Barsbüttel. Gewerbegebiet bei Möbel Höffner wird um 15 Hektar erweitert. Bis zu 15 Firmen sollen dort ansiedeln. Erschließungsstart Anfang 2020 geplant.

Am heutigen Donnerstag werden Barsbüttels Kommunalpolitiker Nägel mit Köpfen machen und den Grundlage dafür schaffen, dass wieder mehr Geld in die Gemeindekasse fließt. Auf der Agenda des Planungsausschusses stehen zwei wichtige Punkte, die es abzusegnen gilt: der Satzungsbeschluss des Bebauungsplanes für die Erweiterung des Gewerbegebiets bei Möbel Höffner um 15 Hektar sowie der Erschließungsvertrag mit der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS). „Es gibt parteiübergreifend Zustimmung“, sagt Rainer Eickenrodt, Fraktionschef der Wählergemeinschaft Bürger für Barsbüttel (BfB), die stärkste politische Kraft in der 13.700-Einwohner-Kommune ist. In etwas mehr als zwei Jahren sollen laut WAS-Geschäftsführer Detlev Hinselmann die ersten Firmen ihre Gebäude beziehen, bis zu 15 Unternehmen seien dort unterzubringen. Er schätzt die Zahl der Arbeitsplätze, die in dem Bereich entstehen werden, auf 600 bis 800.

„Wir sind interessiert, dass es schnell umgesetzt wird“, sagt Eickenrodt und hat dabei vor allem die Finanzen der Gemeinde im Auge. Zuletzt hatte die Verwaltung die Prognose für die Gewerbesteuereinnahmen in 2019 von 11,5 auf zehn Millionen Euro gesenkt, Bürgermeister Thomas Schreitmüller daraufhin eine Haushaltssperre erlassen. Ende vergangenen Jahres hatte Barsbüttel rund zwölf Millionen Euro Schulden. Die Summe wird sich durch die Aufnahme weiterer Kredite erhöhen, zum Beispiel für die Sanierung und Erweiterung des Rathauses und Investitionen in die Feuerwehren in den Ortsteilen Stemwarde und Willinghusen.

Gemeinde tauscht Grundstück mit Unternehmen Höffner

Ursprünglich wollte Barsbüttel den ganz großen Wurf in Sachen Gewerbe und das erste grenzübergreifende Projekt mit Hamburg vollziehen. 2011 bemühte sich die Gemeinde darum, ihre Gewerbeflächen an der Autobahn 1 zu erweitern. Rund 40 Hektar nördlich in Richtung Rahlstedt und Stapelfeld wollte die Kommune ausweisen und zusammen mit der WAS vermarkten. Das Innenministerium in Kiel stoppte die Pläne, weil sie dem Regionalplan des Landes widersprechen. Das Rennen machte schließlich Nachbar Stapelfeld.

Jetzt wird alles eine Nummer kleiner in Barsbüttel. Ein entsprechendes Zielabweichungsverfahren, das maßgeblich für die Genehmigung ist, hatte das Land Schleswig-Holstein vor rund eineinhalb Jahren abgeschlossen. „Wir möchten ortsansässige Unternehmen, die expandieren wollen, dort unterbringen“, sagt Bürgermeister Thomas Schreitmüller und bezeichnet die Abwanderungen erfolgreicher Firmen ob des Platzmangels in der Vergangenheit „als schlechte Entwicklung“. Das trifft zum Beispiel auf den Essen-auf-Rädern-Riesen Meyer Menü zu. Das Unternehmen ist bereits nach Siek gezogen in das Gewerbegebiet Jacobsrade direkt an der Autobahn.

Es gibt doppelt so viele Bewerber wie Kapazitäten

WAS-Geschäftsführer Detlev HInselmann
WAS-Geschäftsführer Detlev HInselmann © HA

Detlev Hinselmann spricht von einer sehr guten Nachfrage: „Wir haben mehr als doppelt so viele Bewerber wie wir berücksichtigen können. Vornehmlich sind es Barsbütteler Betriebe.“ Vorverträge mit Unternehmen gebe es nicht, konkrete Gespräche im Herbst. „Beim Auswahlverfahren spielen die Kriterien Zahl der Arbeitsplätze, Gewerbesteuer und Emissionen eine Rolle“, sagt Stormarns oberster Wirtschaftsförderer. Barsbüttel hat Veto-Recht, sollte die Gemeinde Vorbehalte gegen eine Ansiedlung haben – zum Beispiel aus Gründen der Umweltbelastung.

Einen Zeitplan hat die WAS selbstverständlich im Auge. Und der sieht so aus: Erschließungsbeginn nach dem Winter, bestenfalls im Februar oder März. Die Arbeiten dauern rund ein Jahr. Dann sollen die ersten Firmen bauen. „Dafür rechne ich mit sechs bis neun Monate“, so Hinselmann. Einzug wäre somit im vierten Quartal 2021.

Höffner erweitert um 24.000 Quadratmeter Parkfläche

Die Wirtschaftsförderungsgesellschaft mit Sitz in Bad Oldesloe hat zwölf Hektar aus Privatbesitz gekauft, investiert mehrere Millionen Euro. Wie hoch der Quadratmeterpreis für Unternehmen ist, darauf hat sich Hinselmann noch nicht festgelegt. Allein eine Million Euro zahlt die WAS der Gemeinde für rund 58.000 Quadratmeter Ausgleichsflächen in den Ortsteilen Stellau und Willinghusen. Inbegriffen sind die Unterhaltspflege über 20 Jahre sowie Kosten für Knickausgleich.

Drei Hektar der Fläche nutzt Möbel-Höffner-Chef Kurt Krieger selbst für die Erweiterung des Logistikzentrums um gut 24.000 Quadratmeter Parkfläche. Die Filiale in Barsbüttel, 2005 eröffnet, gilt als Aushängeschild des Unternehmens. Um die Gewerbegebietserweiterung auf den Weg zu bringen, kam es zwischen der Gemeinde und Höffner zu einem Grundstückstausch. Dieser Deal hatte sich in die Länge gezogen. Krieger bekommt den Stellauer Weg und baut eine Ersatzstraße um sein Grundstück herum. Zusätzlich erhält Barsbüttel einen Höffner-Abschnitt für die Zufahrt vom Kreisel ins neue Areal.

Politiker moniert Fußweg, der Straße ins Gebiet kreuzt

„Es gibt nur einen Kritikpunkt. Die Straße ins Gewerbegebiet kreuzt einen Fußweg. Diese Kröte müssen wir leider schlucken, aber es lässt sich nicht anders darstellen“, sagt BfB-Politiker Rainer Eickenrodt. Bebauungsplan und Erschließungsvertrag müssen in letzter Instanz am 5. September von der Gemeindevertretung gebilligt werden – eine Formalie.

Planungsausschuss Barsbüttel, Do 29. August, 19.00, Aula der Erich-Kästner- Gemeinschaftsschule, Soltausredder 28