Ahrensburg. Staufalle an der Anschlussstelle soll beseitigt werden. Drei Kommunen könnten Vorhaben finanziell unterstützen. Es gibt Zeitdruck.
Damit das Stauproblem an der Autobahn-1-Abfahrt Ahrensburg/Siek zeitnah gelöst werden kann, ist voraussichtlich eine finanzielle Beteiligung der umliegenden Kommunen und des Kreises nötig. „Das ist eine Option, um die Planungen voranzutreiben“, bestätigt Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft (WAS). „Die Entscheidung liegt aber bei den Kommunalpolitikern.“
Die Ahrensburger Verwaltung will eine entsprechende Beschlussvorlage bereits am 2. Oktober im Bau- und Planungsausschuss zur Abstimmung stellen. Das kündigte Stadtplanerin Andrea Becker bei der jüngsten Sitzung des Gremiums am Mittwochabend an. Dort stellte Loana Eichholz vom Planungsbüro Masuch+Olbrisch aus Oststeinbek drei bauliche Veränderungen vor, mit denen sich die Situation an der Anschlussstelle ihrer Ansicht nach verbessern ließe. Die Ideen hatte sie im Auftrag der WAS entwickelt und vor vier Wochen erstmals öffentlich präsentiert.
Eine 90 Meter lange Abbiegespur könnte helfen
Becker rechnet damit, dass Ahrensburg voraussichtlich „einen niedrigen fünfstelligen Betrag“ beisteuern muss – für Planungskosten. Angedacht ist, auf dem Verlängerten Ostring aus Richtung Ahrensburg eine Spur für Rechtsabbieger einzurichten, die auf die Autobahn 1 nach Hamburg auffahren wollen.
Bisher stauen sich die Autos vor allem im morgendlichen Berufsverkehr vor der dortigen Ampel für den Geradeausverkehr. Unnötigerweise, wie Diplom-Ingenieurin Loana Eichholz sagt. „Nur ein Drittel der Autofahrer will in Richtung Siek fahren. Der Rest möchte auf die Autobahn, muss sich aber in den Stau vor der Ampel einreihen.“ Einige Autofahrer bahnen sich schon jetzt unerlaubterweise ihren eigenen Weg über den Grünstreifen neben der Fahrbahn, um nicht warten zu müssen. Bereits eine 90 Meter lange Abbiegespur würde laut der Expertin dazu führen, dass es an der Stelle kaum noch Rückstau gäbe.
Im Jahr 2021 ändert sich die Zuständigkeit für das Projekt
„Die Baumaßnahme ist völlig unstrittig“, sagt Hinselmann nach weiteren Gesprächen mit dem zuständigen Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr (LBV). Das Problem: Die Behörde hat nicht genügend Kapazitäten, die Planung müsste extern vergeben werden. Und das kostet Geld. Laut Stadtplanerin Andrea Becker geht es um rund 100.000 Euro, von denen der LBV nach derzeitigem Stand nur die Hälfte übernehmen würde. Den Rest, so eine Idee, könnten Ahrensburg, Siek, Großhansdorf und der Kreis untereinander aufteilen.
Auch die WAS ist laut Hinselmann bereit, sich finanziell zu beteiligen. „Der Zustand an der Anschlussstelle ist unhaltbar“, sagt Stormarns oberster Wirtschaftsförderer. Er spricht von einer „großen Sicherheitsgefahr für die Verkehrsteilnehmer“. Nach jahrelangen Diskussionen herrsche nun endlich auch in Kiel die Bereitschaft, eine Lösung zu finden.
Die Beteiligten arbeiten zurzeit mit Hochdruck daran, das Projekt schnell auf den Weg zu bringen. Denn sie stehen unter Zeitdruck. Zum 1. Januar 2021 soll die neue Autobahngesellschaft des Bundes Aufgaben des LBV übernehmen. „Dann werden die Karten neu gemischt“, sagt Hinselmann. „Der Bund hätte ein Mitspracherecht – und ihm fehlt die lokale Sichtweise.“ Die Befürchtung: Die Chancen für eine Realisierung wären deutlich geringer. „Deshalb sollten wir idealerweise noch in diesem Jahr alle Verträge abwickeln“, so Hinselmann.
Schlechte Chancen für eine Fußgängerbrücke oder Tunnel
Noch steht aber nicht fest, welche baulichen Veränderungen – abgesehen von der Abbiegespur – überhaupt vorgenommen werden sollen. Denn die anderen beiden Vorschläge des Oststeinbeker Planungsbüros überzeugten den LBV nicht. Dazu zählt der Plan, die bisherige Fußgängerquerung der L 224 östlich der Autobahn durch eine Brücke oder einen Tunnel zu ersetzen. Die Fahrzeuge, die von der Autobahn abfahren, könnten dann längere Grünphasen bekommen, der Verkehr schneller abfließen.
Bereits bei der Präsentation vor vier Wochen stellte LBV-Leiter Torsten Conradt das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer Brücke oder eines Tunnels infrage. Zudem sei das keine kurzfristige Lösung, kritisierte er. „Da sprechen wir über eine Realisierungszeit von mindestens fünf Jahren.“ Ein Argument, das auch die WAS überzeugt. „Wir brauchen etwas, das sich schneller umsetzen lässt“, sagt Hinselmann. Das Planungsbüro aus Oststeinbek hat deshalb den Auftrag erhalten, eine andere Idee zu prüfen. „Es geht um die Frage, was eine Verschiebung der Fußgängerquerung bewirken würde.“
Bei Politikern kommen die Ideen gut an
Auch der dritte Vorschlag der Verkehrsplaner ist umstritten. Er sieht vor, die Autobahnausfahrt auf der westlichen Seite auf zwei Spuren zu verbreitern. Den linken Fahrstreifen könnten Autofahrer nach Ahrensburg nutzen, der andere führt Richtung Siek. Auch das würde den Experten zufolge dazu beitragen, die Situation an dem Verkehrsknoten zu entschärfen. Hinselmann betont: „Der Vorschlag ist noch nicht vom Tisch.“
Bei den Mitgliedern des Ahrensburger Bauausschusses kamen alle Ideen gut an. „Für uns ist das eine sehr wichtige Maßnahme“, sagte Michael Stukenberg (FDP). „Es ist sehr enttäuschend, dass der LBV sich so wenig aufgeschlossen zeigt“, kritisierte Eckehard Knoll (CDU). Und Detlef Steuer (WAB) fragte: „Kann die Politik irgendetwas tun, um die Unterführung für Fußgänger doch noch zu bekommen?“ Der Rat von Verkehrsplanerin Loana Eichholz: „Es wäre bestimmt hilfreich, wenn Sie sich zu Wort melden.“