Bargteheide. Nach monatelanger Pause gibt es wieder ein Kino. Mit einer großen Gala wurde es wiedereröffnet. Besucher dürfen Programm mitgestalten.

„Macht Kino für die Menschen und erzählt mit den Filmen eure persönliche Geschichte für diese Stadt.“ Mit diesen Worten eröffnete der Bargteheider Filmproduzent Günther Russ das Kino unter neuer Leitung des Trägervereins Kleines Theater. Nach achtmonatiger Abstinenz durften sich die Zuschauer nicht nur auf den Film „Nachtzug nach Lissabon“ freuen, sondern eine Kostprobe seines neuesten Films „Lindenberg! Mach dein Ding!“ und einen Ausblick auf die kommende Spielsaison genießen.

Ergebnisse der Befragung sorgen für Verwunderung

Svetlana und Ralf Liedtke sind extra fürs Kino ins Kleine Theater nach Bargteheide gekommen. 
Svetlana und Ralf Liedtke sind extra fürs Kino ins Kleine Theater nach Bargteheide gekommen.  © Melissa Jahn

Die feierliche Gala startete mit einem energiegeladenen Auftritt der Stage School, die in jeder Spielsaison ein Garant für einen ausverkauften Saal ist. Bei poppiger Musik und gelungenen Tanzeinlagen konnte sich das Publikum sogleich von der Qualität der Tonanlage überzeugen, die zusammen mit dem Filmprojektor die neue Technik des Kleinen Theaters komplettiert. Den alten Projektor hatte Ex-Kinopächter Hans-Peter Jansen nach seiner letzten Vorstellung im Dezember mitgenommen. Er hatte sich aus finanziellen Gründen und internen Streitigkeiten dazu entschieden, das Kino nach 13 Jahren nicht weiterzuführen.

Einen Vorgeschmack auf die kommende Spielzeit gaben auch die Märchenkinder der Theaterwerkstatt, die zur Weihnachtszeit wieder drei unterschiedliche Stücke auf die Bühne bringen. Neben dem Programm für die ganz Kleinen mit „Hilfe, Rufus das Rentier ist krank“ können sich die Kinder auf die Inszenierung „Fräulein Isabella rettet Weihnachten“ und „Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer“ freuen. Auch die weiteren Programmpunkte, das Kabarett Alma Hoppe, der 17 Jahre alte Rockabilly-Musiker Kjell Kitzing, sowie das Jugendtheater und die plattdeutsche Theatergruppe des Verschönerungsvereins, bekamen großen Applaus.

Kabarett, Musik und Musical bei Publikum beliebt

Rockabilly-Musiker Kjell Kitzing spielte bei der großen Gala zum Neustart des Kleinen Theaters. 
Rockabilly-Musiker Kjell Kitzing spielte bei der großen Gala zum Neustart des Kleinen Theaters.  © Melissa Jahn

Aber was ist es, was das Bargteheider Publikum begeistert? Der Trägerverein hat nachgefragt und 246 Rückmeldungen mit zum Teil erstaunlichen Ergebnissen bekommen. Während das Publikum dem Service, dem elektronischen Ticketsystem und dem Programm zu rund 93 Prozent die Schulnote gut und sehr gut erteilte, gab es im Bereich „Genre“ die größte Überraschung. 60 Prozent entschieden sich für Kabarett, Musik und Musical – nur 16 Prozent hingegen für Schauspiel. „Das hat uns sehr verwundert“, sagt Olaf Nehls, Vorstandsvorsitzender des Kleinen Theaters. „Wir müssen uns aber danach richten.“

Nach den Wünschen des Publikums wollen sich künftig auch Melvin Jäpel und Norbert Ohl vom Vorstand des Trägervereins und Kinoteams richten. Das Bürgerkino beginnt im Stil des Arthouse-Kinos mit anspruchsvollem Programm, ausgesuchten Höhepunkten und Umwelt als Schwerpunktthema. Im Anschluss können Bargteheider Bürger ihre Wünsche und Vorschläge über ein Formular auf der Internetseite www.bargteheide-kino.de einbringen.

Bargteheider Bürger zeigten sich begeistert

Die Märchenkinder des Kleinen Theaters Bargteheide zeigen „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“.  
Die Märchenkinder des Kleinen Theaters Bargteheide zeigen „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“.   © Melissa Jahn

Das Kinderprogramm startet am 25. August um 15 Uhr mit einer besonderen Überraschung. Als Gast wird der Kameramann des Films „Checker Tobi und das Geheimnis unseres Planeten“ die Vorführung begleiten und Bonusmaterial sowie eine Tauchausrüstung mitbringen. „Die Kinder können ihm Löcher in den Bauch fragen“, verspricht Ohl. „Wir haben uns viel vorgenommen.“

Von so viel Engagement zeigten sich die Bargteheider Bürger begeistert. Jürgen und Gisela Taube aus Bargteheide hatten extra Verwandte und Freunde aus Hamburg animiert, sie ins Kleine Theater zu begleiten. Sie freuten sich auf aktuelle Filme und darauf, für den Kinospaß nicht extra nach Hamburg fahren zu müssen. „Wir hatten auf die Querelen keine Lust mehr, sondern wollen nur ins Kino gehen“, sagt Jürgen Taube. „Es ist gut, dass sich jetzt alle vertragen. Das wollen wir unterstützen.“

Es sei ein kleines kulturelles Zentrum, welches durch sein außergewöhnliches Programm besteche, sagt die Bargteheiderin Svetlana Liedtke. „Für ein ähnliches Format müssten wir nach Volksdorf oder in die Hamburger Innenstadt fahren. Wir freuen uns auf anspruchsvolle Inhalte und Originalfilme, wollen auch die Möglichkeit der Abstimmung gerne in Anspruch nehmen.“

Besucher freuen sich, dass die Streitereien zu Ende sind

Das familiäre Flair und den Charme des Kinos stellte Birgit Glin in den Vordergrund, die zusammen mit ihrem Mann auf das Theaterprogramm und den Kinoneustart anstieß. „Jetzt, wo endlich Schluss mit den Streitereien ist, kann es wieder um Kultur und Kino gehen. Wir freuen uns auf die Wiederholung von Klassikern. Um die Neuerscheinungen sollen sich die Großen Säle reißen.“

Filme seien wunderbar, um Geschichten zu erzählen und Gefühle auszudrücken, sagt Produzent Günther Russ. Erst die bewegten Bilder machten einen Abspielraum zum eigentlichen Kino. „Ohne Publikum kann das jedoch nicht funktionieren“, so der Produzent. „Wir Bargteheider können stolz darauf sein, so eine Einrichtung zu haben. Das ehrenamtliche Engagement verdient es, dass wir öfter ins Kino des Kleinen Theaters gehen.“