an den Radschnellweg Hamburg-Ahrensburg bemühen, sowie ein 16-Punkte-Programm der Fraktionen Grüne und WfB mit vielen Einzelmaßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs in Bargteheide.

„Das alles wird aber nur umsetzbar sein, wenn wir endlich mehr Geld aufwenden“, forderte WfB-Chef Norbert Muras. Bislang liege die Stadt bei unter einem Euro pro Einwohner. „Das ist viel zu wenig, so bewegen wir nichts“, sagt Muras und verweist auf Utrecht. Die niederländische Kommune gehöre zu den fahrradfreundlichsten Städten weltweit. Unter anderem deshalb, weil sie 130 Euro pro Kopf aufbringe. Die WfB plädierte für eine Aufstockung in Bargteheide auf 20 Euro pro Einwohner ab 2020, scheiterte aber. Für die ersten Maßnahmen sollen im Etat jetzt erst einmal 50.000 Euro eingestellt werden.