Zarpen . 2021 wird die Kirche 800 Jahre alt, bis dahin sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Kosten: Rund 200.000 Euro.

Die Kirche Zarpen feiert 2021 ihr 800-Jähriges Jubiläum, ein Grund zur Freude. Weniger erfreulich ist jedoch der aktuelle Zustand der Kirche. Sie muss saniert werden und die Kosten belaufen sich auf 201.500 Euro. Das Geld wird dringend benötigt, denn Malereien, die die Kirchendecke verzieren und jeden Besucher „himmelwärts“ blicken lassen, sind durch Feuchtigkeitsschäden angegriffen, vereinzelte Ziegelsteine, die von Salzschäden betroffen sind, schauen unter dem Putz hervor und unter den Malereien haben sich Hohlstellen gebildet, die schon bald für Einsturzgefahr sorgen könnten.

„Sollten diese nicht aufgespritzt werden, könnte uns wortwörtlich die Decke auf den Kopf fallen“, so Pastor Nils Wolffson (33). Wolffson, der mittlerweile schon seit fast vier Jahren im Amt ist, lässt sich von all dem nicht die Zuversicht nehmen. „Die Kirche Zarpen steht für Beständigkeit und ist damit ein wunderbares Zeichen der Hoffnung“, so der 33-Jährige Kirchenpädagoge. Die Sanierung der Kirche ist für ihn weniger ein bloßes Projekt als eine persönliche Angelegenheit. „Hoffnung ist mein Geschäft und die bringe ich Menschen gerne, das erfüllt mich auch persönlich.“ So ist es wenig verwunderlich, dass Wolffson sich mit dem Projekt „#himmelwärts“, sehr für die Sanierung einsetzt.

Teile der Kirche deutlich älter als bisher bekannt

Die Kirche in Zarpen muss saniert werden.
Die Kirche in Zarpen muss saniert werden. © Melissa Jahn

Stolz zeigt er auf einige Malereien und die Bögen im Innenraum der Kirche. „Wir haben erst vor kurzem herausgefunden, dass die Bögen in unserer Kirche, von denen wir angenommen hatten, sie wären aus dem 17. Jahrhundert, deutlich älter sind.“ Laut der Expertin Antje Heling-Grewolls, Referentin für Kunst und Kulturgut der Nordkirche, stammen sie ungefähr aus dem 14. Jahrhundert und gehören damit zu den ältesten Blattrankenformen des Mittelalters. Es sind solche neuen Erkenntnisse und die Geschichte der Kirche, die dem Pastor, der gebürtig aus der Nähe von Bremen kommt, immer wieder auf Neue klarmachen, wie wichtig sein Einsatz ist.

Im Jahr 1221 hatten Zisterziensermönche beim Bau der Kirche die Absicht, diese nicht nur sich selbst, sondern allen Menschen zugänglich zu machen. „Sie wollten eine Kirche für alle, das war damals sehr ungewöhnlich und macht es umso schöner“, so Wolffson. Er sieht die Kirche noch immer im Dienste der Gemeinschaft. „Ob es das Läuten der Kirchenglocken ist, welches sich durch den ganzen Ort ausbreitet oder die Silhouette der Kirche - für die Menschen aus Zarpen gehört sie zur Heimat und zum Heimatgefühl. Ich merke zwar auch, dass unsere Kirchenmitglieder weniger werden, aber selbst die Menschen, die nicht in die Kirche kommen, setzen sich für diese ein“, sagt Wolffson. So riet ihm ein Anwohner, dass er sich mit Bettina Hagedorn, der Bundestagsabgeordneten der SPD des Wahlkreises, in Verbindung setzen solle. Die Staatssekräterin im Bundesministerium der Finanzen hatte sich in der Vergangenheit schon oft erfolgreich für die Förderung historischer Projekte eingesetzt.

Bundestagsabgeordnete setzt sich für Kirche ein

Ein hilfreicher Anstoß, denn ihr Besuch am 5. März verlief vielversprechend. Sie setzt sich aktuell für eine Bezuschussung aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes ein. Im Mai fällt die Entscheidung. Sollte sie Erfolg haben, wird die Kirche Zarpen einen Zuschuss von 50 Prozent erhalten. Das restliche Geld soll über Stiftungen, eine zehnprozentige Eigenbeteiligung der Kirche aus einer Erbschaft und durch Spenden finanziert werden. Seit Anfang März hat jeder, der das Projekt unterstützen möchte die Möglichkeit an die Kirchengemeinde Zarpen zu spenden.

Falls das Projekt keine Bezuschussung durch den Bund erhalten sollte, sieht der Pastor große Probleme. „Wir werden mit der uns zur Verfügung stehenden Erbschaft nur wenige Probleme beheben können – und die Nachhaltigkeit wäre auch nicht gegeben“, sagt Wolffson. Am kostspieligsten wird nämlich die Klimasanierung sein und ohne diese wäre jegliche Schadensbehebung oder -begrenzung nur auf Zeit: „Ich sehe uns dann in zehn bis 15 Jahren wieder an dem Punkt, an dem die Feuchtigkeit der Kirche und ihren alten Baumaterialien sowie den Wandmalereien zugesetzt hat und wir von vorne beginnen müssen.“

Jugendgruppe findet regen Zulauf

Bis zur wichtigen Entscheidung ist noch ein wenig Zeit. Und in dieser steht auch in der Kirche noch einiges an: Am 17. März hat sich die Pfadfindergruppe „Zarpener Wölfe“ gegründet, die Kindern und Jugendlichen ab 8 Jahren spielerisch die Natur näher bringt und ihnen ein Bewusstsein für die Schöpfung vermittelt. Wolffson: „Es ist eine Art der Gemeindeentwicklung und die Kinder und Jugendlichen haben sehr viel Spaß.“ Vor allem an Lagerfeuern scheint ein reges Interesse: „Wer also Lust hat, der Gruppe von mittlerweile 20 Mitgliedern beim nächsten Lagerfeuer Gesellschaft zu leisten, der kann gerne kommen. Eine Obergrenze gibt es nicht“, so der Pastor.

Wie das Projekt #himmelwärts ausgehen wird, ist noch unklar, umso sicherer für den Pastor: Er wird die Hoffnung nicht aufgeben. Denn Hoffnung ist sein Geschäft.