Ammersbek. Investor möchte betreutes Wohnen, Pflegeheim und Kita mit Hühnern, Hasen und Hunden. Kinder sollen mit dem E-Bus abgeholt werden.
Ein zukunftsträchtiges Projekt mit Lebensraum für Jung und Alt könnte schon bald in Ammersbek realisiert werden. Die Specht-Gruppe aus Bremen plant an der Landesgrenze zu Hamburg und nur 300 Meter vom U-Bahnhof Hoisbüttel entfernt eine Seniorenresidenz und möchte auf dem Campus eine Kita mit angeschlossener Tierhaltung und E-Bus-Shuttle-Service integrieren. Im ersten Schritt wurde das ehrgeizige Projekt im Bebauungsplangebiet Nr. 10 „Ferdinand-Harten-Straße“ nun zahlreichen Interessieren im Bauausschuss präsentiert.
30 bis 40 Appartements für Senioren geplant
„Bevor es überhaupt einen Beschluss gibt, möchten wir das Vorhaben inhaltlich vorstellen“, sagt Bürgermeister Horst Ansén. „Die Größe des Projektes wirft sicherlich Raum für Fragen auf. Gleichzeitig ist es jedoch äußerst spannend für unsere Gemeinde. Nicht nur, weil wir Kitaplätze brauchen, sondern auch, weil die Kosten beim Vorhabenträger bleiben.“
Mit diesen Worten stimmte Ansén die Bürger auf das Bauvorhaben ein, welches schon bald an der Hamburger Straße entstehen könnte. Auf einer Gesamtfläche von 14.682 Quadratmetern könnte die Voraussetzung für ein funktionierendes Zusammenleben von Senioren und Kindergartenkindern geschaffen werden. Der Plan sieht vor, auf einer Bruttogrundfläche von 3000 Quadratmetern 30 bis 40 Appartements für betreutes Wohnen mit natürlicher Be- und Entlüftung zu errichten. Auf weiteren 6300 Quadratmetern sollen angrenzend ein dreigeschossiges, barrierefreies Pflegeheim für 100 Betten sowie eine Kindertagesstätte mit Platz für 70 Kinder aller Altersstufen entstehen.
Wichtige Gestaltungselemente in allen Gebäuden sind transparente Flächen, um den visuellen Zusammenhang von der Außenfläche zum Innenhof erlebbar zu machen. Die Fassade wird zudem auf die örtlichen Gegebenheiten abgestimmt. „Der Trend geht zu größeren Zimmern, Designböden und warmen Tönen“, sagt Mike Hemmerich, Geschäftsführer der Specht-Gruppe. „Statt der früher üblichen Krankenhausatmosphäre wollen die Menschen heute eine wohnliche Umgebung, wie in ihrem ehemaligen Zuhause.“
Ähnliche Projekte wurden bereits an anderen Standorten realisiert
Der parkähnliche Garten, eine hochwertige Vollküche, die auch von den Kitakindern genutzt werden kann, und ansprechende Gemeinschaftsräume gehören zu einem Konzept, welches das auf Pflegeheime spezialisierte Immobilienunternehmen schon an anderen Standorten realisiert hat. 1988 von Rolf Specht gegründet, hat die inhabergeführte Firmenfamilie bereits mehr als 100 Campusobjekte deutschlandweit ins Leben gerufen. 42 Objekte sind derzeit in Planung und sollen in den nächsten vier Jahren abgeschlossen werden.
Wichtiger Baustein des Seniorenpflegeheimes in Ammersbek ist die Naturkita „Lütte Fishköppe“, welche derzeit von einem privaten Träger geplant wird. Erzieherin und Kita-Leiterin Katharina Schwedler setzt dabei vor allem auf Selbstständigkeit, nachhaltige Bildung – und ihre Tiere: Hühner, Hasen und Kitahunde, die auch von den Senioren besucht oder sogar gepflegt werden können. Geschäftsführer Jan Schopferer bringt zudem noch einen besonderen Leckerbissen mit ins Gespräch: „Wir wollen Natur, Kinder und Familien zusammenbringen und dafür neue Wege gehen“, sagt der 47 Jahre alte Kinder- und Jugendmentor. „Um die Nachhaltigkeit auch in unserem Fuhrpark abzubilden, haben wir vor, die Kinder mit einem E-Bus von zu Hause abzuholen.“
Investor will 14 bis 15 Millionen Euro investieren
Dieser Shuttle-Service soll möglich sein, ohne die Kitagebühren zu erhöhen, die sich an den gemeindeüblichen Kosten orientieren. Es sei ein Rechenmodell aber auch eine Lebensaufgabe, so Schopferer. Gutscheine und geldfreie Anreize statt Mitarbeiterboni, vor allem aber geringere Gehälter für die Geschäftsführung sind geplant. Für die Realisierung seien sie bereits mit dem Anbieter der in Hamburg verkehrenden Moia-Busse im Gespräch. „Wir haben vor fünf Jahren angefangen und uns in dieser Zeit ein großes Netzwerk aufgebaut“, sagt Schopferer. „Jetzt scharren wir euphorisch mit den Hufen, um zu starten.“
14 bis 15 Millionen Euro sind das bisherige Budget des Großprojektes, für das es noch keinen genauen Zeitrahmen gibt. Zunächst befinde sich die Planung ganz am Anfang, versichert auch Horst Ansén. Eine öffentliche Bürgerbeteiligung sei der nächste Schritt. Schon jetzt gebe es jedoch eine Marktanalyse der Specht-Gruppe, die den zusätzlichen Bedarf an 130 Altenpflegeplätzen in den nächsten zehn Jahren aufzeige. Dies sei auch der Grund, weshalb sich die Größe des Pflegeheims nach oben orientiere. „Wir richten uns ganz nach dem Bedarf“, sagt Specht-Geschäftsführer Mike Hemmerich. „Unser Angebot ist nicht auf High-Society ausgerichtet. Ein durchschnittlicher Arbeitnehmer wird sich unsere Betreuung leisten können.“