Ahrensburg. Stormarner Bauernverband erwartet Ertragseinbußen beim Getreide. Futter für Kühe und Pferde wird knapp.
Die Regenschauer am Wochenende waren ein Anfang, trotzdem bleibt die Situation für die Landwirte in Stormarn angespannt. „Die Böden sind seit Wochen staubtrocken“, sagt Peter Koll, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands. Das bedeutet: Es ist sehr viel Wasser nötig, um auch die tieferen Schichten zu erreichen. Für die Landwirte ist das ein großes Problem. Sie befürchten erneut Ertragseinbußen bei der Getreideernte. Schon 2018 hatte ihnen die langanhaltende Trockenheit zu schaffen gemacht und Verluste beschert.
Im Frühjahr waren die Bedingungen sehr gut
Dabei waren die Voraussetzungen in diesem Jahr wesentlich besser. „Über den Winter hatten wir diesmal keine Probleme mit durchnässten Böden. Im Frühjahr hat alles sehr vielversprechend ausgesehen“, sagt Koll. Noch im April und Mai stimmten die klimatischen Bedingungen. Doch die extrem heißen Temperaturen im Juni änderten die Situation schlagartig. „Am letzten Juni-Wochenende hatten wir in der Sonne im Getreidebestand Temperaturen von 50 Grad Celsius“, sagt Koll. „Das halten die Pflanzen nicht aus.“ Ein weiteres Problem sei, dass das Bodenleben durch die Trockenheit zum Erliegen komme. „Der Regenwurm ist dann nicht aktiv, genauso wie viele andere Kleinsttiere.“ Die Fruchtbarkeit des Bodens nehme ab, für die Pflanzen gebe es weniger Nährstoffe.
Die Wintergerste sei bereits zu einem Drittel gedroschen. Bei den Erträgen zeigen sich laut Koll innerhalb Stormarns große Unterschiede. Der Grund sind die starken, aber lokal begrenzten Regenschauer im Juni. Auf Feldern, die Wasser abbekommen haben, ist das Getreide besser gewachsen. „Das variiert von Ort zu Ort. In Bad Oldesloe ist beispielsweise nichts heruntergekommen.“ Auch beim Winterraps erwartet Koll deshalb große regionale Unterschiede.
Viehhalter müssen Futter „zu horrenden Preisen“ dazukaufen
Er hofft auf mehr Regen, sagt: „Jeder Tropfen hilft.“ Insbesondere den Milchvieh- und Pferdehaltern. Denn sie belasten die trockenen Böden am stärksten. Der Grund: Den Bauern fehlt Nachschub an Futtermitteln. Seit dem ersten Grünlandschnitt Mitte Mai bis Anfang Juni herrscht auf den Feldern Ebbe. „Zurzeit wächst gar nichts mehr“, sagt Koll. Die Bauern müssten deshalb bald an ihre Vorräte für den kommenden Winter herangehen. Normalerweise seien bei guten Bedingungen drei Grasernten pro Jahr möglich, an einigen Standorten sogar fünf. Schon 2018 jedoch hätten viele Viehhalter Futter zu „horrenden Preisen“ dazukaufen müssen. Einige hätten in diesem Jahr extra mehr Felder bestellt – doch das hilft ihnen bei den aktuellen Bedingungen nichts. Mit „deutlichen Mindererträgen“ rechnen die Landwirte laut Koll auch beim Weizen. Die Ernte werde in den kommenden zwei Wochen beginnen, das sei für Schleswig-Holstein sehr früh. „Normalerweise profitieren wir im Norden von einer längeren Wachstumsperiode, aber die Hitze im Juni hat die Abreife beschleunigt.“