Bargfeld-Stegen. Es geht ihnen um die Betreuung ihrer Kinder und um Mobilität: Darum hat der Familientreff in Bargfeld-Stegen ein Netzwerk gebildet.

„Wir sind ein besonders aktives Dorf“, sagt Adrian Beuthner vom Familientreff in Bargfeld-Stegen. „Wenn wir es nicht schaffen, wer dann?“ Erstmalig in Stormarn wollen sich Familien hier künftig einigen Herausforderungen gemeinsam stellen. Bei einem ersten Netzwerktreffen definierten sie jetzt ihre Ziele: Es geht den Eltern um die Betreuung ihrer Kinder, die Mobilität und den sicheren Schulweg. Und auch die Gemeinde möchte sich beteiligen und zur Zufriedenheit der knapp 3000 Einwohner beitragen. Bereits zu Beginn des kommenden Jahres sollen einige Pläne umgesetzt werden.

Gerade junge Familien brauchen öfter Unterstützung, um ihren Alltag bewältigen zu können. Doch wenn die eigenen Großeltern weit entfernt wohnen und privat keine Betreuungsmöglichkeiten außerhalb der Familie vorhanden sind, ist es wichtig, nach Alternativen zu suchen. Ein wichtiges Instrument dafür kann in Zukunft die Homepage der Gemeinde werden. Diese Plattform könnte Eltern unter anderem bei der Suche nach einem passenden Babysitter oder auch nach „Leihgroßeltern“ unterstützen. „Wir haben knapp 700 Senioren in unserem Dorf“, sagt Katrin Müller vom Familientreff. „Wenn sich nur vier Prozent für die Unterstützung von Familien motivieren ließen, könnte das einigen weiterhelfen.“

„Leihgroßeltern“ auch in Bargteheide

Das Modell der „Leihgroßeltern“ gibt es auch in Bargteheide. Dort werden „Jung und Alt“ unter dem Dach des Familienzentrums zusammengeführt. Im Unterschied zu einem Babysitter ist der Besuch der Leihgroßeltern unentgeltlich.

Profitieren können trotzdem beide Seiten. Denn während junge Familien mit Kleinkindern häufig dringend Unterstützung brauchen, fehlt vielen Senioren der familiäre Anschluss.

Rita Bogateck koordiniert das Projekt in Bargteheide und hat schon richtige Freundschaften entstehen sehen: „Gerade wenn die Großeltern weit weg wohnen, wünschen sich Eltern Bezugspersonen mit Zeit für Unternehmungen. Ältere Menschen treten Kindern oft mit mehr Ruhe gegenüber und bringen nicht die Hektik des Alltags mit.“

Geplant ist ein offener Treff, um unverbindlich miteinander ins Gespräch zu kommen und Interessierte zusammenzubringen.

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Auch ein Fall für die Homepage: Die Vorstellung der zahlreichen Vereine und Institutionen. Hier plant die Gemeinde, selbst aktiv zu werden. „Wir brauchen eine Art ,Gelbe Seiten’, die die Einwohner über die Angebote informieren“, so Jan Naß, Vorsitzender des Sozial- und Kulturausschusses. „Hier wollen wir kurzfristig aktiv werden.“ Zusätzlich soll aus den Informationen eine Broschüre gedruckt und als Postwurfsendung verteilt werden.

Eine Mitfahr-Bank wurde bereits beschlossen

Ebenfalls in Planung ist die Verbesserung der Mobilität. Bisher fahren die Busse in Bargfeld-Stegen nur zur Schulzeit – die Erhöhung der Zahl der Fahrten wird von der Busgesellschaft abgelehnt unter Verweis auf mangelnde Rentabilität. Um die Infrastruktur trotzdem auszubauen, plant die Gemeinde nun eine Mitfahr-Bank (wir berichteten). Diese moderne Form des Trampens wurde auf der jüngsten Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses bereits einstimmig beschlossen. Wer mitgenommen werden möchte, kann über Schilder statt Papptafeln den gewünschten Zielort anzeigen. „Wir werden zunächst eine Bank in Bargfeld-Stegen und ein Gegenstück in Bargteheide aufstellen“, so Jan Naß. „Als nächstes könnte dann die Vernetzung mit Elmenhorst folgen. Weil dort ein Bus in Richtung Bad Oldesloe fährt, wäre diese Verbindung für Besuche auf dem Amt besonders wichtig.“ Im kommenden Jahr soll es bereits losgehen. Die Kosten von 1500 Euro pro Standort übernimmt die Gemeinde.

Und auch hier kommt wieder die Internetplattform ins Gespräch. Ergänzend für das Angebot der Mitfahr-Bank könnte online eine Börse für regelmäßige Fahrten entstehen. „Ich fahre jeden Tag auf meinem Weg nach Hamburg an der Bushaltestelle vorbei und frage mich, wen ich mitnehmen könnte“, bestätigt Martina Schröder die Idee. „Einfach jemanden ansprechen möchte ich aber nicht.“

Kaum Einflussmöglichkeiten bei der Verkehrsberuhigung

Nicht so einfach zu lösen ist jedoch das Thema Sicherheit im Verkehr. Denn viele Eltern sorgen sich um ihre Kinder, die den Schulweg alleine bewältigen sollen. Die Geschwindigkeiten der Autofahrer seien oft zu hoch, Querungshilfen wie Ampeln nur unzureichend vorhanden und die Bushaltestellen ungepflegt und unzureichend beleuchtet. „Die Haltestellen sollen komplett neu gemacht werden“, sagt dazu Jan Naß. „Wir haben bereits in Bargfeld-Rögen angefangen. Der Rest soll nach und nach folgen.“

Anders sieht es jedoch mit der Verkehrsberuhigung aus. Denn hier habe die Gemeinde kaum Möglichkeiten einzuwirken. „Ein neues digitales Schild zur Messung der Geschwindigkeit haben wir gestellt, eine Bodenmarkierung auf der Schulstraße ist in Planung“, sagt der Ausschussvorsitzende. „Doch mehr können wir leider nicht machen, sondern laufen mit unseren Anträgen gegen die Wand.“ Selbst Blitzer aufstellen? Nicht möglich. Straßenverengungen oder Bodenwellen? Nicht erlaubt. Eine Lösung gibt es lediglich rund um das Problem der Falschparker im Umkreis der Schule. Zusammen mit der Stadt Bargteheide teilt sich die Gemeinde ab sofort einen Kontrolleur, der befugt ist, Knöllchen zu schreiben.

„Als nächsten Schritt wollen wir die unterschiedlichen Themen zusammenfassen und die weitere Vorgehensweise planen“, so Adrian Beuthner. „Wir wollen allen die Möglichkeit geben, das tägliche Leben leichter zu gestalten. In einem Dorf wie Bargfeld-Stegen sollte keiner alleine sein.“