Bad Oldesloe. Norddeutschlands einzigartige Internet-Datenbank Stormarn-Lexikon ist online. Es gibt direkte Links zu Fotos und Texten im Archiv.

Der Kreis Stormarn hat ein in Norddeutschland einzigartiges Online-Lexikon gestartet. „Es ist für uns alle wichtig, sich mit der Geschichte Stormarns auseinanderzusetzen“, sagt Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU). Anders als in anderen Landesteilen („,Ich bin ein Dithmarscher’ ist geläufig, ,Ich bin ein Stormarner’ weit weniger“) sei die Heimatverbundenheit im Kreis zwischen Hamburg und Lübeck nicht so stark ausgeprägt.

Das Lexikon bündelt das Wissen über den Kreis in einer Datenbank. Das Besondere: Alle wissenschaftlich fundierten Texte enthalten Verlinkungen zu Dokumenten im Kreisarchiv. Außerdem gibt es Verweise zum Gemeinsamen Verbundkatalog (GBV) der Bibliotheken und bei Persönlichkeiten zur Deutschen Nationalbibliothek.

Sparkassen-Kulturstiftung zahlt Hälfte der Kosten

Die ersten rund 50 Artikel sind fertig. Darunter sind Texte über Bad Oldesloe und Hoisdorf, über die Bille und Kloster Nütschau, den Ahrensburger TSV, Dichter Matthias Claudius und das Kunstwerk Muschelläufer auf dem Ahrensburger Rondeel. „Das digitale Lexikon ist ein lebendiges Objekt, das in dem Maße wächst, wie Stormarn sich entwickelt“, sagt Landrat Henning Görtz.

„Minimum 100 bis 150 Artikel sollen jährlich hinzukommen“, sagt Kreisarchivar Stefan Watzlawzik. Zum Auftakt können es sogar deutlich mehr sein, ergänzt Jörg Schumacher, Geschäftsführer der Sparkassen-Kulturstiftung. Die hat das Projekt möglich gemacht, indem sie 2015/2016 für die Aufbauphase 27.000 Euro bereitstellte. Grundlage war das mittlerweile nicht mehr erhältliche gedruckte Stormarn-Lexikon aus dem Jahr 2003 mit rund 700 Artikeln und 400 Abbildungen, das die Sparkasssenstiftung maßgeblich finanziert hatte.

Die Suche ist per Stichwort und über eine Karte möglich

8. Mai 1960: Uwe Seeler (l.) spielt mit dem HSV im Oldesloer Travestadion.
8. Mai 1960: Uwe Seeler (l.) spielt mit dem HSV im Oldesloer Travestadion. © HA | Kreisarchiv Stormarn

Als jedoch herauskam, dass für den Ausbau und die Aktualisierung der neuen Datenbank jährlich 40.000 Euro benötigt werden, geriet der Plan ins Stocken. Schließlich beschlossen die Kreistagsparteien, 20.000 Euro freizugeben. Die anderen 20.000 trägt die Kulturstiftung. „Gott sei Dank haben beide Seiten zusammengefunden, sodass das wichtige Projekt jetzt realisiert wird“, sagt Schumacher. Man sei in der „Super-Ausgangssituation“, dass im Kreisarchiv alle Dokumente digitalisiert seien.

Das Stormarn-Lexikon ist wesentlich genauer in der Faktensammlung als die große Internetausgabe Wikipedia. „Da fehlt die regionale Tiefe“, sagt Kreisarchivar Watzlawzik. Zum Beispiel ist dort nichts über die Neuschönning­stedter Bürgermeisterin und Kreisrätin Gertrud Lege (1903–1990) zu finden, nach der die Grundschule in ihrem Heimatort benannt ist.

Artikel werden 19 inhaltliche Kategorien zugeordnet

Bei der in Glinde viel diskutierten Suck’schen Kate weiß das kleine „Stormipedia“ ebenfalls einiges mehr. So wuchs in dem Fachwerkhaus nicht nur Hinrich Suck auf, der später 28 Jahre lang Gemeindevorsteher war, sondern auch dessen Bruder Johannes Suck, ein Heimatdichter und Lehrer. „Auch über Hans Wöltje, für den in Bad Oldesloe ein Stolperstein als Opfer des Nazi-Regimes verlegt wurde, steht bei Wikipedia nichts“, so der Archivar.

Das Redaktionsteam, das größtenteils auch schon für die Druckausgabe verantwortlich zeichnete, begleitet alle Autoren. Es entscheidet zudem, welche Texte veröffentlicht werden. Die Artikel werden 19 inhaltlichen Kategorien zugeordnet, die von Orten über Personen und Natur bis zu Wirtschaft und Archäologie reichen.

Schnelle Stichwortsuche, Übersichtskarte, Grafiken

Neben der schnellen Stichwortsuche gibt es auch eine Übersichtskarte, die das Finden von örtlich begrenzten Informationen erleichtert. Grafiken, Karten, Pläne, Bilder und auch Filme können in die jeweiligen Artikel eingebunden und für mehr Infos angeklickt werden.

1959: Ein Schäfer führt Tiere durch Hoisdorf.
1959: Ein Schäfer führt Tiere durch Hoisdorf. © HA | Kreisarchiv Stormarn

Der Ahrensburger Webentwickler Andy Adiwidjaja hat bei der Webseite sogenannte Open-Source-Software eingesetzt. „Die Datenbank kann in Zukunft weiterentwickelt werden und ist nicht abhängig von großen Firmen“, sagt er. Der Betrieb ist langfristig gesichert, Lizenzkosten fallen nicht an.

Kreispräsident Hans-Werner Harmuth hofft, dass das Projekt Identität weckt: „Wenn jemand die Geschichte eines Vereins beschreibt oder eine bedeutende Person vorstellt, ist das ein Artikel, wie wir ihn fürs Stormarn-Lexikon suchen.“ Er selbst habe schon in der Druckversion viel Interessantes gefunden – und ein Gefühl für seine neue Heimat bekommen: Vor mehr als 30 Jahren war der Westfale aus beruflichen Gründen nach Bargteheide gezogen.

www.stormarnlexikon.de Weitere Infos: Jeder kann Beitrag zum Lexikon leisten Das digitale Stormarn-Lexikon lebt von der Mitarbeit der Bürger. Das Redaktionsteam ruft dazu auf, sich mit eigenen Vorschlägen zu beteiligen. Artikel müssen neutral, sachlich formuliert und belegbar sein. Sie können in vier Längen angeboten werden. Die Regeln sind auf der Internetseite unter „Mitarbeit“ zu finden. Es gibt auch ein Honorar. Fürs das nächste Jahr wird die Zusammenarbeit mit Schulen angestrebt. Jugendliche könnten in einer Projektwoche oder Workshops Artikel zur Ortsgeschichte oder zu Persönlichkeiten erstellen. Ein Fachautor könnte sie begleiten. Weitere Infos bekommen Autoren und Schulen per Mail: kreisarchiv@ stormarn.de.