Jersbek. In unserer Serie „Bank-Geheimnisse“ stellen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank vor. Heute: Der Jersbeker Herbert Sczech.
Als Büroleitender Beamter ist Herbert Sczech ranghöchster Mitarbeiter der Bargteheider Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Dabei ist er selbst Bürgermeister und Amtsvorsteher. Im Ehrenamt ist der 68-Jährige seit 2008 erster Bürger seiner Heimatgemeinde Jersbek und steht seit 2013 dem Amt Bargteheide-Land vor. „Das passt eigentlich ganz gut“, antwortet er auf die Frage, wie sich diese Ämter und eine leitende Position im Beruf vereinbaren lassen. „Wir praktizieren den kurzen Dienstweg“, sagt er über die Zusammenarbeit mit der Bargteheider Verwaltungschefin. „Außerdem bin ich durch meine Arbeit geübt im Akten lesen und kenne die Themen.“
Wir treffen den zweifachen Familienvater auf einer Bank nur einen Katzensprung von seinem Haus im Jersbeker Ortsteil Timmerhorn entfernt. „Im Moment fahre ich hier öfter vorbei, als dass ich hier sitze“, sagt Sczech. Dann sehe er aber Nachbarn hier sitzen, einen Klönschnack halten. Dafür bleibt dem gebürtigen Hamburger im Moment kaum Zeit. Noch hat er eine 60-Stunden-Woche. „Ich arbeite Vollzeit und schon aus Fairness gegenüber den Kollegen ist mir wichtig, dass mein ehrenamtliches Engagement nicht zu Lasten der Arbeit geht.“
Für sein ehrenamtliches Engagement investiert er viel Zeit
Die ursprünglich für diesen Herbst geplante Pensionierung hat der diplomierte Verwaltungswirt jedoch noch einmal aufgeschoben. „Ein Kandidat für meine Nachfolge ist kurz vorher abgesprungen“, sagt er. Für ihn sei es selbstverständlich gewesen, noch einmal weiterzumachen. Die Suche laufe nun weiter, aber Anfang kommenden Jahres sei definitiv Schluss. Dann sei hoffentlich mehr Zeit für die Bank in vertrauter Umgebung. „Das gefällt mir“, sagt er. Die Sprechstunde beim Bürgermeister könnte für die Timmerhorner dann noch direkter ausfallen als bisher.
Sczech, dessen Vorfahren aus dem ostpreußischen Neidenburg (heute Nidzica in Polen) stammen, wird täglich von Bürgern angesprochen. Dennoch sagt er: „Meine ehrenamtliche Tätigkeit lässt sich gut auf den späten Nachmittag und frühen Abend konzentrieren.“ Ungefähr die Stundenzahl eines Halbtagesjobs komme damit jede Woche zusätzlich auf ihn zu. Trotz der vielen Arbeit ist es der Dienst am Bürger, der dem Timmerhorner schon immer viel Freude bereitet hat.
Feuerwehrkameraden ernannten ihn zum Ehrenwehrführer
Bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden aus der Freiwilligen Feuerwehr war er mehr als 40 Jahre lang aktives Mitglied, neun Jahre davon als Führer der Ortswehr Klein Hansdorf-Timmerhorn und sogar als Gemeindewehrführer Jersbek. „Damals fiel aber noch viel weniger Papierkram an“, sagt er rückblickend. Heute sei der Aufwand grenzwertig, meint der Verwaltungsbeamte. „Die Ausbildung der Wehrführer orientiert sich mittlerweile stark an der Berufsfeuerwehr.“ Trotzdem müsse der Dienst ein „lupenreines“ Ehrenamt bleiben. „Wer sich für die Freiwillige Feuerwehr entscheidet, schaut nicht auf die Stunden“, sagt er. Es sei ein Dienst an der Gemeinschaft, der einem viel abverlange. Trotzdem oder gerade deswegen müsse er aus Überzeugung gelebt und nicht aus finanziellen Erwägungen attraktiv werden, so Sczech. Dieses Engagement, goutierten seine Kameraden bei seinem Ausscheiden in diesem Frühjahr, indem sie Herbert Sczech zu ihrem Ehrenwehrführer machten.
Bei der jüngeren Generation beklagt Sczech jedoch eine gewisse Zurückhaltung. Noch sei die Wehr in Jersbek gut aufgestellt, die Demografie lasse jedoch Probleme erwarten. „Die Ganztagsschule und die heutzutage geforderte Mobilität für einen Ausbildungsplatz machen es uns schwer“, sagt er.
Bei den Kommunalwahlen 2018 will Sczech wieder antreten
Helfen könnten Zweitmitgliedschaften, bei denen Mitglieder anderer Feuerwehren, die tagsüber im Ort arbeiten, mit der lokalen Wehr ausrücken, so der ehemalige Wehrführer. Problematisch sei jedoch das Anspruchsdenken, das entsprechende Dienstleistungen zur Selbstverständlichkeit deklariere. „Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, lässt nach.“ Es werde mehr auf die eigene Freiheit geachtet oder sogar aus der zweiten Reihe gemeckert, anstatt selbst aktiv zu werden, schildert Sczech seine jahrzehntelangen Erfahrungen im Ehrenamt.
Freut sich der viel beschäftigte Mann, der seit 1972 für die Stadt Bargteheide arbeitet, nun auf seine Pensionierung? „Das weiß ich – ehrlich gesagt – noch gar nicht“, gibt er unumwunden zu. Jedenfalls wolle er die Gelegenheit nutzen, noch mehr Energie in seine Ehrenämter zu legen. „Mein Wissen aus der Verwaltung reicht noch für eine weitere Legislaturperiode“, sagt er. Im kommenden Mai wolle er deswegen wieder bei den Kommunalwahlen antreten und sich bei einer Wiederwahl auch erneut um den Posten als Amtsvorsteher bemühen. „Dafür rechne ich mir gute Chancen aus“, wie er mit einem zuversichtlichen Lächeln im Gesicht sagt.
Über eine größere Veränderung nachgedacht hat der Mann aus der 1750-Einwohner-Gemeinde nie wirklich. „Wobei, vielleicht doch“, sagt Herbert Sczech zurückhaltend kurz vor Ende des Gesprächs: „Zwei Mal war ich kurz davor, mich als hauptamtlicher Bürgermeister bei Kommunen in Stormarn zu bewerben“. Wann genau und wo, möchte er nicht in der Zeitung lesen, aber so viel sei verraten: „Meine Unterlagen hatte ich schon frankiert, stand vor dem Briefkasten, habe es dann aber nicht übers Herz gebracht, sie einzuschmeißen“, so der 68-Jährige. Schnell fügt er hinzu: „Zugetraut hätte ich es mir schon“. Aber nur hier in Timmerhorn, da sei er „Eingeborener“.