Reinbek. Wir sind die Neuen! In unserer Sommerserie stellen wir Menschen aus Neubaugebieten in Stormarn vor. Heute: Schröders Koppel.

Hinter ihrer Terrasse befindet sich ein begrünter Erdwall, der die Sicht ein wenig einschränkt und später abgetragen wird. Kein Problem für Gudrun Gläser. Sie hat sich mit diesem vorübergehenden Zustand bestens arrangiert. Die 53-Jährige ist mit ihrer Tochter Celina (17) im März ins Neubaugebiet Schröders Koppel in den Reinbeker Stadtteil Neuschönningstedt gezogen, sagt über ihr Zuhause: „Ich habe mich beim Angucken gleich verliebt. Die Wohnung ist wie ein Sechser im Lotto.“ 60 Quadratmeter, zwei Zimmer, die in hellem Farbton gehaltene Küche war schon installiert – auch vom Vinylboden in Parkett-Optik schwärmt die Konditorin. Sie zahlt weniger Miete als vorher, denn die Bleibe ist öffentlich gefördert. Die Alleinerziehende betont, sie wolle hier nicht mehr weg.

700 Menschen werden hier bald leben

Im Neubaugebiet Schröders Koppel sind Dutzende Handwerker im Einsatz. Bis zur Fertigstellung der Gebäude im Frühjahr 2020 ist noch viel zu tun.
Im Neubaugebiet Schröders Koppel sind Dutzende Handwerker im Einsatz. Bis zur Fertigstellung der Gebäude im Frühjahr 2020 ist noch viel zu tun. © Malte Arning | Malte Arning

Gudrun Gläser ist eine von 250 Menschen, die inzwischen auf dem Vier-Hektar-Areal am Oher Weg leben. Rund 700 werden es sein, wenn die Arbeiten auf der größten Baustelle der Stadt im Frühjahr 2020 beendet sind. Es sind nicht nur Mieter, sondern auch Eigentümer von Häusern verschiedener Varianten. Die höchsten Gebäude haben vier Geschosse mit Staffelgeschoss. Das Quartier ist ein buntes für Jung und Alt.

Tochter Celina freut sich vor allem, dass der Bus direkt vor der Tür hält und auch nachts in regelmäßigen Intervallen verkehrt. Sie nutzt ihn nämlich nicht nur, um zur Reinbeker Gemeinschaftsschule zu gelangen, wo sie demnächst die zwölfte Klasse besucht, sondern auch zwecks Treffen mit Freunden in Hamburg samt Partygängen. Lebensmittel beschafft sich ihre Mutter nicht im örtlichen Einkaufszentrum oder jenem im benachbarten Schönningstedt. „Das mache ich in meinem alten Umfeld am Täbyplatz. Dort habe ich auch meine Freunde“, sagt Gudrun Gläser.

Erste Bewohner fühlen sich wohl

Alexander Bunk (l.) und Christoph Ladenhauf sind von Hamburg nach Neuschönningstedt gezogen.
Alexander Bunk (l.) und Christoph Ladenhauf sind von Hamburg nach Neuschönningstedt gezogen. © René Soukup | René Soukup

Wenn sie auf ihrer Terrasse die Blumen gießt, schaut sie über eine Sandfläche hinweg direkt auf das Atriumhaus von Alexander Bunk (36) und Christoph Ladenhauf (34). Ihr Gebäude war ein Vorführobjekt – 153 Quadratmeter Wohnfläche, dazu rund 400 Grundstück. 472.000 Euro haben sie bezahlt plus Grunderwerbsteuer und Notargebühren. Ursprünglich wollte das Paar auf dem Gärtnereigelände von Ladenhaufs Großmutter in Moorfleet ein Haus errichten. Dazu hätte der Bebauungsplan geändert werden müssen. Das wollten die zuständigen Politiker aber nicht. „Dann haben wir uns eine Dachgeschosswohnung in Rahlstedt reservieren lassen, wollten unbedingt Eigentum“, sagt Bunk.

Zu einem Abschluss kam es nicht, weil Bunk seinerzeit vom Neubaugebiet in Neuschönningstedt erfuhr und genauso wie sein Partner sofort begeistert war. Dabei spielte der kurze Arbeitsweg keine zentrale Rolle: Bunk ist beruflich seit acht Jahren in Reinbek verortet und leitet die Filiale der Sparkasse Holstein. Ladenhauf ist im Vertrieb beim Unternehmen Reemtsma tätig und muss einen weiteren Weg bis nach Bahrenfeld auf sich nehmen. Beide sind angetan von den unmittelbaren Nachbarn, ein Kreis von rund 20 Personen, die nahezu parallel eingezogen und von Mitte 20 bis Mitte 60 alt sind. Die beiden Männer wohnen seit Februar 2018 hier.

Nachbarschaft wird groß geschrieben

„Wir treffen uns regelmäßig zum Grillen, nennen die Zusammenkünfte Schröders VIP“, sagt Bunk. Vor wenigen Tagen waren sie auf einer Hochzeit bei neuen Freunden in Reinbek eingeladen. Und in der vergangenen Woche hat er es nach einem langen Arbeitstag von seinem Stellplatz nicht direkt ins Eigenheim geschafft. „Ein Nachbar hat mich herbeigerufen zum sogenannten Heckenbier.“ Bei solchen Anlässen klöne man sich gern fest.

Das Paar hat sich im Oktober eine französische Bulldogge zugelegt. Coco heißt der Hund. Er wird an Nachmittagen von einer Neuntklässlerin aus der Umgebung ausgeführt. Dadurch bessert das Mädchen sein Taschengeld auf. Die Blumen im Atrium, so nennt sich der Garten im Hinterhof-Stil, haben die beiden selbst gepflanzt. Das Fensterputzen überlassen sie bei soviel Glas allerdings Profis. „Die brauchen immer vier Stunden, um alles zu reinigen“, sagt Christoph Ladenhauf.

Die Neu-Reinbeker hatten davor auf 60 Quadratmetern in Hamburg-St. Georg zur Miete gewohnt. Dort zieht es sie auch immer wieder hin in ihrer Freizeit. „Wir nutzen die Vorzüge der Großstadt, das vielfältige Angebot mit Kinos, Restaurants und Konzerten“, so Bunk. Bedingung bei der Auswahl des Standortes war, dass sie von dort das alte Umfeld binnen 30 Minuten erreichen. „Ich finde, dass auch unser Gebiet durch die Anordnung der Gebäude samt Beleuchtung und den Mix der Bewohner etwas Urbanes hat“, sagt der Banker.

Auf dem Gelände befinden sich auch Mietwohnungen

Ursula Mecklenburg wohnt mit ihrem Mann zur Miete. Die 63-Jährige findet die offene Küche klasse.
Ursula Mecklenburg wohnt mit ihrem Mann zur Miete. Die 63-Jährige findet die offene Küche klasse. © René Soukup | René Soukup

Auf der anderen Straßenseite in einem Mehrfamilienhaus haben Ursula Mecklenburg (63) und ihr Mann Hubertus (77) eine Vier-Zimmer-Wohnung mit 106 Quadratmetern gemietet nach der Trennung von ihrem Eigenheim in Reinbek. „Wir haben das Haus verkauft, weil keiner mehr Lust auf Gartenarbeit hatte“, sagt Ursula Mecklenburg. Das Ehepaar hat 30 Jahre eine Kantine in Hamburg betrieben und jetzt mehr Zeit für sich. Die Frau ist ehrenamtlich für die Sertürner-Stiftung aktiv und betreut ältere Menschen. Sie sei treibende Kraft beim Umzug gewesen, wäre auch gern nach Glinde gezogen. „Doch mein Mann wollte unbedingt in Reinbek bleiben.“

Den Balkon haben die Mecklenburgs mit Blumenkästen und Pflanzen in vielen Farben verziert, bei gutem Wetter frühstücken sie gern draußen. Der Baulärm macht ihnen nichts aus. „Das wussten wir ja vorher, außerdem ist abends auch Ruhe“, sagt die Mutter einer erwachsenen Tochter. Und drinnen höre man ob der guten Isolierung ohnehin nichts. Vor Kurzem haben sich die Reinbeker ein zweites Auto zugelegt. Es wird ausschließlich mit Batterien angetrieben. Praktisch: Genauso vor ihrer Haustür hat das E-Werk-Sachenwald eine Ladesäule für Elektro-Fahrzeuge installiert.

Alle Gebäude werden mit Erdwärme versorgt

Baustart für das Quartier Schröders Koppel war 2016. Die Fertigstellung ist für Frühjahr 2020 geplant. Hinter dem Projekt stehen Landwirt Kai Dusenschön und Grundstückseigner Hauke Schröder. Es umfasst 16 Reihen- und vier Atriumhäuser, zehn Doppelhaushälften, 42 Eigentums- sowie 163 Mietwohnungen, von denen 30 öffentlich gefördert sind. Das Investitionsvolumen beträgt rund 50 Millionen Euro. Sozialwohnungen werden an Reinbeker vergeben. Die Miete liegt bei 5,80 Euro pro Quadratmeter kalt. Im frei finanzierten Bereich sind es zwischen 10,50 und 11,50 Euro. Die Wohnungen haben zwei bis fünf Zimmer und sind von 50 bis 135 Quadratmeter groß. Alle Gebäude verfügen über den Energiestandard KFW 55 und werden mit Erdwärme versorgt.