Ahrensburg. Am Sonnabend startet die Bürgerbeteiligung für die Route Ahrensburg–Volksdorf. Vorschläge zur Streckenführung gesucht.

Auf welcher Strecke soll der Radschnellweg verlaufen, der künftig Ahrensburg über Volksdorf mit der Hamburger Innenstadt verbinden wird? Von Sonnabend an haben Stormarner die Möglichkeit, in einem Bürgerbeteiligungsverfahren ihre Ideen einzubringen. Das Abendblatt beantwortet die fünf wichtigsten Fragen zur geplanten „Radautobahn“.

Worin unterscheidet sich ein Schnellweg von herkömmlichen Radstrecken?

Die Schnellwege sollen als eine Art „Radautobahn“ fungieren und ein unterbrechungsfreies und zügiges Fahren ermöglichen. Baulich umgesetzt wird das durch eine großzügige Breite und eine Konzeption, die Wartezeiten an Kreuzungen und Wegquerungen vermeidet.

Dazu können Brücken und Tunnel dienen. Auch sollen die Wege unabhängig von der Witterung und bei Dunkelheit problemfrei befahrbar sein. „Wir möchten Pendler, Tagesurlauber und Touristen zum Umstieg auf das Fahrrad bewegen und so den öffentlichen Nahverkehr, die Straßen und die Umwelt entlasten“, sagt Marion Köhler, Sprecherin der Metropolregion Hamburg, die die Federführung des Projekts innehat. Der neue Weg soll bis zu 795.000 Menschen einen Zugang zu einem schnellen Radverkehrsnetz ermöglichen.

Wie wird das Beteiligungsverfahren ablaufen?

Bislang haben die Planer sich lediglich auf einen groben Verlauf, einen sogenannten Korridor, geeinigt. Bei der genauen Planung der Route erhofft sich die Metropolregion die Mithilfe der Bürger. Das Beteiligungsverfahren erfolgt in zwei Schritten. Zunächst sind Bürger von Sonnabend, 30. März, bis Sonntag, 5. Mai, dazu aufgerufen, Wünsche und Ideen zur Streckenführung im Internet auf einer interaktiven Karte zu markieren. Im Anschluss stehen die ausgewerteten Beiträge den beteiligten Kommunen sowie den beauftragten Planungsbüros zur Verfügung und sind im Internet einsehbar. In einem zweiten Schritt sind Workshops vorgesehen, in denen die Vorschläge mit den Bürgern vor Ort diskutiert werden. Erst wenn die Streckenführung festgelegt und die Kosten kalkuliert sind, wird von den Kommunen anhand einer Machbarkeitsstudie über die Realisierung des Projekts entschieden.

Wie kann ich an der Internetumfrage teilnehmen?

„Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, die Beiträge können sowohl namentlich als auch anonym verfasst werden“, sagt Köhler. „Wir wollten die Schwelle für eine Beteiligung möglichst niedrig halten.“ Mit einem Mausklick auf das Feld „neuen Beitrag verfassen“ öffnet sich ein Formular, in welches Text und Kartenmarkierungen eingetragen werden.

In der Karte können sowohl Streckenführungen mittels einer Linie eingezeichnet, als auch Orte mit Punkten markiert werden. Berücksichtigt werden nur Markierungen innerhalb des hervorgehobenen Streckenkorridors. Anschließend kann ein kurzer Text mit Anmerkungen zum eigenen Streckenvorschlag eingegeben werden.

Um die Auswertung zu erleichtern, wird der Beitrag einem Thema zugeordnet. Zur Auswahl stehen die Kategorien „Streckenführung und Ziele“, „Fahrkomfort und Attraktivität“, „Konflikte mit anderen Verkehrsteilnehmern“ sowie „Querungen und Barrieren“. Auch sollte ausgewählt werden, ob es sich um einen Vorschlag, eine Frage oder Kritik handelt. Die interaktive Karte mit den Beiträgen ist während des Verfahrens öffentlich einsehbar, Einträge können von anderen Nutzern kommentiert und ergänzt werden.


Wie sieht der aktuelle Stand der Planung aus?

Im Vorfeld der Bürgerbeteiligung hat die Technische Universität (TU) Hamburg in einer Potenzialanalyse 33 mögliche Korridore untersucht. Marcus Peter vom Institut für Verkehrsplanung und Logistik der TU: „Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass ausgehend vom Wohnort die Erreichbarkeit von Arbeitsplätzen und Schulen mit dem Fahrrad durch Radschnellwege um bis zu 75 Prozent verbessert werden kann.“

Konkret untersuchten die Experten, wie viele Menschen im Umkreis von 3,5 Kilometern um den Korridor leben und damit unmittelbar profitieren würden, wie viele Arbeitsplätze durch einen Schnellweg zusätzlich mit dem Fahrrad erreichbar würden und ob Reisezeitverkürzungen zu Schulen, Bahnhöfen und anderen Einrichtungen erzielt würden.

In Stormarn prüfte die Universität auch Korridore von Barsbüttel, Glinde und Reinbek nach Hamburg, von Ahrensburg nach Hamburg-Poppenbüttel sowie von Bad Oldesloe nach Ahrensburg. Die Strecke Ahrensburg–Volksdorf ist die einzige verbliebene Strecke auf Stormarner Gebiet. Sie soll sich überwiegend am Verlauf der U-Bahnlinie 1 orientieren. An der U-Bahnstation Volksdorf wird die neue „Radautobahn“ mit der bestehenden Hamburger Veloroute 6 verknüpft, die bis über Berne, Farmsen und Wandsbek ins Hamburger Zentrum führt.

Was erhofft sich die Metropolregion Hamburg von der Bürgerbeteiligung?

„Ziel ist es, durch die Berücksichtigung der Wünsche potenzieller Nutzer die bestmögliche Route zu finden, aber wir hoffen auch, auf uns bislang nicht bekannte bauliche Problemstellen und mögliche Barrieren aufmerksam zu werden“, sagt Köhler.

Nach ihrer Ansicht hat sich das Konzept bereits bewährt. Für fünf der neun Streckenkorridore ist das Beteiligungsverfahren abgeschlossen. Bis Mitte März verzeichnete die Metropolregion mehr als 11.000 Seitenzugriffe, rund 750 Beiträge wurden verfasst. Die Vorschläge seien von Einzelpersonen und Interessengruppen wie dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) beigesteuert worden. „Die Beiträge waren rundum sehr wertvoll für uns, sachdienlich und hilfreich für die weiteren Planungen“, sagt Marion Köhler.

Bürgerbeteiligung Sa 30.3. bis So 5.5. im Internet unter http://metropolregion.hamburg.de/rsw-ahrensburg-hh