Bargteheide. An der Straße Hasselbusch sind zum wiederholten Male Sanierungsarbeiten geplant. Stadt will die Anrainer finanziell beteiligen.
Am beschaulichen Hasselbusch brodelt es. Seit die Bewohner aus der Zeitung erfahren haben, dass es in ihrer Straße noch in diesem Jahr umfassende Bauarbeiten geben wird, ist es mit der Ruhe vorbei. „Dass wir vorab von der Stadt nicht informiert wurden, ist das Eine. Dass wir Bürger am Ende aber einen Großteil der Zeche zahlen sollen, geht gar nicht“, sagt Gabriele Botes.
Die resolute Frau ist so etwas wie das Sprachrohr für den Unmut ihrer Nachbarn geworden. Sie hat emsig recherchiert, bei der Stadtverwaltung nachgefragt und Ausschusssitzungen der Stadtvertretung besucht. Je mehr sie in Erfahrung bringen konnte, desto größer wurde die Wut. Für sie ist der Hasselbusch zu einem Paradebeispiel geworden, wie es eigentlich nicht laufen sollte, wenn die Stadt Straßen umbaut.
Linden haben Bürgersteige an vielen Stellen beschädigt
Im Grunde ist der Hasselbusch eine permanente Baustelle. Spätestens, seit in den 1970er-Jahren mehrere Linden gepflanzt worden sind. Im Laufe der Zeit sind sie zu stattlichen Bäumen herangewachsen. So sehr, dass ihre mächtigen Wurzeln mehrere Bordsteine ausgehebelt haben, die ersatzlos entfernt wurden. „Weshalb nun bei Starkregen regelmäßig viel Sand ungehindert in die Kanalisation gespült wird“, so Botes.
Vielleicht ist es auch deshalb vor drei Jahren zu einer regelrechten Überschwemmung am Hasselbusch gekommen. Heftige Regenfälle hatten die Straße 2016 in einen Strom verwandelt, der das Wasser teilweise bis weit auf die Grundstücke drückte. „Ich habe damals aus Säcken einen Schutzwall an meiner Auffahrt gebaut. Und trotzdem bekam man beim Verlassen des Hauses nasse Füße“, erinnert sich Henry Schulz.
Unterdessen haben die Wurzeln der Linden zudem Teile der Bürgersteigpflasterung zerstört, die mal eben durch etliche Grandpassagen ersetzt wurde. Für Schulz eine „einzige, unsägliche Flickschusterei“. Dennoch stellen die Wurzelwucherungen an vielen Stellen ein erhebliches Unfallrisiko dar. Insbesondere für Senioren, die auf Gehhilfen wie etwa Rollatoren angewiesen sind.
„Trotzdem wurden 1989 bei einem Ausbau des Gehwegs auf der Südseite des Hasselbuschs weitere Linden gepflanzt. Noch dazu auf einer Gasleitung. Das versteh’, wer will“, sagt Gabriele Botes und schüttelt mit dem Kopf. Laut einem Baumgutachten aus dem Jahr 2017 seien fast alle Linden „in ihrer Entwicklung gestört“. Es empfiehlt deshalb „eine Entnahme“. Laut vorliegenden Planungen sollen jetzt 13 Bäume gefällt werden, zehn auf der Nord-, drei auf der Südseite der Straße.
Gehwege und Parkbuchten sollen modifiziert werden
Doch es kommt noch dicker – und das in doppeltem Wortsinn. Durch verdichtende Zubauten im Umfeld sind in den vergangenen Jahren viele neue Haushalte an den bestehenden Abwasserkanal angeschlossen worden. Der gilt längst als deutlich unterdimensioniert und soll nun vergrößert werden. Angeblich muss die Kläranlage am Glindfelder Weg mittlerweile doppelt so viel Abwasser aufnehmen, wie ursprünglich geplant.
Dass im Zuge der Straßenbauarbeiten auch die Gehwege und Parkbuchten modifiziert werden sollen, lässt bei den Anwohnern ebenfalls alle Alarmglocken hinsichtlich der entstehenden Kosten schrillen. „Wir haben alles, was hier in den vergangenen Jahren gebaut wurde, mitbezahlt: Die Asphaltdecke auf der ehemals gepflasterten Straße, die Bürgersteige, die Parkbuchten“, erklärt Gabriele Botes. Es sei nur schwer einzusehen, warum die Anlieger nun wieder in beträchtlichem Umfang zur Kasse gebeten werden sollen.
Dass es an der Straße so viel Umbaubedarf gebe, sei schließlich nicht deren Schuld. Zumal der Hasselbusch weiteren Schaden genommen habe, als er im Jahr 2014 zur Umleitungsstrecke wurde für die Bauarbeiten an der Jersbeker Straße. „Das sind Busse und Lastkraftwagen auch über die Fußwege gewalzt“, sagt Christa Schulz zum Abendblatt.
So bleibe für die Hasselbusch-Gemeinschaft die große Frage: Worum handelt es sich bei den geplanten Bauarbeiten im Hasselbusch eigentlich? Um einen Ausbau, um eine Instandhaltungsmaßnahme? Das sei schließlich am Ende entscheidend für jenen Kostenanteil, den die Anrainer zu tragen hätten.
Bis zu 10.000 Euro Kosten pro Haushalt sind möglich
Nach Recherchen von Gabriele Botes im Bargteheider Rathaus könnten rund 10.000 Euro auf jeden der 30 betroffenen Haushalte zukommen. Laut Vorlage der Stadtverwaltung werden die Kosten für den Regenwasser- und Schmutzwasserkanal durch die Abwasserentsorgung Bargteheide (AbaG) getragen. Für die Kosten des Straßenausbaus in Höhe von 643.000 Euro ist die Stadt Bargteheide zuständig. Sie will die Anlieger dem Vernehmen nach durch entsprechende Ausbaubeiträge bis zu 50 Prozent beteiligen.
Gabriele Botes gibt sich kampfbereit, sagt: „Das lassen wir uns nicht bieten. Bleibt es dabei, werden die Nachbarn am Hasselbusch vor einer Sammelklage nicht zurückschrecken.“
Straßenausbaubeiträge als Auslaufmodell
Seit Dezember 2017 sind Kommunen in Schleswig-Holstein nicht mehr verpflichtet, Straßenausbaubeiträge zu erheben. Laut jüngsten Schätzungen verzichten 80 Prozent aller Städte und Gemeinden auf die Kostenbeteiligung.
In Stormarn wollen unter anderem Glinde, Ahrensburg und Oststeinbek die umstrittenen Beiträge abschaffen. In Bargteheide fehlt solch ein Antrag bisher.
Die Stadtverwaltung plant jetzt eine Infoveranstaltung im Ratssaal vor der Bauausschusssitzung am 13. Juni.Die Initiative Hasselbusch umfasst inzwischen mehr als 30 Bürger. Sie wollen den Ausbau ihrer Straße so lange verhindern, bis die „ungerechten Beiträge“ abgeschafft sind.