Es ist gut, dass Bürger sich für ihre Umgebung engagieren. Aber die Entscheider müssen das Wohl aller im Blick haben.
Wenn eine Kommune in Stormarn eine freie Fläche für Wohnbebauung in den Blick nimmt, ist eines fast immer sicher: Es wird Proteste von Anwohnern geben. Die Argumente sind meist ähnlich. Lebensqualität gehe durch wegfallende Grünflächen verloren, neue Gebäude passten nicht in die Umgebung, der Zuzug von Neubürgern verschärfe infrastrukturelle Probleme. Zum Beispiel beim Verkehr oder der Kinderbetreuung.
Es ist gut, dass sich Bürger engagieren und Interesse daran haben, was in ihrem Ort passiert. Es ist gut, dass sie politische Beratungen kritisch verfolgen, ihre Meinung äußern. Denn zu häufig diskutieren Politiker in Gemeinde- oder Stadtparlamenten vor fast leeren Rängen. Wichtig ist auch, dass die Volksvertreter die Sorgen und Bedenken ernst nehmen. Mit Anwohnern ins Gespräch kommen, Planungen hinterfragen, sofern die Argumente stichhaltig sind.
Volksvertreter werden gewählt, um Verantwortung zu übernehmen
Die Folge darf aber nicht sein, dass Politiker jedem „Bitte nicht vor meiner Haustür!“-Protest nachgeben, wird dieser nur lautstark genug vorgetragen. Und das nur aus Angst vor Stimmenverlusten bei der nächsten Wahl. Wo sollte dann überhaupt noch gebaut werden? Stillstand in Städten und Gemeinden wäre die Folge. Deshalb sind beide Seiten gefordert. Die Politiker sollten Mut beweisen, zum Wohle aller in der Stadt auch umstrittene Entscheidungen zu treffen. Die Bürger sollten dies respektieren, Beschlüsse dann auch akzeptieren. Sie haben ihre Volksvertreter dazu gewählt, diese Verantwortung zu übernehmen.
Dass in Zeiten enorm steigender Nachfrage nach Wohnraum immer weniger gebaut wird, ist ein Warnsignal. Der Kreis ist wegen seiner guten Lage und Lebensbedingungen gefragt. Das sollten Stormarner nicht als Last empfinden – sondern als eine Chance.