Ahrensburg . Im September wollen die Geschäfte im 30-Millionen-Neubau eröffnen. Supermärkte lehnten den Standort ab – wegen fehlender Parkplätze.

Auf dem Lindenhof-Gelände in Ahrensburg werden zwei Billigläden eröffnen. Der Textildiscounter Kik und der Schnäppchenmarkt Tedi haben die Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss des neuen Wohn- und Geschäftshauses gemietet. In den kommenden Monaten sollen die Räume, die sich zurzeit noch im Rohbau-Stadium befinden, nach den Verkaufskonzepten der beiden zusammengehörenden Handelsketten ausgebaut und gestaltet werden.

„Die Eröffnung wird Ende des Sommers sein, wahrscheinlich im September“, sagt Marco Daedelow, Geschäftsführer der Qcoon Real Estate GmbH, auf Abendblatt-Anfrage. Die Hamburger Firma vertritt die Interessen des Investors und Bauherren Curata aus Karlsruhe. Tedi wird auf 520 Quadratmeter Verkaufsfläche einen bunten Warenmix aus Schreibwaren, Bastelbedarf, Dekoartikeln, Drogerieprodukten und allerlei Krimskrams anbieten, Kik verkauft auf 525 Quadratmeter vor allem Billigkleidung. Beide gehören zum Handelskonzern Tengelmann aus Mülheim an der Ruhr und haben laut Daedelow „langfristige Mietverträge“ unterschrieben. Er sagt: „Es war uns unheimlich wichtig, Mieter zu finden, die nicht nach fünf Jahren wieder ausziehen.“

Kik und Tedi nicht erste Wahl

Trotzdem seien Kik und Tedi nicht seine erste Wahl gewesen, gibt er zu. „Unser großes Ziel war es, einen Nahversorger zu bekommen.“ Zweieinhalb Jahre habe er deutschlandweit nach einer Supermarktkette gesucht, aber nur Absagen kassiert. „Keiner hat an den Standort geglaubt“, sagt Daedelow. Ein Problem seien fehlende Parkplätze gewesen. Die Tiefgarage unter dem neuen Wohn- und Geschäftshaus bietet 72 Stellplätze, die ausschließlich den Mietern zur Verfügung stehen. „Die großen Supermarktketten haben rund 70 öffentliche Parkplätze gefordert, das konnten wir nicht bieten.“ Kik und Tedi hätten dagegen gar keine Parkplätze gewollt. „Ihr Konzept setzt auf Laufkundschaft.“

Das Thema Parkplätze hatte schon in der Planungsphase für viel Streit in Ahrensburg gesorgt, denn durch die Bebauung sind rund 70 öffentliche Stellplätze am Lindenhof weggefallen.

Noch nicht alle Flächen vermietet

Dieser Entwurf der DFZ-Architekten aus Hamburg war die Planungsgrundlage für den Lindenhof. Hinter der großen Glasfront im Erdgeschoss war ein Supermarkt vorgesehen.
Dieser Entwurf der DFZ-Architekten aus Hamburg war die Planungsgrundlage für den Lindenhof. Hinter der großen Glasfront im Erdgeschoss war ein Supermarkt vorgesehen. © DFZ Architekten

Andere Interessenten sagten wiederum dem Investor nicht zu. „Wir hätten mit H & M unterschreiben können, aber das haben wir aus wirtschaftlichen Gründen nicht gemacht. Die Verträge mit dem Unternehmen sind uns zu riskant“, sagt der Geschäftsmann. Da die Curata das Lindenhof-Gebäude in ihrem Immobilienbestand behalten und nicht als Projektentwickler weiterverkaufen wolle, sei dem Unternehmen Sicherheit wichtig.

Noch nicht vermietet ist die Fläche in der Spitze des Gebäudes. Dort stehen im Erdgeschoss 243 Quadratmeter zur Verfügung. „Es gibt Interessenten, mit denen wir zurzeit Gespräche führen“, sagt Daedelow. Geplant sei ein gastronomisches Angebot, zum Beispiel ein Café mit Sitzmöglichkeiten im Freien. „Wir haben gerade erst mit der Suche angefangen, nachdem nun die beiden Ankermieter feststehen.“

In zwei Wohnungen gab es einen Wasserschaden

Ebenfalls noch nicht vermietet sind die Büroflächen im nördlichen Gebäudeteil. Dort stehen im ersten Stock noch 714 Quadratmeter leer. Sie könnten laut Daedelow von einem Nutzer gemietet oder in vier Flächen unterteilt werden. „Wir sind unter anderem mit einem Physiotherapeuten im Gespräch.“ Auf der südlichen Seite (540 Quadratmeter) arbeitet bereits seit Februar eine Rechtsanwaltskanzlei: Costard Tögel & Partner sind innerhalb Ahrensburgs umgezogen.

Von den 62 Wohnungen in den Stockwerken zwei bis sechs sind inzwischen 59 vermietet. Beim Einzug Ende Januar lief allerdings einiges schief. So mussten die Mieter ihre Möbel zum Beispiel über die Garage ins Haus bringen. „Durch die Restarbeiten am Gebäude gab es einige Widrigkeiten, aber aus logistischen Gründen ging es nicht anders“, sagt Daedelow. Der Termin habe witterungsbedingt schon mal verschoben werden müssen, eine zweite Verzögerung habe man vermeiden wollen.

Wohnungen erst später fertig

Eine Wohnung ist derzeit noch auf dem Markt, bei den restlichen beiden beginnt die Vermarktung erst im Mai. „Wir hatten dort einen Wasserschaden, verursacht durch die Heizungsleitung“, sagt Daedelow. „Die vorgesehenen Mieter sind in andere Wohnungen umgezogen, wir mussten die Räume neu sanieren.“ Die Arbeiten an den beiden Drei-Zimmer-Wohnungen sollen Ende April abgeschlossen sein. Auch bei anderen Wohnungen habe es Probleme gegeben, bestätigt Marco Daedelow. Mieter erzählten dem Abendblatt von kaputten Balkontüren und Fenstern sowie Schäden am Parkett. Diese sollen jetzt nach und nach behoben werden.

Der durchschnittliche Quadratmeterpreis liegt laut Investor bei 12,06 Euro. Etwas höher ist er bei den Büroflächen (12,50 Euro). Für den Einzelhandel nennt Daedelow auf Anfrage keine konkreten Zahlen, sagt nur: „Das variiert.“ Zu Beginn der Vermarktung Anfang 2018 hieß es, die Kaltmiete beginne dort bei 16,50 Euro pro Quadratmeter.

Unternehmen investiert 30 Millionen Euro in den Bau

Im Außenbereich des rund 3000 Quadratmeter großen Geländes zwischen Bahnhofstraße, Woldenhorn und Wilhelmstraße gibt es noch einiges zu tun. Derzeit werden die Pflastersteine für die Gehwege um das Gebäude verlegt. Nach Ostern soll der Innenhof in Angriff genommen werden und mit einem kleinen Spielplatz, Pflanzkübeln und Sitzmöglichkeiten verschönert werden. Auch Abstellmöglichkeiten für Fahrräder werden noch errichtet. Insgesamt soll es 185 Plätze geben, teils werden sie von der Stadt Ahrensburg gestellt. Gut die Hälfte wird laut Daedelow für die Öffentlichkeit nutzbar sein.

Curata investiert in das Lindenhof-Projekt rund 30 Millionen Euro. Daedelow sagt: „Die Summe ist trotz einer Baukostensteigerung von gut acht Prozent im kalkulierten Bereich geblieben.“