Travenbrück/Lübeck. Staatsanwaltschaft Lübeck spricht von einem dringenden Tatverdacht gegen den 39 Jahre alten Ex-Freund des Opfers aus Travenbrück.

Die Staatsanwaltschaft Lübeck hat Anklage wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen gegen den 39 Jahre alten Ex-Freund der getöteten Ivonne Runge aus dem Travenbrücker Ortsteil Schlamersdorf erhoben. „Es besteht der dringende Verdacht, dass der Angeschuldigte die Geschädigte am späten Abend des 25. Oktober 2017 bei einem Treffen in seiner Wohnung in Rümpel auf bislang nicht bekannte Weise getötet hat, weil er nicht bereit war zu akzeptieren, dass sie sich von ihm getrennt hatte und ihr Leben mit einem neuen Partner führen wollte“, sagte Oberstaatsanwältin Ulla Hingst.

Stefan B. soll die Leiche der Frau in deren Auto abtransportiert haben

Demnach besuchte Ivonne Runge ihren Ex-Lebensgefährten an jenem Abend, um Fragen bezüglich eines noch vor der Trennung gemeinsam abgeschlossenen Immobilienkaufvertrages zu klären. Nach der Tötung der Frau soll B. den Leichnam in Runges Auto gelegt haben und zunächst nach Schlamersdorf gefahren sein, um dort das Mobiltelefon des Opfers an einer Bushaltestelle zu deponieren. Es sollte die spätere Behauptung B.s stützen, er habe Runge nach Hause gefahren und an jenem Punkt abgesetzt.

Bei der Obduktion konnte die Todesursache nicht mehr festgestellt werden

Anschließend soll B. die Leiche am Fundort, einem Waldstück nahe des Autobahnkreuzes Bargteheide bei Hammoor, vergraben haben. Hier hatte ein Landwirt am 25. April dieses Jahres die sterblichen Überreste der Frau entdeckt. „Die Todesursache konnte durch die Obduktion nicht mehr festgestellt werden“, sagt Ulla Hingst. Sicher ist sich die Staatsanwaltschaft, dass B. den Ablageort der Leiche direkt vor der Tat ausgekundschaftet hat. Das hätten Auswertungen der Standortdaten des Mobiltelefons von B. ergeben.

Spezielle Plastiksäcke lassen laut Ermittlern Schlüsse auf den Täter zu

Oberstaatsanwältin Hingst: „Den dringenden Tatverdacht stützt auch die Tatsache, dass der Leichnam in spezielle Plastiksäcke eingewickelt war, die von einer Entsorgungsfirma ausschließlich an Betriebe der Mineralölwirtschaft ausgegeben werden.“ Sie würden für die Rückgabe leerer Öldosen verwendet. B. habe zu dem Zeitpunkt eine Tankstelle in Schwarzenbek betrieben. Außerdem sei bei der Leiche eine Jacke gefunden worden, die dem Angeklagten gehöre.

Zwischenzeitlich wurde der mutmaßliche Täter mehrfach festgenommen

Der ehemalige Lebensgefährte der 39-Jährigen geriet früh in den Fokus der Ermittlungen. Zweimal nahmen die Ermittler den Mann vorübergehend fest und verhörten ihn. „Er hat stets bestritten, etwas mit dem Verschwinden von Frau Runge zu tun zu haben“, sagt Oberstaatsanwältin Hingst. Weil die Leiche fehlte, kam B. wieder auf freien Fuß. In den folgenden Monaten tappten die Ermittler im Dunkeln. Freunde von Ivonne Runge baten auf der Internet-Plattform Facebook um Hinweise. Auch in der ZDF-Fahndungssendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ wurde der Fall vorgestellt.

Doch erst mit dem Fund des Leichnams 18 Monate nach dem Verschwinden Runges kam wieder Bewegung in den Fall. Am 1. Mai wurde Stefan B. in Reinfeld festgenommen, sitzt seither in Untersuchungshaft. Wann der Prozess vor dem Langericht Lübeck beginnt, darüber konnte das Gericht auf Abendblatt-Anfrage noch keine Auskunft geben. B. droht eine lebenslange Haftstrafe.