Reinbek. Das neue Quartier Schröders Koppel ist zur Heimat von 30 Menschen geworden. Rund 700 werden es bis zur Fertigstellung 2020 sein.
Die Fußmatte im Vorflur ist mit Sand übersät, obwohl Sophie Lehmann sie täglich ausschüttelt. Das Sediment stammt von Schuhen und den Rädern des Kinderwagens. An den Zustand haben sich die 24-Jährige und ihr Mann Daniel (27) gewöhnt. Mit ihrer acht Monate alten Tochter Emily leben sie seit fünf Wochen in einer Doppelhaushälfte auf Reinbeks größter Baustelle im Stadtteil Neuschönningstedt. Das neue Quartier heißt Schröders Koppel und umfasst vier Hektar. 30 Menschen haben dort inzwischen ihr Zuhause. Wenn alle Gebäude Mitte 2020 fertiggestellt sind, werden es rund 700 sein: alte und junge, gut situierte und solche mit weniger Geld.
Das Investitionsvolumen beträgt rund 50 Millionen Euro. Hinter dem Projekt stehen Landwirt Kai Dusenschön, der die Fläche jahrelang gepachtet hatte, und Grundstückseigner Hauke Schröder. Sie schaffen 16 Reihen- und vier Atriumhäuser, zehn Doppelhaushälften, 40 Eigentums- sowie 163 Mietwohnungen, von denen 30 öffentlich gefördert sind.
Bewohnerin schätzt an neuer Heimat die Grünflächen
Die Lehmanns hatten zuletzt in Hamburg-Horn in zweieinhalb Zimmern zur Miete gewohnt und sich bei der Ausschau nach einem Eigenheim auf den östlichen Stadtrand konzentriert. „Weil die Anbindung an die Autobahn und mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hamburg hervorragend ist. Und wir wollten etwas mit dörflichem Charakter“, sagt Sophie Lehmann. Außerdem schätzt sie die Grünflächen in der Umgebung mit ausreichend Möglichkeiten für Jogger. Die junge Mutter arbeitet als Finanzbeamtin in der Hansestadt, ihr Mann ist bei der Bundeswehr. Der Offizier muss um 7.30 Uhr zum Dienst an der Führungsakademie in Blankenese antreten. Gleitzeit gibt es nicht.
Noch ist er wegen des Kindes beruflich halbtags aktiv, das wird sich jedoch in Kürze ändern. Faulenzen war aber auch bei den Mittagsschläfen der kleinen Emily nicht angesagt. Unter anderem hat Daniel Lehmann Wände beige gestrichen und neues Mobiliar wie die Kommode im Wohnzimmer aufgebaut. Dort sah es bis Donnerstag leer aus. Jetzt ist die dunkle Couch endlich da – ein farblicher Kontrast, denn sonst ist im offenen Erdgeschoss alles in hellen Tönen gehalten. Die weiße Küche genauso wie der Parkettboden. Um diese beiden Sachen musste sich der gebürtige Sachse allerdings nicht kümmern. „Wir haben im November vergangenen Jahres das Musterhaus ergattert und das Inventar übernommen. Die anderen für uns interessanten Immobilien waren schon verkauft“, sagt er.
Nachbarn organisieren untereinander Treffen
Zu den Nachbarn hat das Ehepaar regen Kontakt und Treffen organisiert. „Man hilft sich gegenseitig. Wir haben uns gleich gut verstanden “, sagt Sophie Lehmann. Die Postbotin habe sich in dieser Woche mit dem Vornamen vorgestellt. Und auch Emily fühlt sich in der neuen Umgebung wohl. „Sie ist hier aufgeblüht, schläft jetzt wesentlich besser als in der alten Wohnung.“ Die Lehmanns wünschen sich noch ein zweites Kind. Platz ist genug vorhanden bei 139 Quadratmetern Wohnfläche plus Keller, der größer als die ehemalige Bleibe in Hamburg ist.
Durch die hohen Fenster im vorderen und hinteren Bereich gelangt viel Licht ins Erdgeschoss. Vom Küchentisch blickt der Hausherr über den Vorgarten und die Ringstraße direkt auf Wohnblöcke, die sich in verschiedenen Bauphasen befinden. Das höchste Gebäude mit Mietwohnungen wird vier Geschosse plus Staffelgeschoss haben. Während Daniel Lehmann ein Mineralwasser trinkt, drehen sich draußen zwei der drei blauen Kräne, Handwerker sind auf den Gerüsten unterwegs, andere hämmern, bohren oder sägen – und zu hören ist im Haus der Lehmanns dank der Isolierung nichts.
Aus einem anderen Grund kann der 27-Jährige der Baustelle, in deren Mitte der Boden für eine Tiefgarage meterhoch ausgehoben wurde, sogar etwas Positives abgewinnen. „Die Gewerke sind alle noch vor Ort. Wenn es mal ein Problem gibt, kommen die Handwerker binnen weniger Minuten.“ Vor Kurzem sei ein Abfluss undicht und der Klempner prompt zur Stelle gewesen.
Alle Gebäude verfügen über den Energiestandard KFW 55
Im Mai wird der erste Block mit Mietwohnungen bezugsfertig sein. Ein Gebäude mit 14 Einheiten ist an einen Investor verkauft, den Rest halten Dusenschön, dessen Vater sowie Schröder im Bestand. Neben den Sozialwohnungen mit 5,80 Euro pro Quadratmeter kalt liegt der Preis zwischen zehn und 11,20 Euro für das Penthouse. Alle Gebäude verfügen über den Energiestandard KFW 55 und werden mit Erdwärme versorgt. „Inzwischen haben Handwerker, die hier tätig sind und von außerhalb kommen, Interesse an einer Wohnung signalisiert“, sagt Dusenschön.
Sophie Lehmann freut sich vor allem über die zwei Spielplätze sowie eine Gemeinschaftsfläche zum Verweilen, die noch entstehen. „So muss Emily später mit Freunden keine große Straße überqueren.“ Noch beschränkt sich die Kleine aufs Krabbeln, ist vornehmlich in Richtung der großen Fensterfront zur Straße unterwegs. Von dort verfolgt sie gespannt das Treiben auf der Baustelle und macht dabei große Augen.