Reinbek. Das Quorum der Online-Petition für einen Zehn-Minuten-Takt der S 21 ist bereits erfüllt. So geht es weiter.

Als Thomas Hess und seine Familie vor 19 Jahren nach Reinbek zogen, war ein Argument damals auch die gute S-Bahnanbindung an die Hamburger City. Doch die wurde 2007 erheblich eingeschränkt. Um Geld zu sparen, hat Schleswig-Holstein den Zehn-Minuten-Takt zwischen den Bahnhöfen Aumühle und Hamburg-Bergedorf gekündigt. „Das hat mich immer geärgert“, sagt der 49-jährige Informatiker heute. „250.000 Euro spart Schleswig-Holstein dadurch pro Jahr – zu Lasten der Pendler.“

„Gerade zum Feierabend kann es sehr lästig sein – mehr noch für Kollegen, die etwa ihr Kind aus der Kita abholen müssen – , wenn man eine Bahn verpasst und dann 20 Minuten warten muss“, sagt Hess. Er fährt jeden Werktag mit der S-Bahn zur Arbeit in die Hamburger Innenstadt.

Auf Facebook wird die Petition eifrig geteilt

Dann habe er gelesen, dass sich der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Habersaat aus Reinbek dafür einsetzt, rund um die Uhr einen Zehn-Minuten-Takt auf der Strecke zu etablieren. „Ich habe Martin Habersaat angeschrieben und für sein Vorhaben gelobt“, berichtet Thomas Hess. Er habe überlegt, wie er ihn unterstützen könne und gemeinsam mit seinem 15-jährigen Sohn Jakob einen Text für eine Online-Petition formuliert. „Mein Sohn kann so etwas“, sagt Thomas Hess und grinst. „Wir haben alles im April online gestellt und das hat dann sehr schnell an Fahrt aufgenommen.“

Ohne sein Zutun sei das Thema in der Facebook-Gruppe „Du bis ein Reinbeker, wenn ...“ gelandet, dort fleißig geteilt worden. Mittlerweile hat die Ende Juli endende Petition das Quorum von 2000 bereits übererfüllt. Gestern bei Redaktionsschluss hatten sich bereits 2545 Unterstützer der Petition angeschlossen.

Finanzierung ist Knackpunkt

„Durch einen Zehn-Minuten-Takt würden Störungen geringere Auswirkungen auf die Gesamtfahrzeit haben und zusätzlich die zeitliche Flexibilität der HVV-Kunden erhöht“, heißt es in der Petition. Und weiter: „Hierdurch würden neue Kunden gewonnen, die vom Auto auf die S-Bahn umsteigen und die Umweltbelastung verringern.“ Thomas Hess fügt hinzu: „Das würde auch die gesamte Verkehrssituation in und um Bergedorf entspannen. Das Einzugsgebiet ist wesentlich größer, als ich angenommen habe. Nicht nur Reinbeker und Wentorfer wollen einen engeren Takt, auch Aumühler, Wohltorfer, Dassendorfer und Geesthachter haben sich gemeldet.“

Im März 2019 hat die SPD-Fraktion im Kieler Landtag mit einem Antrag deutliche Verbesserungen für Pendler im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) gefordert. Das Ergebnis war ein Teilerfolg: Das Parlament überwies den SPD-Antrag zusammen mit einem Alternativantrag von CDU, FDP und Grünen an den Wirtschafts- und Verkehrsausschuss. „Damit besteht zumindest die Chance, dass wir die Landesregierung einmal ermitteln lassen, welche Kosten ein Zehn-Minuten-Takt über Bergedorf hinaus und zusätzliche Fahrten in der Nacht verursachen würden“, sagt Martin Habersaat. „Damit können wir über deren Finanzierung diskutieren.“

Diskussionsabend der SPD im Rathaus

Der Landtagsabgeordnete lädt für Montag, 24. Juni, 19 Uhr, zu einem Informations- und Diskussionsabend im Rathaus (Hamburger Straße 5-7) ein. Themen sind die Chancen für eine Taktverdichtung der S 21, geplante Angebotsverbesserungen aus Hamburg sowie die vermehrten Verspätungen. Auf dem Podium sitzen auch Vertreter der S-Bahn Hamburg und des Verkehrsausschusses der Hamburgischen Bürgerschaft.

Der Landtagsabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecher der CDU Landtagsfraktion Lukas Kilian aus Glinde setzt sich ebenfalls für Verbesserungen auf der Strecke ein. Ergebnis seiner kleinen Anfrage in Sachen Zuverlässigkeit der S 21: „ Bis zur 19. Kalenderwoche diesen Jahres lag die Pünktlichkeitsquote der Linie nur bei 90 Prozent. Die Ausfallquote stieg gerade im Abschnitt Bergedorf – Aumühle erheblich an. So kann es nicht weitergehen!“, sagt Kilian. „Wenn vertragliche Vorgaben zur Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit nicht eingehalten werden, müssen Zahlungen an die S-Bahn Hamburg gekürzt werden.“