Ahrensburg/Bad Oldesloe. Fehmarnbelttunnel und neue S 4 lassen Zahl der Züge stark steigen. Planer treffen Kreistags-CDU. Termine in Ahrensburg und Reinfeld.
Die Deutsche Bahn AG reagiert auf die Gründung des Stormarner Arbeitskreises für mehr Lärmschutz an der Strecke Hamburg–Lübeck. Am Donnerstag, 22. August, treffen sich führende Bahnvertreter mit Politikern der CDU-Kreistagsfraktion, die den Arbeitskreis im Juni initiiert hatte. Landrat Henning Görtz und der neue Leiter des Kreisbauamts, Thilo Scheuber, sind ebenfalls dabei.
„Wir möchten grundsätzlich ausloten, was wir für die in der Nähe der Gleise wohnenden Bürger noch erreichen können“, sagt CDU-Fraktionschef Joachim Wagner. Nach dem Bau des 18 Kilometer langen Fehmarnbelttunnels zwischen Puttgarden auf der Ostseeinsel Fehmarn und Rødby auf Lolland sollen täglich viel mehr Waggons als jetzt durch Stormarn rollen – darunter auch bis zu 835 Meter lange XXL-Güterzüge.
Rund 100.000 Menschen leben in Orten an den Gleisen
„Wir müssen gemeinsam deutlich machen, dass sich bei einer so starken Zunahme der Verkehrsbelastung auch beim Lärmschutz etwas verändern muss“, sagt Landrat Görtz. Wenn es keine Chance auf gesetzlich vorgeschriebene Verbesserungen gebe, müsse man beim Bund darauf drängen, auf der Liste für übergesetzliche Maßnahmen möglichst weit nach oben zu kommen. „In den Städten Ahrensburg, Bargteheide, Bad Oldesloe und Reinbek sowie den Dörfern dazwischen leben rund 100.000 Stormarner, die betroffen sind“, sagt Görtz.
Die Bahn verweist regelmäßig darauf, dass das vom Bund beschlossene Fehmarnbeltprojekt lediglich von Puttgarden bis Lübeck reiche. Der weitere Abschnitt bis nach Hamburg sei als Bestandsstrecke zu sehen. Dass Ahrensburg als einziger Ort mehr Lärmschutz erwarten kann, liegt an der S 4, für die neue Gleise verlegt werden müssen.
Im Herbst sind weitere Bürgersprechstunden geplant
Die Initiative für das Treffen bei der Kreistags-CDU war von der Bahn ausgegangen. „Wir stehen jederzeit für Informationen zum aktuellen Planungsstand bereit“, sagt Peter Mantik, Bahnsprecher für die Fehmarnbeltquerung (FBQ) und die S-Bahnlinie 4 zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof und Bad Oldesloe. Besuche bei politischen Gremien in Reinfeld und Ahrensburg seien bereits vereinbart. „Es geht nur noch um die genauen Termine“, so Mantik.
Mitte September präsentiert die Bahn ihre Großprojekte bei der Nordbau-Messe in Neumünster. Voraussichtlich im Herbst sind weitere Bürgersprechstunden zur S 4 geplant, außerdem ist das Infomobil unterwegs. Die Finanzierungsverhandlungen zwischen den beiden Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein sowie dem Bundesverkehrsministerium seien auf der Zielgeraden.
Im Umweltausschuss geht es um Naturschutz im Tunneltal
Zum Planfeststellungsverfahren für den dritten und letzten Abschnitt (Hamburger Landesgrenze bis Ahrensburg-Gartenholz) wird es eine größere Veranstaltung geben. „Nach Ahrensburg kommen wir bestimmt noch mal, denn dort sind am meisten Menschen betroffen“, sagt Peter Mantik. In der 34.600-Einwohner-Stadt gibt es laut Computerberechnungen rund 3600 sogenannte Schutzfälle. Das entspricht etwa 1800 Häusern und Wohnungen, da die Lärm-Grenzwerte tagsüber und nachts getrennt ermittelt werden. Die Zahl der Schutzfälle ist fast genauso hoch wie im gesamten Kreis Ostholstein, wo die Bahnstrecke auf 55 von 88 Kilometern zwischen Puttgarden und Lübeck neu gebaut wird.
Zunächst stehen die Experten der Bahn dem Ahrensburger Umweltausschuss ein zweites Mal Rede und Antwort. Nachdem es im Juni vor allem um die bis zu sechs Meter hohen Lärmschutzwände für die Innenstadt ging, steht dann die Natur im Mittelpunkt. Am Tunneltal, einem Naturschutzgebiet, werden zwei zusätzliche Gleise verlegt. Außerdem wird eine Brücke mit 120 Metern Spannweite den beschrankten Bahnübergang im Zuge der Straße Brauner Hirsch ersetzen.
Dem stormarnweiten Lärmschutz-Arbeitskreis gehören Vertreter der Kommunen, des Kreistags und der Kreisverwaltung sowie externe Berater an. Die S 4 soll Ende 2027 im Berufsverkehr im Zehn-Minuten-Takt nach Ahrensburg, im 20-Minuten-Takt nach Bargteheide und im Stundentakt nach Bad Oldesloe fahren. Bauvorbereitungen wie Grünschnitt/Rodungen und Umverlegungen von Gas-, Wasser-, Stromleitungen sind für den kommenden Winter vorgesehen. Die Dänen haben mit den Vorarbeiten für den Ostseetunnel bereits begonnen. Geschätzte Bauzeit: achteinhalb Jahre.
Warum die Bahnstrecke zum Tunnel jetzt 2,8 Milliarden Euro kostet:
Nach neuen Berechnungen kostet die Schienenanbindung des Fehmarnbelttunnels 2,8 Milliarden Euro. Diese sogenannte Gesamtwertprognose (GWP) hat die DB Netz AG mit der Uni Kassel, dem Bundesverkehrsministerium und dem Eisenbahnbundesamt entwickelt. Ziel ist es, von Anfang an eine realistische Zahl der Gesamtausgaben zu haben – und keine erhebliche Abweichung, für die wie bei der Elbphilharmonie in Hamburg oder dem Berliner Flughafen niemand Verständnis hat. Tatsächlich lag die erste Kostenschätzung aus dem Jahr 2008 für den Ausbau der eingleisigen Bestandsstrecke bei nur 817 Millionen Euro. Bei der Vorplanung 2015 kamen 55 Kilometer Neubaustrecke (plus 521 Millionen) zur Umfahrung der Ostseebäder, Preissteigerungen (plus 141 Millionen) und die Aufnahme des Güterbahnhofs Lübeck (plus 88 Millionen) hinzu. Auf politischen Wunsch wurde dann die mögliche Geschwindigkeit auf 200 km/h erhöht (plus 97 Millionen), zudem muss das Umrichterwerk Genin neu statt umgebaut werden (plus 38 Millionen). Diese bisher kommunizierten 1,7 Milliarden Euro Basiskosten werden durch einen Risikoaufschlag (unter anderem Erfahrungen aus ähnlichen Projekten) und prognostizierten Preissteigerungen bis zum Bau zu 2,8 Milliarden Euro.