Ahrensburg . Wiese auf Stormarnplatz wird Stellfläche. Wo soll der Rettungshubschrauber landen? SPD, FDP und Linke kontra CDU und Grüne.

Die politische Entscheidung, auf dem Stormarnplatz einen provisorischen Parkplatz für rund 200 Autos zu schaffen, hat in Ahrensburg eine kontroverse und emotional geführte Debatte ausgelöst. Es kursieren viele unterschiedliche Behauptungen, was auf der 7700 Quadratmeter großen Wiese zwischen Rathaus und Fußballfeldern gebaut werden soll – und für wie lange.

Vertreter von SPD, FDP und Linken, die das Vorhaben ablehnen, sprechen in dem Zusammenhang öffentlich von einer entstehenden „Betonwiese“. Ähnliche Worte wählt der Kinder- und Jugendbeirat. „Es ist eine absurde Vorstellung, die einzige Wiese in der Innenstadt mit Asphalt zu übergießen“, heißt es in einer Stellungnahme. Und weiter: „Die Gefahr, dass ein Parkplatz auf dem Stormarnplatz länger als zehn Jahre bestehen wird, ist nicht nur vorhanden, sondern zu groß.“ Der Beirat hat eine Online-Petition gestartet, um das von CDU, Grünen und der Wählergemeinschaft WAB auf den Weg gebrachte Projekt noch zu verhindern. Knapp 1300 Menschen haben bereits unterschrieben.

Alles ganz anders, widersprechen die Projektbefürworter. Die Wiese falle in einem Monat sowieso den Bauarbeiten am Rathaus zum Opfer, sagt etwa Nadine Levenhagen (Grüne). Und CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen betont den provisorischen Charakter des Vorhabens, sagt: „Wenn die Alte Reitbahn fertig ist, werden wir dort eine Tiefgarage mit 240 Stellplätzen bauen.“ Was stimmt denn nun? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen:


Wird der Stormarnplatz „zubetoniert“?
„Mit Sicherheit nicht“, sagt Bauamtsleiter Peter Kania. Für die Verwaltung sei der politische Beschluss relativ überraschend gekommen. „Deshalb sind wir momentan noch dabei, Umsetzungsmöglichkeiten auszuloten.“ Eine Beton- oder Asphaltoberfläche schließt Kania auf Abendblatt-Anfrage aber aus. Fest stehe, dass der dortige Mutterboden zunächst abgetragen und gesichert werden müsse. So schreibe es das Bodenschutzgesetz vor. Am wahrscheinlichsten sei, dass dann eine Schotterschicht aufgetragen werde. „Wichtig ist, dass sich alles später wieder leicht entfernen lässt.“
Wie viele Parkplätze entstehen?
Das ist nach Rathausangaben noch unklar. Die Politiker hatten im Bau- und Planungsausschuss rund 200 Stück gefordert, um die während der Bauarbeiten an der Alten Reitbahn und der Umgestaltung der Hamburger Straße wegfallenden Stellflächen zu kompensieren. „Es werden eher etwas weniger“, sagt Kania.

Denn ein Teil der Wiese wird ab diesem Sommer den Baufirmen für die Rathaussanierung zur Verfügung gestellt. Baucontainer sollen aufgestellt, Materialien dort gelagert werden. Zudem wird eine Baustraße von der Klaus-Groth-Straße zum Rathaus angelegt. Da noch nicht alle Aufträge vergeben seien, stehe der benötigte Platz bisher nicht fest. Kania sagt: „Deshalb können wir noch nicht abschätzen, wie viele Quadratmeter für den Parkplatz übrig bleiben.“ Die Baucontainer sollen voraussichtlich bis 2022 stehen bleiben. Unklar ist auch noch, aus welcher Richtung die Zufahrt zum Parkplatz erfolgen soll. „Es sind hier sehr viele Maßnahmen, die ineinandergreifen müssen. Deshalb ist alles ein bisschen kompliziert“, so der Bauamtsleiter.


Wo landet künftig der Rettungshubschrauber?
Auch diese Frage ist noch ungeklärt. Bislang wird die grüne Wiese als

Bisher landen auf der Fläche hinter dem Rathaus Rettungshubschrauber.
Bisher landen auf der Fläche hinter dem Rathaus Rettungshubschrauber. © Michael Degenhard

Landeplatz genutzt. Auf die benachbarten Fußballfelder können die Rettungshubschrauber im Notfall nicht ausweichen, weil sie den Kunstrasen zerstören würden. „Er würde durch die Luftverwirbelungen herausgerissen werden“, sagt Kania. Deshalb werde nun eine Alternative gesucht.
Wie lange bleiben die Parkplätze auf dem Stormarnplatz?
Laut Stadtverwaltung nur so lange, bis das Bauprojekt an der Alten Reitbahn samt Tiefgarage fertiggestellt ist. So sieht es auch der politische Beschluss vor. Wenn alles gut läuft, könnte es nach den derzeitigen Planungen des Investors Mitte 2022 so weit sein. Baustart soll in etwa einem Jahr sein. Ziel ist es, bis dahin die Stellflächen auf dem Stormarnplatz einzurichten.


Werden danach auf jeden Fall eine Tiefgarage und ein Stadtpark gebaut?
Das ist nicht sicher. Einem urbanen Stadtpark inklusive Skateranlage stehen zwar alle Fraktionen positiv gegenüber, bei der Tiefgarage herrscht jedoch Uneinigkeit. Die Mehrheit der Politiker bewertete die aktuelle Variante mit rund acht Millionen Euro als zu teuer. Deutliche Kritik gab es auch an der Optik.

Der Bauausschuss sprach sich in seiner jüngsten Sitzung zwar dafür aus, einen gemeinsamen Realisierungswettbewerb für eine Tiefgarage, einen Stadtpark und einen Rathausanbau auszuloben. Die Verwaltung soll aber auch noch „eine qualifizierte Abwägung der Alternativen Tiefgarage, Parkhaus und Parkplatz erarbeiten“.


Was wird aus dem Fördergeld?
Das Innenministerium hat erst vor wenigen Tagen bekanntgegeben, dass Ahrensburg für die Sanierung des Bruno-Bröker-Hauses und die Umgestaltung der Grünfläche knapp 2,4 Millionen Euro Fördergeld bekommt. Das Problem: Bislang ist nicht klar, wann der Stadtpark realisiert werden kann. Wegen des provisorischen Parkplatzes wird es auf jeden Fall zu Verzögerungen kommen. Dadurch droht das Fördergeld zu verfallen. „Wir werden zumindest versuchen, die Fristen einzuhalten“, sagt Kania. „Bisher kennen wir diese aber noch nicht.“


Hätte es Alternativen gegeben? SPD und FDP sprechen sich für ein Parkhaus am südlichen Ende des Stormarnplatzes aus. Die Fläche neben dem Jugendzentrum Juki 42 wird bereits zum Parken genutzt. Die Argumentation: Ein solches Parkhaus könnte schneller realisiert und bei nachlassendem Bedarf auch leichter wieder zurückgebaut werden als eine Tiefgarage. Die Verwaltung rät von dieser Variante aus optischen und verkehrstechnischen Gründen ab. Um an dieser Stelle 250 Parkplätze zu schaffen, seien fünf Ebenen nötig, sagte Stadtplanerin Andrea Becker im Bauausschuss. Zudem sei die Zufahrt direkt hinter der Kurve schwierig. Die Verwaltung sieht daher keine Alternative zur Tiefgarage.