rittau. Stipendiat der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn, Christoph Faulhaber, plant ein Projekt, das Kunst und KI verbinden soll. Details!
TEine idyllisch gelegene Wohnung am Trittauer Mühlenteich, ein Arbeitsraum im Atelierhaus mit Blick ins Grüne – und das alles kostenfrei für ein ganzes Jahr. Das Jahresstipendium der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn ist eine komfortable Sache für bildende Künstler. Derzeit arbeitet und lebt der 1972 geborene Christoph Faulhaber in den Räumen. Er konnte die Jury mit seinen vielseitigen und vielschichtigen Projekten, Performances, Aktionen und fil-mischen Arbeiten überzeugen.
Während seines Aufenthalts erhält Faulhaber einen Unterhaltszuschuss von monatlich 800 Euro. Katharina Schlüter, Geschäftsführerin der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn, findet das gut so. Sie sagt: „Das Stipendium hat eine lange Tradition. Es ermöglicht dem Künstler, sich komplett seiner Arbeit zu widmen.“ Der Trittauer Bürgermeister Oliver Mesch ist überzeugt: „Wir brauchen die Anstöße und die Reibung, welche die Stipendiaten der Kulturstiftung erzeugen.“
Stipendiat hat sich nicht nur in Deutschland einen Namen gemacht
Stipendien sind nichts Neues für Christoph Faulhaber. Ganz im Gegenteil kann er gleich auf eine ganze Reihe an nationalen wie internationalen Arbeits-, Reise-, Begabtenstipendien und Projekt-preisen sowie weitere Auszeichnungen zurückblicken. Ein kreativer Kopf, zuweilen Querkopf und Querdenker, der sich weit über die Grenzen Deutschlands hinaus einen Namen gemacht hat.
Auf den ersten Blick wirkt er eher zurückhaltend, abwartend und nicht wie einer, der ständig im Mittelpunkt stehen will. Wenn er jedoch über seine Projekte spricht, wandelt sich das Bild hin zu einem sehr selbstbewussten, reflektierten und redegewandten Kunstschaffenden, der genau weiß, was er will. Gefälligkeitskunst nach dem Gusto des kommerziellen Kunstbetriebs zählt jedenfalls nicht dazu. Faulhaber ist authentisch, geht Risiken ein, stößt Prozesse an, die durch ihre Eigendynamik ergebnisoffen sind. Er lässt sich nicht festlegen, findet immer wieder neue Ansätze, lotet Grenzen aus. Für die Performance „Burberry – Weltweite Musterung“ (2001) beispielsweise setzte er sich, im Burberry-Look gekleidet, als Bettler auf die Straße vor die Läden der Edel-Marke. Die Reaktionen der Passanten auf den Selbstversuch in verschiedenen deutschen Metropolen wurden in Wort und Bild dokumentiert und bei einer Ausstellung präsentiert. Mit großem Erfolg lief sein Film „Jedes Bild ist ein leeres Bild“ (2014) auf zahlreichen Festivals. Darin überlässt er einen Teil der Ich-Erzählung einem Protagonisten aus einem der erfolgreichsten Computerspiele überhaupt: Grand Theft Auto IV. Wegen der gemeinsamen Künstleraktion „Mister Security“ (2004 bis 2007) mit Lukasz Chrobok rückte er sogar in den Fokus amerikanischer Sicherheitsbehörden, was ihn in der Folge einen sechsmonatigen, durch ein Stipendium finanzierten Arbeitsaufenthalt in den USA kosten sollte.
Neues Projekt: Künstliche Intelligenz spielt eine wesentliche Rolle
In Trittau bereitet der studierte Architekt Faulhaber gerade sein neues Projekt in Zusammenarbeit mit der India Week Hamburg und dem Goethe-Institut vor. Er erläutert es so: „Ich fliege Anfang Oktober nach Indien und werde dort in Bangalore ansässige Firmen in das dortige Goethe-Institut einladen, bei einer Veranstaltung ihre besonderen Geschäftsideen zu präsentieren.“ Besonders deswegen, weil sie auf der Verwendung von Technologien basieren, bei denen künstlicher Intelligenz (KI) eine wesentliche Rolle spielt.
„Wenn mein Wunsch wahr wird, kommen Unternehmen aus dem ganzen Spektrum der Kommunikations- und Bildmittel zusammen – vom autonomen Fahren, Einsatz von Chat Bots über selbst lernende Lernplattformen bis hin zur Gesichtserkennung und Finanzdienstleistungen.“ Ziel sei, aus der Veranstaltung eine 360-Grad-Videoproduktion zu erstellen. Mittels Virtual-Reality-Brille könne das Publikum in die Vorstellungsrunde jener Menschen „eintauchen“, für die KI bereits zum Alltag gehöre. Von Trittau aus stellt der 47-Jährige die Kontakte her, will die Leute für das Projekt so begeistern, dass sie mitmachen, plant die Reise. „Das ist wochenlange Arbeit.“ Er sei es überdrüssig geworden, kulturelle Entwicklungen nur als kulturkritischer Künstler zu beachten. „Das ist mir zu wenig. Ich gehe jetzt anders an die künstlerische Arbeit heran und folge uneingeschränkt meinem Interesse an der Sache.“
Stipendiat muss zum Abschluss eine Präsentation halten
Auf die Frage, was ihm an seinem Aufenthalt in Trittau am besten gefällt, lobt er die große Ruhe, beschreibt die Situation als befreiend. „Ein Stipendium dieser Art, das nicht an konkrete Aufgaben gebunden ist, trägt natürlich dazu bei.“ Und ermöglicht das aktuelle und zeitintensive Projekt, das Kunst mit künstlicher Intelligenz verknüpft.
Das Publikum darf auf das Ergebnis gespannt sein. Auch wenn die Spakassen-Kulturstiftung keine konkreten Vorgaben macht, erwartet sie zum Abschluss des Arbeitsstipendiums doch etwas: eine Präsentation der in diesem Jahr entstandenen Arbeiten.