Steinburg. Mehr als 80 Bürger äußern bei Workshop im Steinburger Ortsteil Mollhagen ihre Wünsche. Planungsbüro erarbeitet ein Entwicklungskonzept.
Wie soll mein Dorf in 15 Jahren aussehen? Kann mein Ortsteil wachsen und trotzdem seinen idyllischen Charakter bewahren? Wie können Arztpraxis und Kaufmannsladen erhalten, die Nahverkehrsanbindung verbessert werden? Frage wie diese sind es, die sich die Bürger von Steinburg, am besten bekannt durch seinen Fußballclub SV Eichede, bei der Erarbeitung eines Ortsentwicklungskonzeptes stellen.
Mehr als 80 von ihnen kamen zum Workshop im Ortsteil Mollhagen, um zusammen mit dem Bürgermeister und einem Planungsbüro an der Vision für ihr Dorf 2035 zu arbeiten. Wolfgang Meyer (CDU), der seit vergangenem Jahr die Geschicke der 2800-Einwohner-Kommune lenkt, sagt: „Ich bin von der Beteiligung begeistert. Vor allem, weil es noch gar nicht um ein konkretes Projekt geht.“ In der ersten Runde der Workshops – es gab auch für die Ortsteile Eichede und Sprenge jeweils einen – sollte erläutert werden, wofür das Konzept gut ist. Das erklärt Stephanie Eilers vom Lübecker Planungsbüro BCS: „Sie können so den Planern beim Land ihre Bedürfnisse besser schildern, erhöhen die Chancen, dass etwas in ihrem Sinne umgesetzt wird und es vielleicht auch noch Fördergeld dafür gibt.“ Bereits die Erstellung dieses Konzepts wird zu großen Teilen von Bund und Land gefördert. Eine Gelegenheit, die auch andere Kommunen im Kreis wahrnehmen wollen. In Siek wird gerade die Ausschreibung vorbereitet.
Bürger sind die Ortsexperten
Heppner, ebenfalls vom Planungsbüro, erklärt, wie das Ortsentwicklungskonzept erstellt werden soll: „Heute geht es vor allem um ihren Ortsteil und natürlich um Steinburg als Ganzes. Dazu brauchen wir Ihre Hilfe, denn Sie sind die Experten vor Ort.“ Dabei haben die Planer in den vergangenen Wochen schon selbst eine Analyse erstellt, sich bei einer Begehung umgeschaut. An diesem Abend wollen sie einen Blick für die Vorstellungen der Bürger bekommen: Welche Stärken hat ihr Ort, wo liegen Schwächen, und welche Wünsche haben sie für die weitere Entwicklung? Grüne, rote und gelbe Pappkarten werden verteilt. Grün steht für die Vorzüge des Ortes, rot für Schwächen und auf den gelben Karten sollen Wünsche notiert werden.
Mehr Busse und Platz für eigenes Gewerbe
Gekommen ist zu diesem Abend auch eine Gruppe von Schülern mit einem klaren Anliegen. Tjorgen Wendland zum Beispiel sagt: „Wir wünschen uns eine häufigere Busverbindung nach Bargteheide, und das Sammeltaxi sollte für uns kostenlos sein“, so der 15-Jährige. Die meisten der Kinder- und Jugendlichen in Steinburg besuchen weiterführende Schulen in der je nach Ortsteil rund zwölf Kilometer entfernten Stadt. Mit zusätzlichen Bussen wäre Schülern geholfen, wenn der Unterricht einmal später beginnt oder sie am Nachmittag oder am Wochenende noch Freunde besuchen wollen.
Auch die Erwachsenen aus allen Altersgruppen beteiligen sich stark. Katharina Ohlms (35) lobt die vielen Veranstaltungen im Ort, sagt aber auch: „Uns fehlt ein zentraler Festplatz.“
André Teßmer betreibt eine Zimmerei in Mollhagen. Er würde gern expandieren. „Aber dafür fehlen die Gewerbeflächen.“ Seine Frau Daniela stört sich an zu vielen parkenden Autos an der Hauptstraße. „Wir müssen mit unserem Anhänger dort Slalom fahren“, sagt sie. Die Planerinnen Eilers und Heppner sammeln die Karten ein, sortieren doppelte Vorschläge aus und hängen die verbliebenen Pappen an Tafeln.
Anwohner schätzen ihre Vereine
Jeder Bürger bekommt nun kleine gelbe Klebepunkte, kann so deutlich machen, was ihm besonders wichtig ist. Gelobt wird, dass die Gemeinde durch Zuzug und eigene Kinder jung bleibt, das Sportangebot, die Freiwillige Feuerwehr und ihre Feste. Aber auch, dass es eine Grundschule, Gaststätte, Ärzte, einen Kaufmannsladen und eine Bank vor Ort gibt. Doch es gibt auch Kritikpunkte, wie die teilweise langen Taktzeiten zwischen den Busverbindungen. Angst, ob die oben genannte Infrastruktur erhalten werden kann, fehlende Radwege und Gewerbeflächen. Zudem wollen die Steinburger keine neuen Windkraftanlagen.
Planer geben vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten
Dabei sind die Workshops in den einzelnen Ortsteilen nur der erste Schritt der Bürgerbeteiligung. Stephanie Eilers sagt: „Wir haben an verschiedenen Orten im Dorf Wunsch-Bäume aufgestellt.“ So etwa in der Bahnhofsgaststätte Bern in Mollhagen, beim SV Eichede und im Gemeindehaus in Sprenge. „So können die, die nicht zur den Workshops kommen konnten, trotzdem Anregungen abgeben“, sagt sie. Außerdem sollen die Kinder als „Dorfdetektive“ ihren Ort erkunden. „Sie sehen die Welt mit eigenen Augen“, so Eilers. Ausgestattet mit Einmalkameras sollen sie festhalten, was sie bewegt. Ob es die kaputte Schaukel oder der zugeparkte Fußweg ist. All diese Ideen sollen dann in eine Bürgerwerkstatt im Mai einfließen.
„Über die nächsten Schritte informieren wir Sie und sind auch zwischendurch erreichbar“, verspricht Eilers und verweist auf einen Mail-Verteiler, in den sich Bürger eintragen können. Erst dann wollen die Stadtplaner ein Konzept schreiben und zu einer Abschlussveranstaltung einladen. „Und auch dort können Sie noch Anregungen geben.“