Barsbüttel. Frauengruppe aus Politik bringt Projekt in Barsbüttel auf Agenda. Trittau geht im Mai an den Start. Andere Orte wollen nachziehen.

Als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr sollen in Barsbüttel Mitfahrbänke installiert werden. Das möchte die interfraktionelle Frauengruppe in der 13.700 Einwohner zählenden Gemeinde, die sich 2018 gegründet hatte und der Politikerinnen von CDU, SPD, Grünen und der örtlichen Wählergemeinschaft BfB angehören. Einen entsprechenden Antrag, um das Projekt auf den Weg zu bringen, hat sie für die Sitzung des Ausschusses Schule, Kultur, Jugend und Sport am 30. April gestellt.

Vieles deutet darauf hin, dass künftig vor allem ältere Menschen ohne eigenen fahrbaren Untersatz sowie mit gesundheitlichen Problemen auf dem Beifahrersitz eines Autos gratis zwischen Ortsteilen zwecks Arztbesuch oder Einkauf pendeln und dafür an bestimmten Punkten einsteigen können. Trittau ist schon einen Schritt weiter und wird dieses Modell in wenigen Wochen anbieten, und auch anderenorts in Stormarn wird es langsam konkreter.

Acht Bänke samt Wegweisern kosten rund 12.000 Euro

„Es wäre schön, die Sache noch in diesem Jahr umzusetzen“, sagt Marion Meyer von der Barsbütteler SPD. Sie ist Initiatorin und Sprecherin der Frauengruppe, habe auf den Vorschlag viel positive Resonanz aus der Nachbarschaft erhalten. Auch sei das Thema von Bürgern bei öffentlichen Veranstaltungen für die Ortsentwicklungskonzepte immer wieder angesprochen worden.

Als Erkennungszeichen für diejenigen, die andere Personen befördern, schlägt die Sozialdemokratin einen Aufkleber am Auto vor. Für die jeweiligen Haltepunkte favorisiert sie Holzpfeiler mit herausziehbaren Klappen in unterschiedlichen Farben – je eine für einen Ortsteil. Damit Autofahrer sehen, wohin der Anhalter möchte. Die Gemeinde hat vier Ortsteile, neben Barsbüttel noch Willinghusen, Stemwarde und Stellau.

Spenden sollen die Ausgaben decken

„In Barsbüttel gibt es genug Gewerbebetriebe, die als Unterstützer fungieren können“, sagt Marion Meyer, Vorsitzende der SPD in Barsbüttel.
„In Barsbüttel gibt es genug Gewerbebetriebe, die als Unterstützer fungieren können“, sagt Marion Meyer, Vorsitzende der SPD in Barsbüttel. © HA | PETRA SIEMERS

Die Verwaltung hat bereits die Kosten für acht Bänke geschätzt und kommt dabei auf rund 12.000 Euro inklusive Installation von einheitlichen Wegweisern und der Anfertigung von Flyern, um die Sache bekannt zu machen. Über die Aktivregion Sieker Land Sachsenwald sind derartige Mobilitätsprojekte erst ab einem Umfang von 16.500 Euro förderfähig. Will Barsbüttel hier Geld abgreifen, müssten mehr Bänke angeschafft werden. Zuschüsse für jene in einzelnen Ortsteilen sind über ein Förderprojekt des Landes möglich, aber auch nur, wenn sie in einem Entwicklungskonzept aufgeführt sind.

„Unser Ziel ist es natürlich, die Gemeindekasse nicht zu belangen“, sagt Marion Meyer. Sie möchte die Bänke gern durch Spenden finanzieren und hat auch schon klare Vorstellungen, wie das funktionieren soll. „In Barsbüttel sind genug Gewerbebetriebe angesiedelt, die als Unterstützer fungieren können.“ Sie denke zum Beispiel daran, einen örtlichen Schreiner einzubeziehen und das Projekt Stormini des Kreisjugendrings Stormarn für leichte Tätigkeiten wie das Bemalen der Holzpfeiler-Klappen einzubinden. Die Kinderstadt schlägt vom 30. Juni bis 6. Juli in Barsbüttel auf.

Parteien unterstützen das Vorhaben

In ihren Parteien kommt die Idee der Frauengruppe gut an. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hermann Hanser sagt zu dem Thema: „Wir unterstützen das.“ Allerdings müsse in den Gremien darüber diskutiert werden, das Projekt so auszudehnen, dass es förderfähig sei. Wenn das nicht gelingt und auch die Spendenbereitschaft gering sein sollte, will der Sozialdemokrat trotzdem an Mitfahrbänken festhalten. „Notfalls kann man die Kosten immer noch über den Haushalt regeln.“ Das sieht Grünen-Fraktionschef Joachim Germer genauso: „12.000 Euro dürften nicht das Problem sein.“ Allerdings benötige man ein genaueres Konzept und sollte dafür einen Planer einspannen.

Die Christdemokraten wollen nicht den ganz großen Wurf und präferieren erstmal eine Testphase. Fraktionschef Henri Schmidt: „Zuerst sollte man das zwischen Barsbüttel und Stellau ausprobieren, danach sehe ich Stemwarde als weiteren Standort.“ Im Juni entscheidet die Gemeindevertretung über ein Ortsentwicklungskonzept für Stellau. Darin könnten die Bänke verankert werden mit der Chance, Fördergeld zu erhalten. Henri Schmidt möchte wissen, ob genügend Bürger von dem Angebot Gebrauch machen, bevor alle Ortsteile mit dem neuen Mobilitätskonzept verbunden werden. Ein gewisser Pessimismus ist nicht unbegründet. Im Kreis Segeberg stehen vielerorts Mitfahrbänke, teilweise vom Kreis aber auch Gemeinden finanziert. Das Interesse war jedoch im vergangenen Jahr gering – nicht bei den Anbietern, sondern den Mitfahrern. Dabei ist eine Verabredung im Internet über das Mitfahrnetz Segeberg leicht. Hier können Start-, Zielort und Datum eingegeben werden.

Kreisübergreifendes Projekt ist derzeit in Arbeit

Ein großes Netz an Mitfahrbänken gibt es auch weiter nördlich. Mehr als 50 jener stehen in den 30 Gemeinden der Klimaschutzregion Flensburg sowie in der Stadt selbst. Nach Beobachtungen der Initiatoren vom Verein BobenOp funktionieren diese umso besser, je kleiner der Ort sei.

Zwei Stormarner Gemeinden hatten sich schon vor zwei Jahren mit dem Thema befasst. In Trittau sind Mitfahrbänke in ein Klimaschutzkonzept eingebettet. Das Projekt wird von der Aktivregion Alsterland gefördert. „Ende Mai sollen die beiden Bänke aufgebaut sein“, sagt Trittaus Klimaschutzmanagerin Berit Ostrander. Die Sitzgelegenheiten werden am Vorburgplatz sowie am Ortsausgang installiert.

Bargfeld-Stegens Politiker sprachen im November 2017 über das alternative Beförderungskonzept. Umgesetzt wurde bislang nichts. Doch jetzt nimmt die Sache Fahrt auf. Die Gemeinde gehört zum Amt Bargteheide-Land. Dort ist Ulrich Bärwald, Fachbereichsleiter Bauen und Umwelt, mit der Angelegenheit betraut. Er sagt: „Ein Gemeinschaftsprojekt mit der Stadt Bargteheide, Bargfeld-Stegen, Jersbek, Elmenhorst und Sülfeld im Kreis Segeberg ist in Arbeit.“ Die Standorte für die Bänke würden gerade entwickelt. Das Projekt solle von der Aktivregion unterstützt werden. Bärwald hofft auf eine Umsetzung schon nach den Sommerferien und bringt für die Terminabsprache eine App ins Spiel.

In Barsbüttel gibt es genug Gewerbebetriebe, die als Unterstützer fungieren können
Marion Meyer, SPD-Vorsitzende in Barsbüttel