Ahrensburg. Verwaltung und Volksvertreter loben die Initiative des Stadtforums, stellen aber dessen beabsichtigte positive Wirkung infrage.
Einfach, einprägsam, verständlich und mit hohem Identifikationsfaktor: Das sind die Attribute, mit denen das Ahrensburger Stadtforum das von ihm entwickelte Stadtlogo versieht. Unter einer Grafik des Schlosses prangt der Schriftzug „My home is my Castle“ („Mein Heim ist meine Burg“). Antje Karstens vom Stadtforum beschreibt die Resonanz bei einer internen Präsentation der Marke so: „Die Mitglieder haben mit Ungläubigkeit und breitem Grinsen reagiert.“
Doch nicht jedem zaubert das Logo ein Lächeln ins Gesicht. Für Peter Egan, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft WAB, steht der Slogan für „ein starres Beharrungsvermögen in alten Verhaltensmustern“. Der historische Hintergrund dieser Maxime, die auf den englischen Richter und Politiker Edward Coke (1552–1634)
zurückgeht, könnte diese These untermauern. Denn Coke meinte, dass ein Hausherr das Recht habe, seinen Besitz mit Waffengewalt zu verteidigen.
Auch bei der Chefin der Grünen-Fraktion, Nadine Levenhagen, weckt der Spruch eher negative Assoziationen wie Abschottung, Rückzug und Ausgrenzung. Sie könne weder erkennen, worauf er sich beziehe („Schloss oder Stadt“?), noch sei er innovativ oder mache Lust auf mehr Ahrensburg. „Ich hätte moderner, offener und neugierig besser gefunden.“ Sie frage sich, ob beispielsweise ältere Mitbürger die Botschaft auf Englisch verstehen. Ihr Fazit: „Das ist kein Logo, das ich mir für unser Stadtmarketing vorstellen kann.“
Ein eigener Slogan fehlte der Stadt bisher
Trotzdem sind sich beide Politiker einig, dass die Initiative des Stadtforums an sich eine gute Sache ist. Denn der Stadt ist es bislang nicht gelungen, ein Stadtmarketing auf die Beine zu stellen, geschweige denn einen eigenen Slogan zu entwickeln. Die Mehrheit der Kommunalpolitiker verweigerte die Zustimmung zu einem Marketingkonzept, dem eine mehr als zweijährige Entwicklungsphase vorausgegangen war. Vertreter aller Fraktionen hatten es mit Verwaltungsmitarbeitern und Vertretern der Wirtschaft erarbeitet. Die Beratungsgesellschaft Cima begleitete den Prozess, der rund 63.000 Euro kostete. Die Fraktionen konnten sich nicht über die Organisationsform und die Personalkosten einigen. Seitdem herrscht Stillstand.
Das Logo der Kaufleutevereinigung kann jeder nutzen, der eine Lizenz beantragt – auch die Stadt. Ob diese darauf zurückgreifen werde, sei nicht absehbar, so Bürgermeister Michael Sarach. Er begrüße die Entwicklung von Ideen, die zu größerer Attraktivität des Ortes beitragen, stellt jedoch klar: „Ich betrachte das als isolierte Aktion.“ Zum Logo sagt er: „Andere haben sich Gedanken über die grafische Umsetzung gemacht. Ich fände es anmaßend, ein Urteil darüber abzugeben.“
Thomas Bellizzi, Fraktionschef der Ahrensburger FDP, sieht es so: „Auf der einen Seite ist es bitter, dass das Forum etwas übernimmt, das die Stadt nicht geschafft hat.“ Auf der anderen Seite könne das Logo nur ein Baustein sein. Und weiter: „Man kann über den Spruch diskutieren.“ Klar sei, dass er als Motto nur über die Visualisierung funktioniere.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Jochen Proske ist dankbar, dass das Stadtforum „die Flinte nicht ins Korn wirft“. Die Aktion könne nur als Stückwerk betrachtet werden, da systematisches Marketing anders aussehe. Wer dabei Wert auf Professionalität lege, müsse Geld in die Hand nehmen. Dazu seien Grüne, CDU und WAB offensichtlich nicht bereit gewesen. Eher noch könne er die Ablehnung des Konzepts durch die Linken nachvollziehen, da sie erst nach der Kommunalwahl 2018 dazugekommen seien.
Arbeitsgruppe arbeitet an Alternativkonzept
Einer solchen Argumentation hält Nadine Levenhagen entgegen, dass sie durchaus bereit sei, Geld auszugeben – wenn das Konzept überzeugend sei. Daher hätten Grüne, WAB und CDU einen Arbeitsgruppe gegründet, die während der Sommerpause an einem Alternativkonzept arbeite. „Das wird uns wahrscheinlich mehr kosten, aber dafür bringt es den Bürgern mehr Lebensqualität“, stellt sie in Aussicht. Nach den Berechnungen der Beratungsgesellschaft hätte die Stadt für professionelles Marketing rund 260.000 Euro pro Jahr aufbringen müssen.
Von dieser Summe waren laut Ali Haydar Mercan, Vorsitzender der Linken-Fraktion, 210.000 Euro für Personal und Verwaltung vorgesehen. Blieben 50.000 Euro für die Umsetzung von Marketingstrategien. Zu wenig, findet Mercan, und nennt als Vorbild Ahrensburgs Partnerstadt Feldkirchen. Dort sei erfolgreich ein Stadtmarketing umgesetzt worden, bei dem der Großteil der Kosten für Aktionen angefallen sei – und nicht für Personal. Für den Vorstoß des Forums findet der Politiker lobende Worte, kann es sich unter bestimmten Bedingungen sogar als Partner fürs Stadtmarketing vorstellen. „Wenn es Zugang zur Industrie hätte und weitere Unterstützung von der Stadt bekäme, wäre es dazu prädestiniert“, ist Mercan überzeugt, der sich aktiv in der neuen Arbeitsgruppe einbringen will.
Über seine Vorstellungen wird er sich dort mit Detlef Levenhagen, Fraktionschef der CDU, auseinandersetzen müssen, der dem Logo des Stadtforums in Bezug auf ein Markenprofil wenig abgewinnen kann. Er fragt: „Was hat dieses Symbol mit Marketing zu tun?“ Es stehe für eine geschützte Atmosphäre, die mit Waffengewalt verteidigt werden könne, das sei schwerlich in einer Werbestrategie unterzubringen. Wie diese aussehen könnte, will die Arbeitsgruppe bald Wirtschaftsvertretern, darunter auch das Stadtforum, und gegebenenfalls Vereinen vorstellen. In drei oder vier Wochen sollen erste Ergebnisse präsentiert werden. „Es wird ein Stadtmarketing kommen“, ist sich Levenhagen sicher. Michael Sarach kann sich ohnehin nicht vorstellen, dass das Thema erledigt ist. Er sagt: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“