Grosshansdorf. Amtsinhaber trat ohne Gegenkandidat an – und bekam 95,9 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 35 Prozent.
95,9 Prozent: Bürgermeister Janhinnerk Voß (parteilos) ist am Sonntag mit großer Zustimmung der Großhansdorfer wiedergewählt worden. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Alle in der Gemeindevertretung repräsentierten Parteien unterstützten den gebürtigen Sylter, der jetzt seine vierte Amtszeit antreten wird. Bei der Abstimmung gab es daher lediglich die Wahl zwischen Ja und Nein.
„Es ist jetzt das dritte Mal, dass ich von allen Parteien unterstützt werde“, sagte Voß. „Dieser Rückhalt ist sehr beruhigend und auch ein großer Vertrauensbeweis.“ Die Wahlbeteiligung lag diesmal bei 35 Prozent. „Ich habe auf 30 Prozent gehofft und das konnte noch übertroffen werden.“ Nach der Bekanntgabe der Wahlergebnisse dankte Voß auch seinen Kollegen im Rathaus: „Ohne meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre das so nicht möglich gewesen. Auch für sie ist dieses Ergebnis eine Wertschätzung“, sagte der 54-Jährige, der seit 2002 im Amt ist.
Bürgermeister bekommt Lob von SPD und CDU
Dass der Verwaltungschef bei der Bürgermeisterwahl nicht gegen einen Gegenkandidaten antreten musste, ist keine Überraschung. 2007 erhielt der parteilose Bürgermeister 97 Prozent der Stimmen, sechs Jahre später 93 Prozent. Eine Zustimmung, die bislang keine in der Großhansdorfer Politik vertretenen Partei dazu veranlasste, einen eigenen Bewerber aufzustellen.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Reinhard Niegengerd sagte nach der Wahl: „Die Unterstützung aller Parteien ist natürlich ungewöhnlich, aber als parteiloser Bürgermeister ist er unabhängig.“ Für ihn sei die Unterstützung von Voß selbstverständlich gewesen. „Dass das richtig gewesen ist, zeigt auch das Wahlergebnis.“ Von der CDU kommen ähnliche Töne. Ortsvorsitzender Mathias Schwenck: „Die Zusammenarbeit war immer sehr zielführend und professionell und ich hoffe, dass das auch weiterhin so sein wird.
Landrat freut sich auf weitere Zusammenarbeit
Bei der Wahlparty am Sonntagabend im Rathaus feierten zahlreiche Gäste den neuen und alten Bürgermeister. Darunter war auch Landrat Henning Görtz: „Man merkt, wie akzeptiert Janhinnerk Voß in seiner Gemeinde ist – und das nicht nur in der Politik sondern auch unter den Großhansdorfern. Ich freue mich auf sechs weitere Jahre gute Zusammenarbeit.“
Für seine neue Amtszeit hat Voß bereits Pläne. Stillstand solle und dürfe es nicht geben. Ein Fokus wird in den nächsten Jahren auf der Schaffung neuer Wohnungen liegen. Großhansdorf soll wachsen, so will es das Land Schleswig-Holstein. Laut Statistik hat die Gemeinde im Südwesten Stormarns derzeit 9292 Einwohner. Nach Vorstellungen der Landesregierung könnte die Zahl auf 12.000 steigen. Vor allem beim sozialen Wohnungsbau sehen Gemeinde und Land Entwicklungsbedarf. „Wir müssen etwas machen im sozialen Wohnungsbau. Und heutzutage muss auch niemand mehr dabei an dunkle Gestalten und brennende Ölfässer denken“, sagte Voß dem Hamburger Abendblatt im Sommerinterview. Die Möglichkeit, mehr als 10.000 Einwohner unterzubringen, sieht der Verwaltungschef aber nicht: „Andernfalls müssten wir massiv verdichten oder in Landschaftsschutzgebiete ausweichen.“
Voß betont die Bedeutung des Ehrenamts
Handlungsbedarf sieht der Bürgermeister auch bei der Gewerbeentwicklung. Die Gemeinde muss ihre Einnahmen steigern und das, obwohl Großhansdorf das Image als eine der reichsten Kommunen Deutschlands hat. Voß: „Eigentlich leben wir von der Hand in den Mund. Uns fehlen Gewerbesteuereinnahmen. Und wir haben historisch bedingt kein gemeindeeigenes Land, das wir dazu nutzen könnten.“
Weitere Herausforderungen für die nächsten Jahre sieht Janhinnerk Voß darin, die Schulen im Ort zukunftsfähig zu machen. Außerdem im Klima- und Umweltschutz und in der Verkehrspolitik. 70 bis 80 Prozent der Anfragen, die Bürger an die Verwaltung richten, kommen zum Straßenverkehr. „Mindestens so wichtig ist die Frage, wie wir es schaffen können, mehr Leute ins Ehrenamt zu bringen“, sagt Voß. Viele der 50 im Ort vertretenen Vereine haben Zukunftssorgen. Was in der Gemeinde ehrenamtlich geleistet werde, so der Bürgermeister, könne nicht durch hauptamtliche Stellen aufgefangen werden. Allein schon für eine Berufsfeuerwehr müsste Großhansdorf etwa drei Millionen Euro ausgeben, wenn sich irgendwann nicht mehr genügend Freiwillige finden sollten, wie der Bürgermeister sagt: „Und das ist nur ein Bruchteil ehrenamtlicher Arbeit. Für einen lebendigen Ort brauchen wir das Ehrenamt.“