Glinde. Eigner des Kulturdenkmals ist gesprächsbereit und hat Kontakt zum Bürgermeister aufgenommen. Lösung in Sicht.
Es kommt Bewegung in die Angelegenheit um die Suck’sche Kate in Glinde. Womöglich hat die Stadt eine Chance, das 1855 erbaute, reetgedeckte und unbewohnte Gebäude zu kaufen. Es ist das älteste Haus in der Kommune und genießt als Kulturdenkmal Bestandsschutz. Eigner ist ein Geschäftsmann aus Hamburg-Bergedorf, der die seit Jahren versprochene Sanierung nicht einlöst. Darüber ärgert sich auch die Politik, die den Gang vor ein Gericht für ein Enteignungsverfahren erwogen hatte, um den Verfall zu stoppen.
Um die Möglichkeiten diesbezüglich zu klären, hatten die Entscheidungsträger eine Wissenschaftlerin mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt. Im nicht öffentlichen Teil der jüngsten Bauausschusssitzung bekamen Mitglieder der Parteien detailliert Ergebnisse präsentiert: Glindes Erfolgsaussichten vor Gericht wären gering. Eine Enteignung hat es in Schleswig-Holstein in der Nachkriegsgeschichte auf diesem Gebiet noch nicht gegeben.
Eigner: „Alles ist möglich“
Bürgermeister Rainhard Zug hatte über die Jahreswende wieder vermehrt Kontakt zum Eigentümer. Der kündigte den Sanierungsbeginn für März an – geschehen ist jedoch nichts. Zuvor war der Verwaltungschef mehrmals mit Kaufabsichten an den Hamburger herangetreten und abgeblitzt. Am vergangenen Freitag kam es dann zu einer erneuten Unterhaltung, nachdem wochenlang Funkstille herrschte. Vom Abendblatt zum Thema Veräußerung angesprochen, sagt der Immobilieneigner jetzt: „Alles ist möglich.“ Er ist demnach offen für weitere Gespräche, wollte zu der Sanierung keine Stellungnahme abgeben. Rainhard Zug möchte sich gar nicht dazu äußern.
Dass der Eigentümer jetzt von seinem Kurs abweicht und zumindest verhandlungsbereit ist, kommt vor allem bei der SPD und den Grünen gut an. Beide sind von der Verzögerungstaktik des Hamburgers genervt und haben sich für einen Kauf der Immobilie ausgesprochen. Die CDU ist zurückhaltender. Fraktionschef Rainer Neumann sagt: „Wir wissen nicht, was finanziell auf uns zukommt. Außerdem benötigen wir vor einem Erwerb ein Nutzungskonzept, sollten aber natürlich verhandeln.“ Ähnlich sieht es die FDP. „Ein Kauf ist für uns denkbar, aber nicht um jeden Preis“, so der Vorsitzende Thomas Kopsch.
Stadt ließ Vorkaufsrecht 2012 ungenutzt
Der Geschäftsmann hatte die Kate 2012 erworben. Das war möglich, weil die Stadt ihr Vorkaufsrecht ungenutzt ließ. Eine Baugenehmigung für die Erneuerung liegt seit 2017 vor. Um das Gebäude wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen, fallen nach Schätzungen von Experten Kosten in Höhe von mehr als 600.000 Euro an.