Ahrensburg. Wirtschaftsförderer WAS will eine neue Idee präsentieren, wie der Brennpunkt an der A1-Abfahrt Ahrensburg entschärft werden könnte.
Seit Jahren wird kontrovers diskutiert, wie der schwierige Verkehrsknoten an der A1-Abfahrt Ahrensburg/Siek entwirrt werden könnte. Lange Zeit schien ein Brückenneubau unausweichlich. Doch jetzt will die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) eine Alternative präsentieren, die kostengünstiger, vor allem aber deutlich schneller zu realisieren sei.
Wie das Abendblatt erfuhr, ist innerhalb der nächsten vier bis maximal sechs Wochen ein Gipfeltreffen mit Vertretern des Verkehrsministeriums, des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr, der Kreisverwaltung, der umliegenden Kommunen sowie Abgeordneten des Landtags in Bad Oldesloe geplant.
Situation hat sich durch neue Gewerbeflächen verschärft
„Das neue Gutachten in enger Kooperation mit einem Ingenieurbüro hat länger gebraucht, als ursprünglich gedacht, aber jetzt liegt es vor“, bestätigte WAS-Chef Detlev Hinselmann dem Abendblatt. Kern der neuen Untersuchung sei eine Computersimulation, die Verkehrsströme an modifizierten Auf- und Abfahrten der A1-Anschlussstelle nachzeichnet.
„Auf den ersten Blick wirkt die Simulation so, als hätten hier Männer ihrem Spieltrieb freien Lauf gelassen“, sagte Hinselmann. Tatsächlich aber könne sie im besten Fall „einen neuen Ansatz“ zur Lösung des markanten Verkehrsproblems liefern. Zumal sich die Situation an dem neuralgischen Knoten in den vergangenen Jahren weiter verschärft habe. Einerseits durch die neuen Gewerbeflächen in Ahrensburg und Siek. Andererseits wegen weiterer Wohnungsbauprojekte, etwa in Delingsdorf und anderen Kommunen.
Dem Landesbetrieb fehlt es an Planungskapazität
Das bestätigt auch der Bürgermeister von Großhansdorf, Janhinnerk Voß. „Wir stellen fest, dass immer mehr Fahrer Ortsdurchfahrten in Großhansdorf, Siek und Hoisdorf als Ausweichstrecken nutzen.“ Auf der Sieker Landstraße etwa, wie auf der Hansdorfer Landstraße und dem Eilbergweg habe der Verkehr spürbar zugenommen – nicht nur in der Rushhour früh und abends. Dass es sich dabei vermehrt um überregionale Verkehre handele, würden unter anderem die vielen RZ-Kennzeichen aus dem Herzogtum Lauenburg belegen.
Normalerweise gehört der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur nicht zu den originären Aufgaben der WAS. Da es aber beim zuständigen Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr, der in den vergangenen Legislaturperioden einen erheblichen personellen Aderlass verkraften musste, an Planungskapazitäten mangelt, hat sich der Stormarner Wirtschaftsförderer vor drei Jahren den Hut für eine Entschärfung der Kreuzung von A1 und zur Landesstraße 224/Verlängerter Ostring aufgesetzt.
„Seit mehr als einem Jahrzehnt wird jetzt über diesen Brennpunkt debattiert. Deshalb haben wir uns als Initiator und Motivator der Sache angenommen, um endlich zu substanziellen Fortschritten zu kommen“, sagt WAS-Chef Detlev Hinselmann. Angesichts der Priorisierung anderer Großprojekte durch das Landesverkehrsministerium – wie etwa der Hinterlandanbindung über den Fehmarnbelttunnel und die Rader Hochbrücke – hätte es sonst womöglich noch deutlich länger gedauert, bis das größte Verkehrsproblem des Kreises angegangen worden wäre.
Verkehrsplaner hatten Neubau der Brücke favorisiert
Im August 2017 hatten Verkehrsplaner in einem Gutachten noch einen Brückenneubau südlich der bestehenden Brücke favorisiert. Der neue Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP), selbst Ahrensburger, zeigte sich wenig begeistert. Er verwies darauf, dass diese Lösung „quälend langwierige Planungsprozesse“ von mindestens zehn Jahren bedingen würde, in denen zunächst einmal die Verfügbarkeit notwendiger Flächen geklärt werden müsse. Ganz zu schweigen von den prognostizierten Gesamtkosten in Höhe von elf Millionen Euro: „Es muss noch eine andere Lösung geben, die sich schneller und günstiger realisieren lässt“, hatte sich Buchholz seinerzeit gewünscht. Nun legte die WAS eine neue Idee vor, die der Intention des Ministers folgt.
Tobias Koch, CDU-Fraktionschef im Kieler Landtag und ebenfalls Ahrensburger, begrüßte das Signal der WAS ausdrücklich. „Ich bin sehr gespannt auf die neuen Denkansätze. Es ist für die Region enorm wichtig, dass sich in der Sache endlich etwas bewegt.“ Koch selbst hatte 2017 angeregt, der Kreis und die betroffenen Kommunen sollten vielleicht auf private Planer zurückgreifen.
Großhansdorfs Bürgermeister vermisst übergreifendes Verkehrsgutachten
Bürgermeister Voß aus Großhansdorf vermisst unterdessen nach wie vor den Blick aufs große Ganze. Verkehrsgutachten im Zusammenhang mit einzelnen Bauvorhaben gebe es mehr als genug. „Was aber fehlt, ist ein übergreifendes Verkehrsgutachten, das alle Verkehre aus und in die neuentstandenen Gewerbegebiete und Wohnquartiere bündelt.“ Der wichtigste Kreuzungspunkt all dieser Verkehre ist und bleibe die A1-Brücke am Abzweig Ahrensburg.