Jersbek. Etliche Hundebesitzer werfen Tüten in die Natur. Material soll besser verrotten. Umweltexperten sind skeptisch.

Hundekothaufen am Wegesrand sind ein Ärgernis. Mehr noch, wenn sie vorher in Plastiktüten verpackt worden sind. Um dem Müll in der Natur entgegenzutreten und etwas für den Umweltschutz zu tun, hat sich die Unabhängige Wählergemeinschaft Jersbek (UWG) nun eine Lösung überlegt. Die Kommunalpolitiker planen, die Kunststoffbeutel in Hundetoiletten gegen organisch abbaubare Tüten zu tauschen. Der Bau-, Wege- und Umweltausschuss stimmt am heutigen Mittwoch über einen entsprechenden Antrag ab.

„Während unserer jährlichen Aufräumaktion im Frühjahr sind uns ungezählte Plastikbeutel am Straßenrand und im Gebüsch aufgefallen“, sagt Gemeindevertreterin Anja Samson. „Wir haben nach einem Ausweg gesucht, um die Tüten nicht gleich ganz abzuschaffen.“

Die neuen Beutel sind mehr als doppelt so teuer

9000 Tüten verteilt die Gemeinde im Jahr auf acht Beutelstationen in Timmerhorn, Klein Hansdorf und Jersbek. Die sogenannten Hundetoiletten stehen an Wander- und Spazierwegen, damit Gassigänger bequem auf die Kotbeutel zugreifen können. Doch obwohl einige Stationen sogar integrierte Mülleimer haben, landen die Tüten häufig im Knick.

„Ein einziges Trauerspiel“, sagt Michael Bruss, „vor allem für die Umwelt.“ Denn die Tüten aus Kunststoff brauchen zehn bis 20 Jahre, um zu verrotten. Das Umweltbundesamt geht sogar davon aus, dass Mikroorganismen Kunststoffe nicht vollständig zersetzen können. Mikroplastikpartikel bleiben dauerhaft erhalten. Ein Grund, warum sich weltweit an Stränden Kunststoffberge sammeln.

„Mit den neuen Tüten wollen wir die Produktion von Plastik minimieren und den Verbrauch von Rohöl als Ressource vermeiden“, sagt Bruss. „Vielleicht können wir andere Gemeinden motivieren, die Beutel ebenfalls auszutauschen.“

Während Jersbek bisher 185 Euro für 10.000 Tüten bezahlt hat, würde sich der Preis bei einer Umstellung mit 391 Euro mehr als verdoppeln. Hinzu kommen unabhängig von den Tüten 2356 Euro, die der Bauhof für Lohn- und Fahrzeugkosten veranschlagt. „Das ist ein Service der Gemeinde“, sagt Bürgermeister Herbert Sczech. „Den Dreck einfach liegen zu lassen ist für uns keine Option.“

In Stormarner Kommunen gibt es durchaus Unterschiede. Während Bargteheide 210.000 Beutel in 14 Spender-Stationen verteilt, verzichtet Reinfeld ganz darauf. Und Reinbek denkt darüber nach, die Hundetoiletten wieder abzuschaffen. Jährlich werden dort 200.000 Beutel in sechs Stationen verbraucht.

Elmenhorst hat 20 Hunde-WCs aufgestellt – mit Plastiktüten

Im Gegensatz zu Jersbek hält die Reinbeker Verwaltung biologisch abbaubare Kunststoff- oder Papierbeutel nicht für sinnvoll, da bei der Produktion mindestens genauso viel Energie und Rohstoffe verbraucht werden. Die Stadt habe sich beim Umweltbundesamt informiert, so Rathaussprecher Lennart Fey. „Die einzige Alternative zu den Kunststoffbeuteln ist der Verzicht auf Beutel jeder Art“, sagt Fey. „Wir überlegen zurzeit, wie das in Reinbek funktionieren kann.“

Elmenhorst hingegen hat bei Hunde-WCs gerade erst kräftig aufgerüstet. 20 Beutelspender sind im vergangenen Monat aufgestellt worden – und außerdem 35 Mülleimer. Die Kosten liegen bei rund 10.000 Euro. Eine stolze Summe, jedoch deutlich weniger als die Steuereinnahmen, sagt Mitinitiatorin Annelie Helms. Die 2700-Einwohner-Gemeinde hat mit Bad Oldesloe, Ammersbek, Glinde und Lütjensee mit 120 Euro den Hundesteuer-Höchstsatz im Kreis.

Auch die Mülleimer seien wichtig, sagt Helms. Die Mitglieder der Gruppe seien die Gassirunden durchgegangen und hätten geschaut, wo welche Einrichtung Sinn macht. „Zusätzlich haben wir uns bewusst für rote Plastikbeutel entschieden, weil die Hemmschwelle größer ist, diese in den Knick zu werfen“, so Helms. „Eine sinnvolle ökologische Alternative zum Plastik haben wir hingegen nicht gefunden.“ Die Stationen würden gut angenommen, der Abfall lande in den vorgesehenen Behältern.

Papiertüten wären die umweltfreundlichste Option

Die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) beurteilt Bioplastik ebenfalls kritisch. AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke vergleicht den Einsatz der Öko-Hundekotbeutel mit anderen Mülltüten aus Maisstärke. „Die Menschen schmeißen die Tüten mit gutem Gewissen weg, obwohl wir sie aufwändig aus den Biotonnen aussortieren müssen“, sagt Stötefalke. „Auch diese Beutel bestehen zum Teil aus konventionellen Kunststoffen, die damit in die Natur gelangen.“

Wenn sich der Kompost mit den Stoffen vermische, sei dieser nicht mehr zu verkaufen, gibt Stötefalke zu bedenken. Besser wäre es, auf Papiertüten oder Zeitungspapier zurückzugreifen.

Im Ort bekommt die UWG jedoch Rückendeckung. Die Bürger für Jersbek (BFJ) – neben der UWG größte Fraktion der Gemeinde – plant, den Antrag zu unterstützen. Jörg Knickrehm (BFJ): „Wir finden die Idee grundsätzlich gut, auf nachwachsende Rohstoffe zu setzen. Unsere einzige Sorge ist, dass die Bürger die Tüten noch leichtfertiger in die Umwelt werfen. Dass das nicht geht, müssen wir in einem Gemeindebrief erklären.“