Ahrensburg. Neun Städte und Gemeinden haben einen neuen Vertrag mit Hamburg Wasser ausgehandelt. Bürgermeister hoffen auf günstigere Konditionen.
Bei den Trinkwasser-Kosten ist es zurzeit egal, ob jemand in Ahrensburg, Brunsbek oder Hamburg-Blankenese wohnt. Das Unternehmen Hamburg Wasser verlangt von allen Kunden denselben Preis – aktuell 1,89 Euro pro Kubikmeter sowie eine Grundgebühr von 2,80 Euro im Monat.
In Zukunft wollen Stormarner Kommunen bei der Preisgestaltung mitreden, diese regionalisieren. So sieht es der neue Vertrag vor, den die Wassergemeinschaft des Kreises mit dem Versorgungsunternehmen geschlossen hat. Er tritt am 1. April 2024 in Kraft und hat eine 15-jährige Laufzeit bis 2039. Doch was ändert sich dadurch für die Menschen in Stormarn? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wer ist betroffen?
Das Unternehmen Hamburg Wasser versorgt derzeit 131.200 Menschen in Stormarn – und zwar in Ahrensburg, Ammersbek, Großhansdorf, Jersbek (Ortsteile Klein Hansdorf und Timmerhorn), Hoisdorf, Siek, Braak, Brunsbek und Stapelfeld sowie in Barsbüttel, Oststeinbek, Glinde und Reinbek. Die vier letztgenannten Kommunen im Süden haben allerdings beschlossen, zum 31. März 2024 aus dem gemeinsamen Zweckverband auszutreten, um künftig in Eigenregie einen Trinkwasser-Anbieter auszuwählen. Sie erhoffen sich von diesem Schritt mehr Wettbewerb und dadurch günstigere Wasserpreise für ihre Bürger.
Welche Auswirkungen hat der Austritt der Südkommunen für die anderen?
„Keine“, sagt Landrat Henning Görtz, der auch Vorsitzender des Zweckverbandes ist. „Wir haben alles so gestaltet, dass sich für die verbliebenen Städte und Gemeinden hinsichtlich der Versorgungssicherheit, Wasserqualität und Preise kein Nachteil ergibt.“ Der neue Vertrag gilt für neun Kommunen, die zusammen auf 64.000 Einwohner kommen.
Warum sind die anderen im Zweckverband geblieben?
Janhinnerk Voß, Bürgermeister von Großhansdorf, erklärt die Entscheidung so: „Die Trinkwasserversorgung ist meiner Ansicht nach kein Thema, bei dem man experimentieren sollte.“ Und Olaf Beber, Vorsteher des Amtes Siek und Bürgermeister von Brunsbek, sagt: „Wenn wir Versorgungssicherheit haben wollen, dann haben wir keine großen Alternativen.“
Wie werden sich die Preise durch den neuen Vertrag verändern?
Die Bürgermeister hoffen, dass Trinkwasser günstiger wird. Ob das tatsächlich so eintrifft, lässt sich nach Angaben von Geschäftsführerin Nathalie Leroy noch nicht sagen. „Wir haben bisher unser gesamtes Versorgungsgebiet als eine Einheit betrachtet. Nun werden wir eine neue Kalkulation nur für den Kreis Stormarn machen“, sagt sie. „Das ist Neuland für uns.
Wir müssen uns in Ruhe anschauen, ob sich dadurch andere Kosten ergeben.“
Ob die Preise in Stormarn ab 2024 geringer ausfallen als in Hamburg oder womöglich sogar höher, lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschätzen. Die Stormarner Kommunen haben in Zukunft aber ein vertraglich festgehaltenes Mitspracherecht und bilden einen Wasserbeirat. „Wir geben unsere Kalkulation zur Prüfung an den Zweckverband weiter, dieser könnte dann Einspruch dagegen einlegen“, sagt Marco Sievers, Leiter des Konzernvertriebs. Gleiches gelte für geplante Investitionen. „Wir sind künftig dichter an den Gemeinden dran“, sagt Sievers, verspricht zudem mehr Transparenz.
Was wird aus dem Süden?
Bis zum 31. März 2024 ändert sich für die Bürger erst einmal nichts. Was danach passiert, ist bislang noch völlig unklar. Hamburg Wasser hat auf Abendblatt-Anfrage am Donnerstag erneut betont, die Wasserversorgung in den vier Kommunen gern weiterführen zu wollen. „Wir sind in Gesprächen, werden uns auf mögliche Ausschreibungen bewerben“, sagt Leroy.
Fest steht, dass ein Anbieterwechsel wohl nicht so leicht werden würde. Denn die gut 270 Kilometer Wasserleitungen im Süden gehören dem Hamburger Unternehmen. Entscheiden sich Reinbek, Glinde, Barsbüttel und Oststeinbek für einen anderen Versorger, müssten sie oder die neue Firma die Leitungen abkaufen oder eigene Rohre verlegen.
Auch das Wasserwerk in Glinde, aus dem die Bürger im Süden Stormarns derzeit den Großteil ihres Trinkwassers erhalten, gehört Hamburg Wasser. „Dieses Werk werden wir auf jeden Fall behalten, denn es ist auch für die Wasserversorgung in Hamburg wichtig“, sagt Leroy.
Woher kommt das Trinkwasser?
Außer in Glinde gibt es zwei weitere Wasserwerke in Stormarn: in Großhansdorf und Großensee. Sie pumpen aus mehreren Brunnen Grundwasser nach oben. Im vergangenen Jahr förderten sie mehr als 24 Millionen Kubikmeter – ein Plus von 7,6 Prozent im Vergleich zu dem durchschnittlichen Wert der vorherigen zehn Jahre. Stormarn verzeichnete laut Hamburg Wasser 2018 auch einen stärkeren Anstieg als die Metropole. Das lässt sich laut Leroy mit der größeren Gartendichte erklären. Zudem erhalten die Stormarner Trinkwasser aus den Werken in Bergedorf und Hamburg-Volksdorf. Leroy sagt: „Wenn ein Wasserwerk ausfällt, können wir durch unseren Verbund auf ein anderes zurückgreifen.“