Reinbek. Klimaschutz-Initiative Sachsenwald will umweltfreundliche Alternative zu Autos auch für größere Transporte möglich machen.
Das Gerät trägt locker 200 Kilogramm, Kühlschränke und Waschmaschinen sind damit problemlos zu transportieren: Auf Lastenräder passt einiges rauf. Ein solches will die Klimaschutzinitiative Sachsenwald kostenlos verleihen. Abhol- und Abgabestelle ist Onkel Dieters Naturkostladen am Reinbeker Täbyplatz. Das Projekt soll spätestens im Frühjahr 2020 umgesetzt werden. „Wenn es schneller klappt, wäre es umso besser“, sagt Joachim Becker. Er ist in der 20 Mitglieder zählenden Gruppe für die Bereiche Mobilität und Fahrrad zuständig. Seine Mitstreiter kommen aus Reinbek, aber unter anderem auch aus Glinde und Wentorf. Allerdings ist die Finanzierung noch nicht gesichert.
„Wir benötigen rund 3000 Euro und sind auf Spenden angewiesen“, so Becker. Ein spezielles Rad haben die Klimaschützer schon im Visier – mit einer Drahtseillenkung, das leicht zu handhaben sei. „Es ist prädestiniert für Großeinkäufe und kann das Auto ersetzen“, so der 60-Jährige, der zugleich Reinbeker Ortsgruppenleiter des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ist. In Hamburg verleiht der Verein bereits Lastenräder gratis, in Stormarn gibt es die Kostenlos-Variante noch nicht.
Ein Bioladen wird Standort für den Verleih
Becker konnte Bioladeninhaber Daniel Jensen (39) dafür gewinnen, dessen Lager als Ausleihe-Standort zu nutzen. Das Rad kann dort zu den Ladenöffnungszeiten abgeholt und zurückgebracht werden: von montags bis freitags zwischen 8 und 19 Uhr sowie sonnabends von 8 bis 14 Uhr. „Es wird auch unter der Woche die Möglichkeit geben, das Rad zwei oder drei Tage zu behalten“, sagt Becker. Die Anmeldung soll über eine Online-Plattform (https://klara.bike) geregelt werden.
Becker hat sich gerade ein eigenes Lastenrad zugelegt. Vornehmlich wird es seine Tochter nutzen. Doch am morgigen Dienstag nimmt es der Reinbeker ADFC-Chef für einige Tage unter Beschlag. Es geht auf große Tour. Zum dritten Mal nimmt Becker an der sogenannten Schokofahrt teil. Dieser Ausflug nach Amsterdam beinhaltet den emissionsfreien Transport von Schokolade. Die Radler wollen auf alternative Verkehrsmittel zu Auto, Flugzeug oder Bahn aufmerksam machen. Sie bringen die 90-Gramm-Tafeln nach Deutschland und beliefern Bioläden. Das machen sie, ohne dafür bezahlt zu werden. Die Kakaobohnen kommen aus der Karibik und gelangen mit einem Segelschiff nach Europa. Eine Manufaktur in Amsterdam verarbeitet diese dann zu Schokolade.
Joachim Becker organisiert Schokofahrt nach Amsterdam
„Der Kakao ist unter biologischen, nachhaltigen und fairen Bedingungen angebaut“, berichtet Becker. 120 Personen machen hierzulande bei der Schokofahrt mit, starten von verschiedenen Orten. Der Reinbeker organisiert die Tour für den norddeutschen Bereich. Sieben Frauen und Männer im Alter von 19 bis 75 Jahren sind dabei, Becker ist der einzige Stormarner. Die Route führt an vier Tagen über Bremen, Meppen in die Niederlande nach Deventer und von dort weiter nach Amsterdam.
Rund 1000 Kilometer wird Becker auf Hin- und Rückfahrt strampeln. Ein Extra-Training hat er nicht benötigt, steht voll im Saft. In den Sommerurlaub nach Dänemark fährt er schon seit vielen Jahren mit dem Rad, auf dem er auch täglich in der Region unterwegs ist. „Im Jahr komme ich auf rund 7000 Kilometer“, sagt der Kaufmann, mit seinem alten Auto seien es zwischen 4000 und 5000. „Und die Strecke nach Amsterdam ist auch nicht wirklich anspruchsvoll.“ Bei seiner letzten Teilnahme lag das Durchschnittstempo bei 22 km/h.
Mehr als 1,5 Tonnen Schokolade werden transportiert
Im Vorfeld bedarf es einiger Absprachen, weil es auch darum geht, das Gewicht auf dem Rad so gering wie möglich zu halten. Nur ein Gruppenteilnehmer ist mit Werkzeug für Reparaturen ausgestattet. „Mein Equipment ist maximal fünf Kilo schwer, Ersatzschuhe nehme ich nicht mit“, sagt Becker. Dafür aber reichlich Schokolade auf dem Rückweg, diesmal 25 Kilogramm. Den Großteil davon bringt er nach Reinbek zu Onkel Dieters Naturkostladen, ein weiterer Abnehmer ist ein Geschäft in Hamburg.
„Bundesweit haben wir bei der jetzigen Tour mehr als 1,5 Tonnen Schokolade im Gepäck“, sagt der Reinbeker. Becker behauptet, er sei kein konsummaximierender Mensch. Die Bio-Schokolade hat es ihm allerdings angetan. Drei Kilo sind beim anstehenden Transport für den Eigenverbrauch vorgesehen.