Hamberge. Mehr als 10.000 Euro kommen beim Benefizturnier des SV Hamberge zusammen. Etwa 100 Freiwillige Helfer waren im Einsatz.

Abpfiff auf dem Hamberger Sportplatz: Beim Derby der U-10-Junioren hat sich der Hamburger SV mit 1:0 gegen FC St. Pauli durchgesetzt. Doch anders als bei den Zweitligaspielen der beiden Vereine ist das Ergebnis an diesem Tag Nebensache. Jeder, der zum Benefizturnier in den Norden Stormarns gekommen ist, will nur eines: Familie Ewald unterstützen.

„Wir sind überwältigt von so viel ehrlichem Mitgefühl“, sagt Steffi Ewald. „Wenn man immer einen vom Schicksal draufbekommt, ist es schön, jetzt etwas Positives zurückzubekommen.“ Ihr Mann Sebastian und Sohn Jonas sind unheilbar an Krebs erkrankt (wir berichteten). Ursache ist das Li-Fraumeni-Syndrom, ein genetischer Defekt, der für ein stark erhöhtes Krebsrisiko sorgt. Auch Jonas’ kleine Schwester Nele hat den Gendefekt geerbt. Sie erkrankte im Alter von zwei Jahren an Krebs. Ein Tumor im Oberschenkel konnte erfolgreich entfernt werden. Nun setzt die Familie alles daran, dass sich der Zustand von Sebastian und Jonas nicht verschlechtert.

Die Sorge vor der Krankheit ist immer da. „Wenn die Kinder einen blauen Fleck haben, hat man Angst, dass es Leukämie ist, wenn sie über Kopfschmerzen klagen, kann es auch ein Tumor sein“, sagt Steffi Ewald. Als Ärzte bei dem zehn Jahre alten Jonas Anfang des Jahres einen Gehirntumor diagnostizierten, meldete Steffi Ewald ihren Sohn vorübergehend vom Fußballtraining ab. Seine Trainerin Kathleen Kröger initiierte daraufhin zusammen mit vier weiteren Müttern das Benefizturnier.

Mannschaft von Jonas darf gegen Hamburger SV spielen

Ein knappes halbes Jahr später ist aus dem zunächst geplanten kleinen Rahmen eine Großveranstaltung geworden. 14 Mannschaften haben sich für beide Turniertage angemeldet. Neben dem HSV und St. Pauli sind am zweiten Turniertag auch die Nachwuchskicker vom VfB Lübeck, Hansa Rostock und Eintracht Norderstedt dabei.

Am Tag zuvor waren acht Teams aus der Region gegeneinander angetreten. Die Mannschaften des TSV Trittau und SV Timmerhorn-Bünning­stedt setzten sich gegen den SSV Jersbek, FC Dornbreite, ATSV Stockelsdorf, den Krummesser SV sowie Schmalenbeck United durch und qualifizierten sich damit für den zweiten Spieltag. Weil Holstein Kiel absagte, durfte auch Jonas’ Mannschaft vom SV Hamberge noch mal ran.

Der Zehnjährige spielt an diesem Tag im zentralen Mittelfeld. Sein leuchtend rotes Trikot trägt die Nummer 99. Vorfreude herrscht bei seiner Mannschaft vor allem, als es gegen den HSV auf den Rasen geht. Das Team von Trainer Ralf Bendowski spielt in der darauffolgenden Woche ein Turnier in Düsseldorf, bei dem auch Manchester City und Manchester United antreten.

Neben den Fußballmannschaften sind an beiden Turniertagen rund 100 freiwillige Helfer im Einsatz. Sie managen den Autoverkehr, schenken Getränke aus, verteilen Kuchen und sorgen bei den jüngeren Gästen mit Kinderschminken sowie Hüpfburg für Unterhaltung. „Durch unsere Sponsoren haben wir keine Kosten“, sagt Stefan Stapel, Vereinschef des SV Hamberge. „Alles, was heute eingenommen wird, geht direkt an Familie Ewald.“

Toni Kroos und Julia Görges spendeten für eine Auktion

Dazu gehören auch die Einnahmen einer Auktion, für die Bundesligisten sowie die Oldesloer Tennisspielerin Julia Görges Fanartikel bereitgestellt haben. Versteigert wurden Trikots vom 1. FC Köln, VfB Lübeck, VfL Wolfsburg und Eintracht Braunschweig, die von den Spielern unterschrieben wurden, sowie ein Fußball vom Erstligisten Bayer 04 Leverkusen mit Unterschriften. Ein signiertes Trikot spendete ebenfalls Real-Madrid-Spieler Toni Kroos, Görges unterstützte mit Sportkleidung und Tennisschläger. Mehr als 10.000 Euro Spenden kamen bislang zusammen.

Für die Anteilnahme, die seiner Familie entgegengebracht wird, fehlen Sebastian Ewald die Worte, er empfindet vor allem Dankbarkeit. Das Geld wollen die Ewalds vor allem für laufende medizinische Kosten nutzen. „Vieles wird nicht von der Krankenkasse übernommen“, sagt der 36-Jährige. So sei auch die Übernahme von notwendigen Untersuchungsverfahren, wie das sogenannte PET-MRT, in der Vergangenheit zweimal abgelehnt worden.

Zudem möchten die Ewalds in den Urlaub fahren. Wohin es gehen soll, steht noch nicht fest. Vielleicht an die Ostseeküste. „Einfach mal raus“, sagt Steffi Ewald. „Die Kinder wünschen sich das sehr.“ Die fünfköpfige Familie will ihre gemeinsame Zeit nutzen.